Also: Es wird sich eine Findungskommission bilden, die eine Vorentscheidung in Sachen Kulturreferent fällen wird. Und in dieser Kommission sitzen die Oberbürgermeisterin sowie Vertreter der Verwaltung, aber auch aller sechs Fraktionen. Was ebenfalls nicht schlecht ist, damit niemand hinterhersagen kann, er hätte von nichts gewusst.

Denn diese Entscheidung wird Risiken bergen: Hat man wirklich den Richtigen oder die Richtige gefunden? Viel Zeit zum Einarbeiten gibt’s nicht, bevor folgende Großereignisse anstehen: Die Eröffnung von Haus Wahnfried, die Landesgartenschau, die Wiedereröffnung des Markgräflichen Opernhauses.

Die Findungskommission wird aus einer Vorauswahl der Verwaltung fünf finale Kandidaten wählen. Bevor es zusammentritt, sollte sich dieses Gremium nochmals klarmachen, welches Ziel es mit dem Kulturreferenten erreichen will. Denn die Ausschreibung taugt nur bedingt als Beschreibung einer Marschroute.

Klar, kreativ soll er oder sie sein, führungsstark, mit vielen kulturellen Kompetenzen, teamfähig, motiviert, einsatzbereit. (Und wenn man den Wünschen einzelner Stadträten lauscht, kommen auch noch Erfahrung mit Politik und mit Verwaltung hinzu.) Zu den Aufgaben des neuen Referenten gehören nach der Ausschreibung diverse Museen, das Stadtarchiv, das Kulturamt, die Musikschule. Dazu soll er/sie diplomatische Beziehungen zum Grünen Hügel aufnehmen. Und der Kulturreferent soll irgendwie auch noch „Stadtmarketing sowie den touristischen Bereich“ zu verantworten haben.

Mit einer solchen Wunschwolke könnte es schwierig werden, sich auf ernsthafte Kandidaten zu einigen. Klarheit tut auch woanders not: Wenn man dann irgendwann mit Bewerbern ernsthaft verhandelt, wird man ihnen sagen müssen, wo man hin will mit Bayreuth. Man wird ihnen ein klares Ziel nennen müssen. Man wird ihnen auch sagen müssen, mit welchen Mitteln er oder sie das Ziel erreichen soll, und mit welchen Befugnissen.

Bayreuth lässt sich richtig viel Zeit. Und das ist gar nicht mal so schlecht, wenn’s denn nur der Klarheit dient. Denn diese Angelegenheit ist – wir schreiben’s für heute zum letzten Mal – wirklich wichtig.


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