Wie ein zweites Wohnzimmer
Deswegen hat Kiesl Stammgäste, die schon seit Jahrzenten in die Kneipe kommen. So um die 20 sollen es sein. Der harte Kern, der immer wieder bei Kiesl vorbeischaut. Und der auch manchmal immer wieder dasselbe erzählt. "Das kann schon vorkommen, dass man eine Geschichte schon mehrmals gehört hat." Und dann stellt man sich Kiesl vor, der kein Dauerquatscher zu sein scheint und auf Fragen relativ kurz antwortet, wie er hinter seinem Tresen steht, und sich wieder eine Geschichte vom letzten Urlaub anhören muss. Aber genervt ist er davon nicht, er hört seinen Gästen zu. Und das gerne, weil ihm das Plektrum, das er gepachtet hat und die ganze Woche offen hat, auch für ihn so wichtig ist. "Die Leute sollen sich in der Kneipe wohlfühlen. Für viele ist das Plectrum wie das zweite Wohnzimmer. Sie kennen alles und sie kennen mich schon seit ewigen Zeiten."
Mädchen oben ohne
Ein zweites Wohnzimmer war für den gebürtigen Weidener das Jugendzentrum, das er mit anderen Jugendlichen als 18-Jähriger in Weiden aufgebaut hat. "Wir haben es uns erkämpft", sagt er. Der Stadtrat habe sich wohl gedacht, "was wollen die linken Chaoten da"? Einmal mussten sie das Jugendzentrum schließen, weil es in einem Zeitungsbericht der "Weidener Zeitung" hieß, dass dort die Mädchen oben ohne die Getränke ausgeben. " Das hat überhaupt nicht gestimmt. Wir haben damals 600 Menschen mobilisiert und sind vor das Rathaus gezogen. Dafür haben wir jeden Einzelnen angerufen." Und damals habe es weder E-Mail noch soziale Netzwerke gegeben. Das Jugendzentrum, das es heute immer noch gibt, hatte danach ganz schnell wieder geöffnet.
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Arnold Kiesls Top 3 im Plectrum
1. Knoblauchbrot mit Käse: 2 Euro
2. Schaschlikpfanne: 5,30 Euro
3. Kaffee: 1,90 Euro
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