Gymnasium: Zurück zum G9

Von
Schüler aus den Bayreuther Gymnasien demonstrierten im Januar 2004 gegen die Einführung des achtjährigen Gymnasiums - mit zum Teil markigen Sprüchen. Foto: Eric Waha Foto: red

Kommt jetzt die erhoffte Ruhe ins bayerische Gymnasium? Direktoren von Bayreuther Gymnasien sind erleichtert, dass die CSU-Landtagsfraktion mit ihrer Entscheidung der Rückkehr zu einem neunjährigen Gymnasium den Weg geebnet hat. Es wird keine Mischform geben, keine Mittelstufe plus - jedoch, wie bisher auch, die Möglichkeit, schneller zum Abitur zu kommen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der Protest war groß, als unter Edmund Stoiber im Hauruck-Verfahren das achtjährige Gymnasium (G8) eingeführt worden war. Bis heute haben sich viele - Schüler, Eltern, Lehrer, Direktoren - mit der verkürzten Schulzeit nicht abgefunden. Die Kehrtwende der CSU-Landtagsfraktion zurück zu einer neunjährigen Lernzeit am Gymnasium wird gerade von den Direktoren der Gymnasien begrüßt, wie eine Umfrage unter Bayreuther Gymnasial-Direktoren zeigt. 

Mehr Lernzeit für die Kinder ist mehr Zeit zum Leben

Elisabeth Götz (Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium/MWG) ist eine strikte Verfechterin von mehr Lernzeit für Schüler. Mehr Lernzeit und mehr Zeit für Entwicklung der persönlichen Kompetenzen ihrer Schüler ist der MWG-Direktorin wichtig. Sie sagt am Mittwoch im Gespräch mit unserer Zeitung: "Grundsätzlich empfinde ich große Erleichterung, dass es eine einheitliche Lösung gibt. Dass nicht der Schule oder dem Schulforum überlassen wird, wie lange der Weg zum Abitur dauert. Ein bayerisches Gymnasium, eine Form. Das ist wichtig." Das sei, sagt Götz, der Wunsch der Direktoren gewesen. 

Überspringen bleibt weiter möglich

Dass es Kindern weiter ermöglicht werden soll, eine Klasse zu überspringen, sei keine große Neuerung. "Das gab es schon immer. Selbst im G8 hatten wir Kinder, die das gemacht haben." Kritik kommt von Götz für die Festlegung, dass Schüler in der achten Klasse entscheiden sollen, dass sie überspringen wollen. Und dass die elfte Klasse als die Überspringer-Jahrgangsstufe festgelegt werden soll. Aufpassen müsse man auch, dass man den Lehrplan durch das zurückgewonnene Jahr jetzt nicht wieder überfrachte: Bestrebungen von Verbänden, das zu tun, gebe es bereits, sagt Götz.

Sorgen um die aktuellen Fünft- bis Siebtklässler

Vom G9 neu verspricht sich die Direktorin, dass "die jungen Leute Zeit haben zu reifen. Und dass sie in der Mittelstufe wieder mehr Zeit haben, sich außerhalb der Schule zu engagieren. Das schafft insgesamt Entlastung für die Familien. Schule war in den vergangenen Jahren ein sehr intensives Thema". Allerdings gibt es durchaus ein Problem: "Die Eltern der fünften, sechsten und siebten Klassen sind in Sorge. Sie hatten die Aussage vor Augen, dass ihre Kinder ab dem September 2017 in die Mittelstufe plus wechseln dürfen. Was passiert mit denen?", sagt Götz.

Übergangsregelung für die Pilotschulen

Zumindest für die Schüler, die in den Pilotschulen der Mittelstufe plus wie dem Gymnasium Christian-Ernestinum (GCE) in den unteren Klassen unterrichtet werden, zeichne sich ab, "dass es eine Übergangsregelung für diese Schulen geben wird", sagt Franz Eisentraut, der Direktor des GCE. "Das macht aus meiner Sicht auch Sinn, denn damit wird die Einführung des G9 ein schleichender Prozess, es kommen dann nicht auf einen Schlag mehr Schüler an den Universitäten an."

Kampf für die neun Jahre

Eisentraut ist wie Elisabeth Götz einer der Direktoren, die "dafür gekämpft haben", dass wieder ein Jahr verlängert wird. "Vor drei Monaten habe ich gehofft, dass es klappt. Dass es jetzt so weit ist, freut mich sehr", sagt Eisentraut. "Es war erfolgreich, dass wir immer wieder die Sachargumente vorgebracht und vom Schüler aus gedacht haben. Der Sinn der Sache war: Den Schülern die Zeit zu geben, die sie für ihre persönliche Entwicklung brauchen. Das muss auch im schulischen Rahmen möglich sein."

Jetzt Zeit nehmen für inhaltliche Ausgestaltung

Eisentraut wünscht sich, dass sich die Verantwortlichen im Kultusministerium jetzt auch die entsprechende Zeit nehmen, das G9 auszugestalten. "Eineinhalb Jahre sind nicht unmöglich, aber ambitioniert."  Die jetzigen Viertklässler, die aufs Gymnasium wechseln, dürften aber bereits - mit dem ohnehin geplanten Start des neuen Lehrplans - einen neunjährigen Weg gehen am Gymnasium.

Dankbar, dass das Nebeneinander nicht kommt

"Dankbar" ist Rolf Müller, der Direktor des Graf-Münster-Gymnasiums (GMG), dafür, "dass es kein Nebeneinander geben wird". Ein Nebeneinander von acht- und neunjährigem Gymnasium wäre auf Dauer ein Problem geworden. "Es war unser Wunsch, zum G9 zurück zu kehren", sagt Müller. Man warte jetzt auf die Vorgaben aus München, "das werden wir uns genau anschauen müssen". Für sinnvoll hält Müller, dass die Schüler auch in acht Jahren zum Abitur kommen dürfen. "Es mag sein, dass es Sinn macht, die elfte Klasse zu überspringen." Diese Klasse als Zeitpunkt für einen Auslandsaufenthalt zu nutzen, sei aber vielleicht nicht ganz so klug: "In einem Dreivierteljahr verliert man doch den Bezug zur Schule." 

Im Januar gab es noch einen Brandbrief der Eltern an Spaenle

Autor

Bilder