Die Parteien wollen nah bei den Menschen sein – und sind doch oft sehr weit von ihnen entfernt. Sahra Wagenknecht, renommierte und auch von politisch Andersdenkenden geschätzte Politikerin der Linken, wird in der eigenen Partei gemobbt und sollte ausgeschlossen werden, was die Landesschiedskommission nun verhindert hat. Robert Habeck, lange Zeit potenzieller Spitzenkandidat der Grünen, musste Annalena Baerbock weichen, weil den Grünen der Frauen-Bonus wichtiger ist als Regierungserfahrung und eine solide Vita. Am schlimmsten treibt es die Union. Trotz haushoher Überlegenheit in allen Umfragen scheiterte Markus Söder an Armin Laschet, als es um die Kanzlerkandidatur ging. Weil alte Parteigranden meinten, ihre Macht ausspielen zu müssen und Eitelkeiten es nicht zuließen, dass die kleinere Schwesterpartei CSU den Top-Mann stellt. So könnte Strippenzieher Wolfgang Schäuble, der es als Bundestagspräsident nicht schafft, die aufgeblähte Volksvertretung wieder zu verkleinern, die Union in die Opposition führen, sollte Laschet nicht doch noch punkten. Nichts gegen parteiinternes Machtgerangel, solange es in der Wirklichkeit bleibt. Doch Union und Grüne haben die Wirklichkeit ausgeblendet. Die Realität, der Wähler, wird bald die Antwort geben.