Wasser in der Tiefgarage des Balthasar-Neumann-Park: Die Pumpen werden wohl auf Dauer laufen müssen Wohnpark nicht absaufen lassen

Von Frank Schmälzle
Das Problem liegt unter der Oberfläche: In die Tiefgarage des Balthasar-Neumann-Wohnparks dringt immer noch Wasser ein. Foto: Harbach Foto: red

Wer trägt die Verantwortung dafür, dass jeden Tag mehrere tausend Liter Wasser in die Tiefgarage laufen? Wer hat beim Bau des Balthasar-Neumann-Wohnparks am Hofgarten nicht aufgepasst, oder sich über Warnungen und Vorschriften hinweggesetzt? Darauf gibt es derzeit noch keine klare Antwort. Dafür aber erste Hinweise, wie das Problem, das Wohnungseigentümern und Nachbarn erhebliche Sorgen macht, gelöst werden könnte.

 
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Im nichtöffentlichen Teil der jüngsten Stadtratssitzung wollte sich der Leitende Baudirektor der Stadt Bayreuth, Hans-Dieter Striedl, bei der Frage nach Verantwortlichkeiten nicht festlegen. Architekt, Bauleiter oder andere – es gäbe viele Möglichkeiten, sagte er in seiner Antwort auf eine Anfrage der SPD-Stadträtin Christa Müller-Feuerstein. Die Angelegenheit ist so heiß, dass Striedl einen ungewöhnlichen Weg geht: Nicht nur die Verwaltung wird für das Wasserproblem am Balthasar-Neumann-Park nach einer Lösung suchen. Striedl will auch die Stadträte über alle Schritte informieren.

Und die zeichnen sich Kurier-Informationen zufolge bereits ab. Vertreter der Stadtverwaltung und der Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Bayreuth, Gerhard Müller, haben bereits im Mai über Lösungsmöglichkeiten diskutiert. Die Fakten: Ein Gutachter hat im Auftrag der Stadt festgestellt, dass jeden Tag zwischen 5000 und 8000 Liter Wasser in der Tiefgarage zusammenlaufen. Und abgepumpt werden müssen. Das Wasser enthält Sulfate und Chloride, deshalb kann es nicht in den Sendelbach geleitet werden. Die je nach Wetterlage fünf bis acht Kubikmeter in die Kanalisation abzuführen, ist allerdings grundsätzlich denkbar. Der Gutachter der Stadt kam weiter zu dem Ergebnis, dass trotz dieser Menge ein Absinken des Grundwasserspiegels rund um den Wohnpark eher nicht zu erwarten ist. Genau das aber fürchten Anwohner und machen sich Sorgen, dass ihre Häuser absinken und Risse bekommen könnten.

Abpumpen auf Dauer geht nur, wenn die Stadtverwaltung zustimmt. Eine solche Genehmigung muss die Wohnungsbaugesellschaft Bayreuth beantragen. Parallel zur Kurier-Recherche ging gestern ein solcher Antrag im Rathaus ein. Zu entscheiden hat die Stadt Bayreuth – in Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt in Hof. Jüngst fand ein Beweissicherungsverfahren statt. Häuser rund um den neuen Wohnpark wurden fotografiert, ihr Zustand dokumentiert. Für den Fall, dass wegen des Abpumpens eben doch noch Schäden auftreten.

Der Chef der Wohnungsbaugesellschaft Bayreuth, Gerhard Müller, hält die gesamte Diskussion für einen Sturm im Wasserglas. „Wir haben gar kein Wasser in der Tiefgarage“, sagt er. Für Striedls Aussagen vor dem Stadtrat, dass täglich zwischen fünf und acht Kubikmeter Wasser in der Tiefgarage auftreten und zu zwei Dritteln aus dem Grundwasser kommen, hat Müller diese Erklärung: Es handele sich vollständig um Oberflächenwasser. Kein Tropfen Grundwasser müsse abgepumpt werden. Deshalb seien Setzungen, Schäden und Risse an umliegenden Gebäuden nicht zu befürchten. Dass die Stadt trotzdem von Grundwasser ausgehe, begründet Müller damit, dass auch Oberflächenwasser, das in den Boden versickert, ab einer Tiefe von etwa einem Meter als Grundwasser gelte. „Wir stehen ganz kurz vor der Lösung“, so Müller weiter. Welche? Das sagt er nicht.

Eine schnelle Lösung hatte der Chef der Wohnungsbaugesellschaft bereits im Dezember versprochen. Damals hatte Müller darauf hingewiesen, dass er sich beim Bau des Balthasar-Neumann-Parks an die Vorgaben der Stadt gehalten hatte.Und damals hatte Müller einen „handwerklichen Fehler“ des Unternehmens Dechant aus Weismain, das den Wohnpark gebaut hat, als Ursache genannt.

Das Bauunternehmen Dechant bleibt aber nach wie vor dabei: Von einem handwerklichen Fehler könne keine Rede sein. Wir haben alles genau nach den Plänen der Ingenieure gebaut.“ Zweimal habe man Müller auf die Gefahr, dass Grundwasser in die Tiefgarage eintreten kann, hingewiesen und den Einbau einer wasserdichten Wanne unter der Tiefgarage empfohlen. Seniorchef Alois Dechant hat die Angelegenheit inzwischen seinem Rechtsanwalt übergeben. „Wir sind dabei, Klage gegen die Wohnungsbaugesellschaft zu erheben“, sagt Dechant. „Das wird wohl noch in dieser Woche erfolgen.“ Etwa 1,5 Millionen Euro hat er eigenen Worten nach noch von der Wohnungsbaugesellschaft zu bekommen. Auch die Stadtverwaltung schilderte den Sachverhalt bereits im Dezember anders als Müller es tut. Und bleibt dabei: Die Entwässerungsgenehmigung, die die Stadt erteilt hat, beinhalte den ausdrücklichen Hinweis, dass im Grundwasser grundsätzlich nicht ohne eine wasserdichte Wanne gebaut werden dürfe. Diese wasserdichte Wanne gibt es am Balthasar-Neumann-Park aber nicht.

Im Rathaus versucht man jetzt, die Verhältnismäßigkeit zu wahren. Dauerhaftes Abpumpen zu verbieten und damit die Tiefgarage unter Wasser zu setzen, sei jedenfalls keine Lösung. Und wenn der Gutachter der Stadt ein Absinken des Grundwasserspiegels für eher unwahrscheinlich hält, müsse eben abgepumpt werden. „Wir können den Wohnpark ja nicht absaufen lassen“, heißt es. Damit will die Verwaltung aber nicht der Politik vorgreifen. Ob die Stadt den Weg des Dauer-Pumpens mitgeht und sich dem Druck beugt, der durch den Bau entstanden ist, das müssten am Ende die Stadträte entscheiden.

„Ich bin erschrocken und entsetzt angesichts dieser riesigen Mengen, die tagtäglich abgepumpt und in das Kanalsystem eingeleitet werden“, sagt SPD-Stadträtin Christa Müller-Feuerstein. Sie sieht in erster Linie den Bauherrn, also die Wohnungsbaugesellschaft Bayreuth, in der Pflicht, den Schaden zu beheben. Auch wenn dies sehr teuer würde. „Für mich ist es jedenfalls undenkbar, auf Dauer Wasser in diesem Ausmaß abzupumpen und abzuleiten.“ Damit könne  weder die Stadt noch das Wasserwirtschaftsamt einverstanden sein, sagt Müller-Feuerstein, die mit ihrer Anfrage den Wasserstreit erneut in die Öffentlichkeit gebracht hatte.

Gerhard Müller wird bald Gelegenheit haben, seine Sicht der Dinge den Betroffenen zu erklären. Am 23. Juni wird eine Eigentümerversammlung für den Balthasar-Neumann-Park stattfinden.

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