Nach Angaben der Statistiker nutzen insbesondere Frauen das Elterngeld Plus, was sich mit Teilzeitarbeit vereinbaren lässt: Fast jede dritte berechtigte Frau entschied sich im vergangenen Jahr für das neue Modell, 2017 waren es noch 26 Prozent. Bei den Männern stieg die Zahl von 11 auf 13 Prozent.
Im bundesweiten Vergleich lag der Männeranteil unter den Elterngeldbeziehern 2018 bei 23,7 Prozent und stieg damit im Vergleich zu 2017 um nur 0,7 Prozentpunkte. Deutlich über dem Schnitt lagen Sachsen (28,4 Prozent), Berlin (26,3 Prozent), Bayern (26 Prozent), Baden-Württemberg (25,8 Prozent) und Thüringen (25,8 Prozent). Schlusslichter bei der Väterbeteiligung bildeten das Saarland (17,3 Prozent) und Rheinland-Pfalz (19,6 Prozent).
Grundsätzlich sei die Entwicklung hin zu einer kontinuierlichen Steigerung der Väterbeteiligung erfreulich, sagte die Soziologie-Professorin Heike Trappe von der Universität Rostock. Doch verschiedene Statistiken zeigten auch, dass sich der überwiegende Teil der Väter weiterhin keine Erziehungs-Auszeit nehme. "Das ist noch kein Grund, in Euphorie auszubrechen und den sozialen Wandel in Hinblick auf die Rolle der Väter auszurufen." Der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen sei nach wie vor sehr groß, was auch bei der Entscheidung über die Elternzeit eine Rolle spiele.
"Ein Wermutstropfen ist, dass die durchschnittliche Bezugsdauer bei Männern und Frauen so weit auseinander liegt", sagt Katharina Wrohlich vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Die Einführung des Elterngeldes mit den Vätermonaten sei auf jeden Fall ein wichtiger Schritt hin zu mehr Geschlechtergerechtigkeit gewesen, das Elterngeld Plus dann eine wichtige Ergänzung. Um die positive Entwicklung voranzutreiben, wünsche sie sich mehr Mut: "Politik kann durchaus soziale Normen verändern, da könnte man noch mehr tun und Anreize zu einer partnerschaftlichen Aufteilung der Betreuungszeit schaffen." Beispielsweise könnte der Anteil der Vätermonate schrittweise erhöht werden.
Insgesamt beobachten die Wissenschaftlerinnen aber seit Jahren einen Wandel in der gesellschaftlichen Stimmung. Dass der frischgebackene Vater seine zwei Vätermonate nimmt, sei in Deutschland in der Mitte der Gesellschaft angekommen, sagte Wrohlich. "Bei jüngeren Leuten oder Menschen mit höherem Bildungsniveau ist das inzwischen eine ungeschriebene Norm", so Trappe. Es gebe aber auch weiterhin regionale und Stadt-Land Unterschiede: "Vermutlich gibt es auch noch Gegenden in Deutschland, wo ein Mann mit einem Säugling auffällt."