Kritischer sieht Birol hingegen das Festhalten der Ampel am Atomausstieg, auch wenn er betont, dass jedes Land dies natürlich selbst entscheiden könne. "Wenn ich eine Regierung wäre, bei der es eine Technologie gebe, die hervorragend funktioniere, ohne jegliche Probleme, hätte ich nochmal darüber nachgedacht, diese beiseitezulassen und andere Optionen anzuschauen, die einerseits meine Abhängigkeit von anderen Ländern erhöhen und andererseits zu mehr Emissionen führen würden." Die belgische Regierung hätte vor der russischen Invasion der Ukraine eine ähnliche Politik betrieben und dann ihre Meinung geändert.
Der Sinneswandel habe aber nicht nur Belgien betroffen. "Ich sehe, dass die Atomkraft ein Comeback hat", sagte Birol. In Frankreich, in Asien, Nordamerika, im Mittleren Osten und anderswo. "Viele Länder haben nach der russischen Invasion der Ukraine die Bedeutung von Atomkraft zusammen mit Erneuerbaren und örtlicher Stromgewinnung verstanden." Die Frage des Atommülls sei natürlich eine ernsthafte Herausforderung. Aber: "Ich denke nicht, dass dies ein Grund ist, die Technik einfach beiseite zu tun, ohne auf Lösungen für Atommüll zu schauen." Das sei zwar eine Herausforderung, könne aber gelöst werden.