Geschichten von Einöden und ihren Bewohnern Einsam leben, aber nicht allein

Von

Wohnen ohne Nachbarn – wie ist es, so zu leben? Allein auf weiter Flur, ein Stück weit auf sich selbst gestellt. Rund 100 solcher Anwesen mit ein bis zwei Wohngebäuden gibt es im südlichen Landkreis und einigen Oberpfälzer Gemeinden. In einer Serie haben wir einige Bewohner von Einöden besucht.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde diese Ansiedlungsart aufgegeben. Die dazugehörigen Äcker gingen an Nachbarn. Noch bis vor 50 Jahren gab es nicht überall einen Strom- und Wasseranschluss, die Versorgung war oft schlecht. Auch heute ist das bei manchen Einöden noch so. „Das ist schon eine besondere Art zu wohnen“, sagt Bezirksheimatpfleger Günter Dippold.

Zersiedelte Gehöfte im Süden von Bayern

Mehr zersiedelte Gehöfte gibt es im Süden von Bayern. Anhand von aktuellen Vermessungskarten, die Stephan Scholz vom Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in Bayreuth in digitaler Form über die Urkarten von 1805 gelegt hat, ist zu erkennen, dass sich die Anzahl der Einöden von damals zu heute kaum verändert hat.

Als ein eigener Bereich aber sind Einöden nicht in den aktuellen Karten bislang aufgenommen worden, sondern der jeweiligen Gemeinde, zu der sie gehören, zugeordnet. In 50 Jahren schätzt Scholz, werden auch Weiler und Einöden eigens vermessen in den Katastern auftauchen.

Glücklich mit der Lebensform

Seit Anfang des Jahres hat der Kurier viele verschiedene Einöden besucht und sich von ihren Bewohnern die dazugehörigen Geschichten erzählen lassen. Und so unterschiedlich diese auch waren, eines hatten sie gemeinsam: Die Bewohner sind rundum glücklich mit dieser Lebensform, keiner möchte tauschen und zum Beispiel in einen größeren Ort oder gar in die Stadt ziehen.

Die Infrastruktur ist mittlerweile überall so gut ausgebaut, dass sie nichts vermissen und die Mobilität so groß, dass sie jederzeit überall hinkommen.

Jede Einöde hatte ihre Besonderheiten, ihren Schwerpunkt. So bestimmt ein Sägewerk das Leben in der Grünthanmühle bei Kirchentumbach oder sind Pferde in der Pegnitzer Haidmühle und auf dem Strüthof bei Plech der Mittelpunkt.

Zurück zu den Wurzeln

Einen geschützten Ort haben die Bewohner im Haus Aufseßtal in Doos bei Waischenfeld. In dieser Einöde leben Menschen mit massiven Suchtproblemen, teilweise schon seit vielen Jahren. Zurück zu den Wurzeln kam die Bewohnerin der Mittelmühle bei Pottenstein. Als Erwachsene kehrte sie in die Einöde, in der sie aufgewachsen war, mit ihrem Partner wieder zurück.

Weit in der Region bekannt ist die Pegnitzer Hedelmühle. Jedes Jahr kommen viele Besucher zum Hoffest oder Mühlenadvent. Beliebt sind auch die Waren aus dem Hofladen sowie die Brote und Küchla, die hier regelmäßig gebacken werden. Trotz Einöde keine Einsamkeit herrscht in der Rußhütte bei Auerbach. Wenn Hochbetrieb im Wirtshaus ist, kommen alle Familienmitglieder und packen mit an.

Das Sagen hat eine Katze

Viel los ist auch in Scharthammer, wo der Motorsportclub Pegnitz sein Übungsgelände hat. Das Sagen haben hier aber nicht die Vereinsmitglieder und ihre röhrenden Maschinen, sondern eine Katze, die nicht nur eine ist, sondern auch so heißt.

Hinter Bäumen und Schilf verborgen ist die Prebitz-Mühle. Hier warteten die Bewohner im März sehnsüchtig auf das erste Hofbaby. Am 23. März kam der kleine Franz dann auf die Welt und hält seitdem seine Eltern und Großeltern auf Trab. Kinderstimmen gibt es auch in Haaghaus, das bei Creußen liegt. Hier organisieren die Bewohner regelmäßig Kindergeburtstage. Und die Buben und Mädchen genießen das Abenteuer Bauernhof und die große Freiheit. So wie die Bewohner auch. Niemand kann ihnen hier in den Suppenteller schauen.

Alle Oldtimer sind fahrbereit

Einen kleinen Zoo beherbergt die Einöde Kirschenrain, die zur Marktgemeinde Schnabelwaid gehört. Hier findet sich eine Tierarztpraxis. Keine Tiere, aber dafür jede Menge alte Bulldogs sind in Starkenacker bei Schlammersdorf zu finden. Mehrere liebevoll hergerichtete Oldtimer stehen in der Scheune und sind alle fahrbereit.

Um den Buchstaben Z kämpft die Schweinsmühle, idyllisch gelegen zwischen Burg Rabenstein, Falknerei, Sophienhöhle und Klaussteinkapelle im Ahorntal. Früher hieß sie nämlich Schweinzmühle. In ihrer 500 Jahre alten Geschichte, in der auch Rittergeschlechter vorkommen, wechselte nicht nur der Name mehrmals, sondern auch die Besitzer immer wieder.

Die Einöde ohne Namen

Und dann war da noch die Einöde ohne Namen bei Oberbibrach. Ein junges Paar mit Kind hat sich hier eine neue eigene Einöde geschaffen. Sie haben sich bewusst für das Landleben entschieden, wollten so leben. Mit einem Schweinestall und einem Kuhstall. Und Ziegen, Hasen, einem Pony und einem ganz braven Hund. Tiere brauchen keine Adresse.

Die Geschichten zu den verschiedenen Einöden finden sie unter:

Wohnen ohne Nachbarn

Hier kann niemand auf den Teller schauen

Duft von frischem Brot liegt in der Luft

Schweinerei: Der Mühle wurde das Z geklaut

Auf großer Fahrt mit dem alten Lanz

Tierarzt im Nirgendwo

"Wir haben uns sehr geplagt"

Altmodisch? Von wegen!

Eine Katze und reichlich Pferdestärken

Eine Einöde als Rettungsanker

Im Reich des Rußbrenners

Warten auf das erste Hofbaby

Eine Mühle wird zum Reiterhof

Ein Schuhmann gibt nicht auf

Autor

Bilder