In Engelmannsreuth warten Feuerwehrleute und Anwohner gemeinsam auf Informationen Flugzeug-Absturz: „Es hätte auch Engelmannsreuth sein können“

Von Sarah Bernhard
Engelmannsreuth war der Haupt-Sammelpunkt der angerückten Feuerwehren. Foto: Nicolas Armer/dpa Foto: red

Ausnahmezustand in Engelmannsreuth: Weil ganz in der Nähe ein amerikanisches Kampfflugzeug abstürzte, war in dem kleinen Prebitzer Ortsteil einen Tag lang die Hölle los. Und Bürgermeister Hans Freiberger musste mit zwei verschiedenfarbigen Socken herumlaufen.

 
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Mehr als 20 Feuerwehrautos stauen sich am Ortsende von Engelmannsreuth, die Hauseinfahrten sind mit Einsatzfahrzeugen zugeparkt. Viele Anwohner sind aus ihren Häusern gekommen und schauen nun zu – wie sich erst einmal gar nichts tut.

Denn für den Kampfjet, der in der Nähe des Prebitzer Ortsteils in den Wald gestürzt ist, sind nicht die zivilen Feuerwehren, sondern das amerikanische Militär zuständig. Und das hat die Absturzstelle bereits in weitem Umkreis abgesperrt. Weil das Flugzeug viel Kerosin geladen hatte. Und Übungsbomben.

Bomben sind mit kleinen Sprengladungen versehen

Die können zwar nicht explodieren, weil sie mit Beton gefüllt sind. Sie sind aber mit kleinen Sprengladungen versehen. „Damit man sieht, ob man getroffen hat“, wird Susanne Bartsch, Pressesprecherin der Garnison Grafenwöhr, später sagen. Dann wird sich auch herausstellen, dass der Flieger mit fünf anderen auf dem Weg von Spangdahlem in der Eiffel nach Grafenwöhr war. Dort wollten die Piloten die Übungsbomben abwerfen und wieder in die Eifel zurückkehren.

Aber bis zum Aufritt von Bartsch und Colonel Brian Carlin ist es noch eine Weile hin. Erstmal herrscht Verwirrung. Gerüchte von hochexplosiven Bomben machen die Runde. Von Massen von Munition. Und giftigen Gasen, wegen denen keiner die Sperrzone betreten darf. „Der Schutz der Leute geht im Moment über alles“, sagt Hans Freiberger, Bürgermeister von Prebitz und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr „Selbst wenn der Wald lichterloh brennen würde, dürften wir nicht rein zum Löschen.“

Bürgermeister kam mit dem Unimog

Freiberger war als einer der ersten oben im Wald. Mit dem gemeindeeigenen Unimog, mit dem er gerade die Blumen vor dem Kindergarten gegossen hatte. „Da dachte ich noch, es sein ein Sportflugzeug abgestürzt und mein Wasser könnte helfen.“ Dort trifft er zunächst auf die Feuerwehr Engelmannsreuth, die erste Löschversuche unternimmt.

Er will selbst von seiner normalen Kleidung zur Feuerwehruniform wechseln. Doch er hat Sandalen an. Und findet nur eine Socke. Eine Kameradin, die bereits vor Ort ist, hilft ihm mit einer zweiten aus. Die ist allerdings schweinchenrosa. Als das Militär beginnt, die Unfallstelle abzuriegeln, kehren alle zusammen um.

Ein Feuerball überm Horizont

Heiko Senftleben (44) hat den Absturz ebenfalls beobachtet, als er gerade seine Hühner füttern wollte. „Die Düsenjäger sind über unser Haus geflogen, dann gab es einen Knall. Der Pilot ist nach links ausgestiegen und der Düsenjäger ist kerzengerade runter. Dann hat man einen richtigen Feuerball gesehen. Gott sei Dank hat er über Funkendorf noch mal hochgezogen, sonst wäre er nicht mehr über den Berg gekommen. Dann hätte es auch Engelmannsreuth sein können.“ Über die amerikanischen Flugzeuge ärgert sich Senftleben sowieso schon länger. „Die sind laut und fliegen tief, sollen sie doch auf dem Flugplatz fliegen und nicht bei uns.“

Hans Gräbner (82) fühlt sich an ungute Zeiten erinnert. „Der Schlag, den das getan hat, ich wusste nicht, ob ich noch im Krieg bin“, sagt er. Und mit Blick auf die vielen Lastwagen: „Als die Deutschen vor Engelmannsreuth standen, sah es hier genauso aus.“

Die Amis und die Gefahr

Am Nachmittag kommt dann der Auftritt von Susanne Bartsch und Colonel Brian Carlin, Pressesprecher der US-Luftwaffe. Während Jürgen Stadter vom Polizeipräsidium Oberfranken laufend betont hat, wie gefährlich die Situation im Wald ist, antwortet Carlin auf die Frage nach der Gefahr locker: „Gefahr? Relativ niedrig.“ Bis die Sicherheitsstufe auch für die Feuerwehrleute gesenkt wird, werden noch mal zwei Stunden vergehen. Und rein darf trotzdem weiterhin keiner.

Abends übernehmen dann die Feldjäger der Bundeswehr die Sicherung, weil die Absturzstelle auf deutschen Hoheitsgebiet liegt. Bergen würden die Amerikaner ihr Flugzeug in den kommenden Tagen aber selbst, sagt Michael Rebele, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz. „Es ist ja schließlich ihr Schrott.“

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