„Ausgesaugt“ Logistiker gehen auf die Barrikaden

Ohne die nötige Infrastruktur werde aus der Energiewende im Güterverkehr nichts, kritisiert die IHK. Foto: dpa/Uwe Anspach

Egal ob CO2-Preis oder Energiewende – die Kritik der IHK an den Bedingungen für Transportunternehmen ist scharf. Es sei kein Wunder, dass die Branche auf die Straße gehe. Die Energiewende auf der Straße könne so nicht klappen.

 
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Der Verkehrsausschuss der IHK für Oberfranken Bayreuth kritisiert die zunehmende Belastung der Transportwirtschaft und die mangelnde Unterstützung bei der Transformation hin zu elektrisch betriebenen Fahrzeugen. „Erst saugt man die Transportunternehmer aus mit der Doppelbelastung durch die CO2-Abgabe bei Maut und Diesel, dann lässt man sie hängen beim Umstieg auf Elektro-Lkw“, macht der Kulmbacher Michael Möschel deutlich. Für den Vorsitzenden des IHK-Verkehrsausschusses sei es kein Wunder, dass Unternehmen auf die Straße gehen.

„Es mangelt der Wirtschaft nicht am Willen, sondern an den Voraussetzungen. Zum einen fehlt es an der nötigen Netz- und Ladeinfrastruktur. Zum anderen mangelt es an der erforderlichen staatlichen Unterstützung, damit die Transformation erfolgreich bewältigt werden kann“, betont Möschel. Er ist überzeugt: „Ohne eine verlässliche Versorgung der Ladepunkte gehen die Lichter schnell aus.“

Was die notwendige Netzinfrastruktur betreffe, so fehle es an einem konsequenten Auf- und Ausbau der Stromverteilernetze auf allen Spannungsebenen zur verlässlichen Versorgung der Ladepunkte in Oberfranken. „Deutschlandweit fehlt es an Kapazitäten. Würden wir etwa in Kulmbach Lkw-Schnellladesäulen mit einer Megawatt Leistung aufstellen, gingen anderswo die Lichter aus. Deshalb machen uns die Netzbetreiber schon heute klar, dass es diese Möglichkeit nicht geben wird“, macht Möschel deutlich. Im Augenblick könne man den Eindruck gewinnen, dass die Transportunternehmen alles alleine richten sollen.

Schon die Anschaffung eines elektronisch betriebenen Lastwagens koste ein Transportgewerbe das Drei- bis Vierfache der Diesel-Variante neusten Standards. „Ohne staatliche Förderung lässt sich das wirtschaftlich für die Unternehmen kaum bewerkstelligen“, erklärt IHK-Verkehrsexperte Stephan Jarmer. Wenn die Bundesregierung keine weiteren Finanzierungsprogramme für E-Lkw und Ladeinfrastruktur auflege und das Netz leistungsfähig ausbaue, werde der Umstieg nicht gelingen. Jarmer: „Die Unternehmen brauchen verlässliche Förderprogramme und Rahmenbedingungen für einen klimafreundlichen Straßengüterverkehr“. Aus Möschels Sicht sei es deswegen nicht überraschend, dass sich aufgrund der zusätzlichen Belastungen öffentlich Unmut regt und das Transportgewerbe auf die Barrikaden gehe: „Berlin muss dringend nachsteuern, wenn die Transformation gelingen soll.“

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