Auch in Brandholz tauchen rätselkafte Erdhügel auf Bolzplatz auf Noch ein linientreuer Maulwurf

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Tatort Brandholz: Auch auf dem Bolzplatz in dem Goldkronacher Ortsteil ist ein linientreuer Maulwurf zugange. Anders als sein Artgenosse in Nemmersdorf hat der Brandholzer nicht nur die Außenlinie, sondern auch Strafraum, Mittellinie und den Mittelkreis mit kleinen Hügeln markiert. Foto: Wolfrum Foto: red

Der Maulwurf vom Nemmersdorfer Sportplatz ist nicht allein. Nachdem am Spielfeld des ASV Nemmersdorf – wie berichtet – ein Maulwurf zahlreiche Hügel schnurgerade entlang der Außenlinie aufgeworfen hatte, ist nun auch in einem anderen Goldkronacher Ortsteil dieses Phänomen zutage getreten: in Brandholz.

 
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Allerdings sind am dortigen Bolzplatz nicht nur die Außenlinien mit den kleinen, braunen Hügeln markiert, sondern zusätzlich auch noch Mittellinie, ein Strafraum und – verblüffend akkurat – der Mittelkreis.

„Das ist erstaunlich. So etwas haben wir auch noch nicht gesehen“, sagt Philipp Schmatloch, Sprecher des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), beim Betrachten der Fotos. Das Phänomen erinnere ihn irgendwie an Kornkreise, deren Entstehung bis heute nicht abschließend geklärt sei. „Eine Erklärung habe ich beim besten Willen nicht“, gibt sich der Mann vom BFV leicht zerknirscht und empfiehlt, „den Herrn Scherer von Eurogreen“ anzurufen. Eurogreen ist Partner des BFV und Ansprechpartner der Mitgliedsvereine in allen Rasenfragen.

In den allermeisten Fällen hat Achim Scherer Antworten auf Fragen und Problemstellungen, die an ihn herangetragen werden. „Diesmal aber muss ich passen“, sagt der Experte. „So etwas habe ich in meiner mittlerweile zehnjährigen Tätigkeit bei dieser Firma noch nicht gesehen. Das Phänomen ist wohl in ganz Süddeutschland einzigartig.“ Auch von ihm befragte Kollegen hätten beim Blick auf die Fotos nur ratlos mit dem Kopf schütteln können. Er selbst hat eine Theorie: Das zur Linienmarkierung verwendete Mittel – ob nun Kalk oder Kreide – könnte etwas mit dem Verhalten der Maulwürfe zu tun haben: „Vielleicht hat sich durch die langjährige Anwendung die Bodenbeschaffenheit verändert. Und das wiederum könnte die Tiere beeinflusst haben.“

Gleichzeitig sorgen die Hügelformationen natürlich in Goldkronach für eine Menge Gesprächsstoff. „Das ist der absolute Hammer. Das ist ja noch um einiges krasser als auf dem Nemmersdorfer Fußballplatz“, zeigt sich Goldkronachs Bürgermeister Holger Bär „doch etwas geflasht“ beim Blick auf den Bolzplatz in Brandholz. Sein Erklärungsversuch: „Es kann eigentlich nur am Kalk liegen. Ich nehme an, dass der Kalk Regenwürmer anzieht, die wiederum den Maulwurf anlocken. Das aber ist nur eine Theorie.“

Theorien gibt es viele in diesen Tagen. Keine ernstzunehmende ist, dass die beiden linientreuen Maulwürfe – der in Nemmersdorf und der in Brandholz – irgendwie in Verbindung stehen, die gleichen Gene in sich tragen, Komplizen sind oder der eine der Trittbrettfahrer des anderen ist.

Komplett ausschließen lässt sich indes, dass es sich um nur einen Täter handelt, der binnen weniger Tage an beiden Plätzen zugeschlagen hat. Eine Entfernung von knapp drei Kilometern mit über 100 Höhenmetern Differenz sind vielleicht für den wanderfreudigen Maulwurf Grabowski, dem Hauptdarsteller aus dem beliebten Kinderbuch von Luis Murschetz, problemlos zu überwinden, für ein Exemplar aus Fleisch und Blut wäre diese Distanz mehr als eine Lebensaufgabe.

Da die Identität des Duos und auch die Verbindung zueinander ohnehin schwer zu klären sein wird, rankt sich derzeit alles um die Frage, was die beiden Maulwürfe antreibt. So wie Bürgermeister Bär und Rasen-Experte Scherer vermutet auch Johannes Übelhack, Chef der gleichnamigen Gärtnerei in Goldkronach, „dass es etwas mit dem Kalk zu tun hat. Dadurch wird der ph-Wert des Bodens verändert.“ Im Zuge dessen, so glaubt der Gärtnermeister, könnte sich auch die Beschaffenheit ändern. Vielleicht würden aber auch Lockstoffe ausgewaschen, die den Maulwurf oder auch seine Beute – vorwiegend Regenwürmer – anzögen. „Um das aber letztlich zu klären, müsste man genau wissen, um welchen Kalk es sich handelt.“ Unter dem Strich muss auch er kapitulieren: „Das bedarf einer wissenschaftlichen Arbeit.“ Hubertus Adam, der Fachbereichsleiter für Gartenkultur und Landschaftspflege im Landratsamt, hält den Übelhack’schen Erklärungsversuch für durchaus plausibel. „Die Idee mit dem Linienkalk könnte zutreffen, da sich unter dem Kalk besonders schmackhafte Insekten und sonstige Tiere befinden“, sagt Adam.

Während die Diskussion in Goldkronach voll entbrannt ist, bleiben die beiden Protagonisten gelassen. Sie tun das, was sie in den letzten Tagen und Wochen auch getan haben: Haufen aufwerfen – ganz exakt der Linie entlang. Der eine - wie berichtet - in Nemmersdorf, der andere in Brandholz.

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