Wie gehen Sie generell mit der Fan-Kritik um?
Wendel: Man registriert das, kann den Unmut nicht wegdiskutieren. Spurlos geht das nicht an mir vorbei. Aber durch die Einstellung des neuen Geschäftsstellenleiters wird sich die angespannte Situation wieder beruhigen.
Unmut gibt es auch bei den Ehrenamtlichen. Etwa 15 habe ihre Arbeit für den Verein eingestellt. Vor dem Hintergrund, dass Sie selbst gesagt haben, dass das Konstrukt EHC nur funktionieren kann, wenn alle Ehrenamtlichen an einem Strang ziehen, sind die Zurückgetretenen sicherlich ein großer Verlust.
Wendel: Das will ich jetzt nicht beantworten. Es gab ja unterschiedliche Gründe für die Rücktritte, da kann man nichts pauschalieren. Einige haben ihre Arbeit auch aus privaten Gründen beendet, die nichts mit dem Verein zu tun haben. Außerdem würde ich die zurückgetretenen Ehrenamtlichen, die wesentliche Tätigkeiten ausgeführt haben, auf acht bis neun beziffern. Jetzt ist es die Aufgabe von Bothstede und mir, neue Ehrenamtliche heranzuführen. Die ersten Gespräche laufen, wir sind auf einem guten Weg. So haben wir bereits vier neue ehrenamtliche Helfer gefunden, die entstandene Lücken schließen werden.
Ihre bisherige Zeit beim EHC gleicht einem Wechselbad der Gefühle. Sie waren der gefeierte Held, als Sie durch Ihr finanzielles Engagement den Verein gerettet haben. Doch nun weht Ihnen mächtig Gegenwind ins Gesicht. Haben Sie durch falsche Entscheidungen diesen Stimmungswandel mit herbeigeführt?
Wendel: Es wurden Entscheidungen getroffen, die nötig waren. Und das mit aller Konsequenz. Was aber nicht heißt, dass wir nicht auch Fehler gemacht haben. Wir konnten und wollten Vereinsmitarbeitern nicht die Zugeständnisse machen, die sie gerne gehabt hätten. Wenn welche deswegen aufhören, muss das akzeptiert werden.
Einige Ehrenamtliche haben aber aufgehört, weil sie mit dem Umgangston im Verein nicht klar kamen.
Wendel: Das muss man hier jetzt nicht aufarbeiten. Man müsste bei jedem Fall ins Detail gehen. Das wäre nicht zielführend, schließlich soll jetzt Ruhe einkehren. Wir blicken nach vorne, und mit Bothstede erwartet uns eine positive Zukunft. Ich sehe die Zukunft des EHC auch in Bezug auf das Engagement von Ehrenamtlichen nicht in Gefahr.
Ist Ihr persönlicher Rückzug aus dem operativen Geschäft der Beginn Ihres kompletten Abschieds vom EHC?
Wendel: Es ist zu früh, darüber zu spekulieren, ob ich im Mai erneut als Vorsitzender kandidiere. Ich gehe davon aus, dass sich die Einstellung Bothstedes als Glücksgriff erweist, so dass ich mich nicht zwingend einer Neuwahl stellen muss. Es zeichnet sich ab, dass meine zuvor genannten drei Ziele dann erreicht sind. Dann sehe ich meine Arbeit als erledigt an. Ein möglicher Nachfolger müsste auch nicht die Bürde eines 1,7-Millionen-Etats tragen, sondern könnte sich dank der GmbH-Gründung auf den Vereinsbereich beschränken. Und ich habe immer gesagt, dass ich nicht an meinem Amt als Vorsitzender klebe.
Bis Mai bleiben Sie im Amt. Kann ein Vereinsvorsitzender eigentlich ausschließlich repräsentativ tätig sein?
Wendel: Es gibt noch genug Aufgaben. Ich werde Thomas Bothstede – falls er das wünscht – unterstützend zur Seite stehen. Einige Sponsoren haben eine persönliche Bindung zu mir. Diese werde ich weiter betreuen, aber mehr und mehr Aufgaben an den neuen Geschäftsstellenleiter abgeben. Zudem gilt es, wieder Ruhe in den Verein zu bringen. Zudem muss die Verbesserung der Strukturen im Nachwuchsbereich vorangetrieben werden. Für mich rückt also die reine Vereinsarbeit in den Vordergrund.
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