Auf dem Spielfeld des ASV Nemmersdorf finden sich Erdhügel wie am Lineal gezogen Ein Maulwurf als Platzwart

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Ein Maulwurf übernimmt derzeit die Aufgaben des Platzwarts beim ASV Nemmersdorf und zieht mit seinen Erdhügeln die Spielfeldumrandung nach. ASV-Vorsitzender Andreas Dietzel begibt sich auf Spurensuche. Foto: Harbach Foto: red

Es ist mysteriös. Äußerst mysteriös sogar. Und auch zurate gezogene Experten stutzen beim Anblick dessen, was sie in den vergangenen Tagen auf dem Sportplatz des ASV Nemmersdorf zu sehen bekamen: Dort häufte ein Unbekannter unzählige kleine, braune Erdhügel auf. Mysteriös ist vor allem die Anordnung.

 
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„Es riecht ganz nach Maulwurf“, macht Andreas Dietzel den „Täter“ zügig aus. Der Vorsitzende des Kreisklassisten ASV Nemmersdorf schätzt aber, dass der Maulwurf wohl einen Job als Platzwart anstrebt. In Form und Farbe unterscheiden sich die Hügel nicht von denen in Goldkronach, Pottenstein, München oder Berlin. Es ist die Lage. Während andere Erdhügel vorwiegend gehäuft, sagen wir zentriert oder flächig angelegt sind, führen die Nemmersdorfer Erdaushube fast wie an der Schnur gezogen die Außenlinie entlang – allerdings nur auf der Seite der Gästebank.


Die erste Vermutung, dass es deshalb ein von einem Konkurrenzverein eingeschleuster Maulwurf sein könnte, der sich „noch nicht so richtig reintraut“, hat Dietzel deshalb schnell wieder verworfen. So boshaft sei kein Nachbarverein, sagt er.

Vielleicht ist es ja der Linienkalk, der das Tier magisch anzieht. Der Nemmersdorfer Maulwurf ein echter Kalk-Fetischist? Das wiederum hält Diplom-Biologin Gabi Wenz aus Bad Berneck für ausgeschlossen. Auch sie kann nur Vermutungen anstellen, nur die Täterbeschreibung hält sie für treffend. Es muss ein Maulwurf sein und keine Wühlmaus, die vielleicht auch noch ins Täterprofil gepasst hätte.

Lockere Erde

Für die Lage der Erdhügel hat Wenz eine durchaus plausible Erklärung. Der Maulwurf, so sagt sie, sei gar nicht so außergewöhnlich. Er folge nur seinen Instinkten. „Ich nehme einmal an, dass die Erde in diesem Bereich einfach schön locker ist, lockerer als auf dem Spielfeld“, erklärt Gabi Wenz. Zudem sei dieser Bereich im Vergleich zum Spielfeld leicht erhöht. „Und damit ist dort der Boden auch am längsten trocken und steht bei der aktuellen Witterung nicht unter Wasser. Das bedeutet auch, dass sich hier die meisten Regenwürmer aufhalten. Die sind für einen Maulwurf viel leckerer als Kalk. “

Der ASV-Maulwurf ist also doch nur ein Maulwurf, aber eben ein etwas verfressenerer als seine Artgenossen. „Ein Ärgernis ist er trotzdem“, sagt Dieter Pausch. Er ist der natürliche Feind des Maulwurfs, nicht nur weil dieses Exemplar ihm seinen Job streitig machen will. Seit rund zehn Jahren ist Pausch Platzwart beim ASV Nemmersdorf – und ist bislang noch aus jedem Duell mit einem Maulwurf als Sieger hervorgegangen.

Katze als biologisches Mittel

Und auch diesem besonderen Exemplar gewährt er keinen Schutz: „Er muss hier irgendwie weg.“ Spätestens, wenn es im März wieder auf dem Sportplatz rundgeht, müsse „die Angelegenheit geklärt“ sein. Dabei weiß er natürlich, dass Maulwürfe streng geschützt sind und nur mit biologischen Mitteln vertrieben werden dürfen. Und einen besonderen Maulwurf jagt man mit einem besonderen biologischen Mittel. Pausch setzt sein Vertrauen voll auf die Katze, die sich ab und an am Sportheim blicken lässt. „Würde sie den Maulwurf fangen, wäre das natürlich die einfachste Lösung für alle Beteiligten.“

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