BAT: Warten auf das Ergebnis

Von Susanne Will
Der Aufsichtsrat der BAT tagt in einem Frankfurter Hotel - hinter Stahltüren. Foto: red Foto: red

In der Aufsichtsratssitzug am Dienstagabend ist eine Entscheidung gefallen. Die Gewerkschaft NGG wollte diese nicht kommentieren. Sie überlässt die Überbringung der Nachricht der BAT-Geschäftsleitung am Donnerstag. Gute Nachrichten überbringt jede Gewerkschaft sofort.

 
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Im Fall eines massiven Arbeitsplatzverlusts beim Tabakkonzern BAT in Bayreuth will die Staatsregierung aktiv werden. Wie der Kurier aus Kabinettskreisen erfuhr, soll sich Wirtschaftsministerin Ilse Aigner auf einen Besuch in Bayreuth vorbereiten. Über das Schicksal des Werks mit seinen 1400 Jobs berät ab 20 Uhr am Dienstagabend der BAT-Aufsichtsrat in Frankfurt.

Am Dienstagabend traf sich die Führungsriege der BAT , darunter die Geschäftsführer Bassem Lotfy und Oliver Engels im Untergeschoss des Hotels Sheraton am Frankfurter Flughafen. Unter den etwa 30 Personen, die über die Zukunft der Bayreuther BAT verhandelten, war auch BAT-Betriebsratschef Paul Walberer. Getagt wurde hinter verschlossenen Türen, die BAT hatte mehrere Räume angemietet – es bestand im Vorfeld wohl noch Diskussionsbedarf.

„Wir versuchen, Bayreuth nicht im Regen stehen zu lassen, dazu ist die Dimension zu groß“, sagte ein Kabinettsmitglied. Man werde versuchen, so ein anderer Politiker, Lösungen mit der Staatsregierung zu finden. Zunächst müsse aber klar sein, um wie viel Arbeitsplätze es gehe. „Wir kämpfen bis zum letzten Moment“, so ein Kabinetts-Mitglied, ihnen sei bewusst, wie verheerend der Weggang der BAT für die Region wäre.

Modell Siemens?

In Bad Neustadt an der Saale (Unterfranken) hat man sich in einem ähnlich gelagerten Fall auf die Staatsregierung verlassen können. Siemens hatte im Frühjahr die Verlagerung von 370 der rund 2300 Arbeitsstellen nach Osteuropa angekündigt. Ein schwerer Schlag für die Stadt. Der Freistaat stockte daraufhin seine Hilfen für den Wirtschaftsstandort auf. Bei einer Kabinettssitzung Anfang Juli im unterfränkischen Alzenau versprachen Ministerpräsident Horst Seehofer und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner zehn Millionen Euro für die weitere Förderung eines Technologietransferzentrums Elektromobilität und in der Metallbearbeitung. Ilse Aigner soll sich, so Kabinettsmitglieder, bereits auf einen Besuch in Bayreuth vorbereiten.

Forschung stärken

Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU) hat gestern im Kurier angekündigt, dass sich Bayerns Regierung kümmern werde. Sie sieht auch die Möglichkeit, dass man die Bereiche „Forschung und Entwicklung in Bayreuth stärken könnte, da wird sich der Freistaat nicht lumpen lassen“. 1996 wurden die BAT-Berteiche Forschung, Entwicklung und Qualität von Hamburg-Bahrenfeld nach Bayreuth verlagert.

Sorgen um die Ungelernten

Brendel-Fischer: „Es wäre wünschenswert und eine Hoffnung, dass man diese Bereiche in Bayreuth lässt – mit hochwertigen Arbeitsplätzen.“ Sorgen mache sie sich um die Ungelernten. Wie auch Staatssekretär Franz Pschierer, der anregte, eine Filiale der Agentur für Arbeit extra für Beschäftigte der BAT einzurichten.

"Die Menschen sind sehr verunsichert"

Für Michael Grundl, Geschäftsführer Region Oberfranken der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG), sind „die Dimensionen, die jetzt im Raum stehen, ein Wahnsinn“. Er nahm an der Aufsichtsratssitzung in Frankfurt teil. „An Spekulationen werde ich mich im Vorfeld der Sitzung nicht beteiligen“, sagte er Dienstagnachmittag zum Kurier. „Die Menschen sind schon jetzt sehr verunsichert.“ Auch Hartmut Koschyk, Bundestagsabgeordnete der CSU im Wahlkreis Bayreuth, will sich erst äußern, wenn er die genauen Pläne der BAT kenne. Er habe in den nächsten Tagen ein persönliches Gespräch mit den Verantwortlichen von BAT Deutschland vereinbart, „um genaue Informationen über die Zukunft des BAT-Werkes Bayreuth zu erhalten“.

"Schwer, auf einen internationalen Konzern einzuwirken"

Gespannt auf die Entscheidung wartet auch Landtagsabgeordneter Christoph Rabenstein (SPD). „Ich setze mich massiv für den Erhalt des Standortes ein. Wir sehen nicht ein, dass ein Standort geopfert werden soll, der wohl nach wie vor schwarze Zahlen schreibt und in dem zuverlässig und produktiv gearbeitet wird.“ Er wisse wohl, dass es schwer werden würde, auf einen internationalen Konzern Einfluss zu nehmen. „Ich werde also als Opposition nicht sagen: Wenn das nicht klappt, hat die Regierung versagt.“  

"Das ist Kapitalismus pur"

BAT-Betriebsratschef Paul Walberer sagte dem Kurier, im unternehmensinterne Wettstreit der Standorte sei der Kostenvergleich immer mehr auf die Lohnkosten reduziert worden, im Vergleich zu Polen oder Rumänien sei ein schlechtes Abschneiden dann klar. Rabenstein: „Das ist Kapitalismus pur, es ist einfach seelenlos geworden, es geht nur noch um Gewinnmaximierung.“

Thomas Zimmer, Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken: „Sollte die BAT tatsächlich ihre Produktion in Bayreuth einstellen, wäre dies ein schwerer Schlag für die oberfränkische Wirtschaft.“ Und: „Die BAT gehört zu den größten Gewerbesteuerzahlern der Stadt. Würden diese Steuermittel wegfallen, müsste auch die Stadt Bayreuth den Gürtel erheblich enger schnallen, was sich natürlich auch auf Aufträge an Handwerksbetriebe auswirken könnte.“

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