Der britsche Historiker Ian Kershaw, der durch seine Schriften zum Nationalsozialismus und vor allem durch seine zweiteilige Biografie über Hitler bekanntwurde, sprang seinen Münchner Kollegen zur Seite. „Die Lektüre wird sicherlich keinen unvoreingenommenen Menschen zum Nazi konvertieren“, sagte Kershaw und wies darauf hin, dass Hitlers Text übers Internet oder Antiquariate verfügbar war. Deshalb sei es höchste Zeit gewesen, dass eine streng wissenschaftliche Edition von „Mein Kampf“ der Forschung, der Pädagogik und der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Mit der Veröffentlichung werde dem Buch die Faszination des Unzugänglichen genommen.
Er hoffe, dass die kritische Edition dazu beiträgt, die menschenverachtende Ideologie Hitlers zu entlarven und dem Antisemitismus entgegenzuwirken, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, zu der Veröffentlichung. Gegen eine wissenschaftlich kommentierte Ausgabe sei nichts einzuwenden. Sie sollte vor allem in Forschung und Lehre eingesetzt werden. Gleichzeitig wendet sich Schuster gegen eine generelle Freigabe des Buchs. „Mein Kampf“ sei schließlich eine volksverhetzende, niederträchtige Propagandaschrift, die vulgären Antisemitismus verbreite und sich damit gegen die demokratische Grundordnung wende.
Mitarbeit: micz
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