Heftiger Schlagabtausch
Im Vorfeld der Wahl des Vertreters der Anleihegläubiger war es zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen Anwälten gekommen. Die Münchner Kanzlei Mattil & Kollegen hatte Rechtsanwalt Sascha Borowski als Vertreter der Anleihe-Gläubiger vorgeschlagen und Gloeckner vorgeworfen, bei vergleichbaren Fällen immens hohe Honorarvorstellungen gehabt zu haben, die „unvertretbar und völlig maßlos“ gewesen seien. Der gemeinsame Vertreter erhalte eine angemessene Vergütung, wobei diese nach Berücksichtigung der Kappungsgrenze von 30 Millionen Euro auf 91.713 Euro netto plus Auslagen begrenzt werde. Darüber hinausgehende Vergütungen bedürften der Zustimmung der Anleihe-Gläubiger.
Überzogene Honorare?
Mattil warf Gloeckner vor, in einem aktuellen Verfahren für nur wenige Monate ein Honorar von fast 200.000 Euro verlangt zu haben. Üblicherweise würden „für derartige Tätigkeiten Spesen und eine bescheidene Aufwandsvergütung erhoben“. Gloeckners Qualifikation für eine Restrukturierung sei nicht erwiesen. Man habe die Geschäftsführung der Wöhrl AG angeschrieben und um Stellungnahme gebeten, „weshalb den Anleihegläubigern ausgerechnet ein Kandidat präsentiert wird, für den die gemeinsame Vertretung nichts anderes als ein persönliches Geschäftsmodell ist“.
Bleibt für Anleihegläubiger nichts übrig?
Die Kanzlei Mattil befürchtet, dass die Restrukturierung von Wöhrl zum Scheitern verurteilt ist, wenn überzogene Honorare gefordert würden. Neben Gloeckner erhält angeblich One Square, Münchner Beratungsfirma für Restrukturierung, monatlich 30.000 Euro. Sanierungsvorstand Gerloff bekommt angeblich eine monatliche Vergütung von 50.000 Euro. Auf diese Weise werde für die Anleihegläubiger nichts zu verteilen sein. Wöhrl soll auch Auskunft geben, ob es richtig ist, dass Gloeckner und Gerloff auch in anderen Fällen zusammenarbeiten „und sich die Posten zuschieben“.
Vorwürfe zurückgewiesen
Gloeckner wies die Vorwürfe zurück. Es würden keine Posten hin- und hergeschoben. Seine Vergütung sei angemessen. Die Münchner Kanzlei habe ihn anscheinend „zu seinem Intimfeind erkoren“.
Daniel Bauer, Vorstandschef der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK/München), hatte im Kurier-Interview die Befürchtung geäußert, dass sich die Anleger auf über 50 Prozent Verlust einstellen müssten. 2500 bis 3000 Privatanleger dürften Wöhrl-Anleihen in ihrem Depot haben. Bauer: „Man muss davon ausgehen, dass man auf einen Großteil des investierten Geldes verzichten muss.“
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