Wie viel Kultur braucht Bayreuth?

Von Andrea Pauly
Konzert des Philharmonische Chor Bayreuth und die Hofer Symphoniker unter der künstlerischen Leitung von Dirigent Arn Goerke in der Stadthalle Bayreuth. Archivfoto: Peter Kolb Foto: red

Wie viel Kulturstadt ist Bayreuth? Ist das messbar? Wenn ja, woran? Und wie stark unterstützen vergleichbare Städte ihre Kultureinrichtungen? Wo gibt es Bedarf, was soll sich weiterentwickeln? Welche Rolle spielen Veranstaltungen im Landkreis? Diese und andere Fragen soll der Kulturentwicklungsplan beantworten, damit die Stadt Ziele für die nächsten zehn Jahre formulieren kann. Für den Kulturausschuss gab es einen „Werkstattbericht“. Und der zeigt: Es sind noch viele Fragen offen.

 
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Der Kulturentwicklungsplan soll Ziele, Handlungsfelder und Leitlinien der städtischen Kulturpolitik für die nächsten zehn Jahre herausarbeiten. Er soll inhaltliche Schwerpunkte bestimmen, Planungssicherheit bieten und die Kulturschaffenden vernetzen. Prof. Manfred Miosga von der Abteilung Stadt- und Regionalentwicklung an der Uni Bayreuth stellte den aktuellen Sachstand im Kulturausschuss vor. „Wir befinden uns mitten in der Auswertungsphase“, sagte er.

Datenblätter sollen Klarheit schaffen

Zum Konzept gehören Datenblätter, auf denen die wichtigsten Kennzahlen der Kulturbetriebe erfasst werden: Es geht um Mitglieder, Veranstaltungen, Budgets. Außerdem sollen die Betreiber sich selbst einschätzen. Von 62 angeschriebenen Kulturbetrieben – darunter Chöre, Museen, Vereine, Akteure, Einrichtungsbetreiber – haben 43 ihre Angaben bereits eingereicht, 17 weitere haben die Abgabe des Bogens angekündigt. Mit diesem Rücklauf zeigten sich sowohl Manfred Miosga als auch Kulturreferent Fabian Kern sehr zufrieden.

Interviews und Arbeitskreis

Außerdem interviewt die Uni derzeit Kulturschaffende, -Verantwortliche und so genannte Intermediäre – also Netzwerker und Verknüpfer aus der Szene – über Probleme und Wünsche. „Zwei Dutzend haben wir schon geführt, weitere sind geplant“, sagte Miosga. Außerdem gibt es seit Juni einen Arbeitskreis, der bisher drei mal getagt hat. Er soll das Projekt politisch begleiten und die Informationen in die Stadtratsfraktionen weitergeben.

Bayreuth zahlt weniger als andere Städte

Für das Jahr 2016 standen im städtischen Haushalt 9,35 Millionen Euro für die Kultur bereit. Das entspricht 4,2 Prozent der Gesamtausgaben. Die Uni vergleicht Bayreuth mit Bamberg, Weimar und Konstanz – alle Städte geben mehr aus als Bayreuth. Allerdings machte Miosga klar, dass die Zahl nicht aussagekräftig sei: Da können Ausgaben anders eingeteilt sein, Konstanz und Bamberg haben eigene Orchester und Theaterensembles zu finanzieren, und auch die Haushaltsformen sind verschieden: Ein Teil der Städte verbucht doppisch, die anderen kameralistisch. Deswegen sei die Vergleichbarkeit noch nicht gegeben.

Ab 2017 Ausweitung auf den Landkreis

Der Kulturentwicklungsplan soll nicht an den Stadtgrenzen enden, sondern ab 2017 auf den Landkreis erweitert werden. Das fand die Zustimmung von Stefan Specht (CSU). „Wenn sich der Landkreis beteiligt, erhöht das den Wirkungskreis enorm“, sagte er. Stephan Müller befand, der Vergleich mit Bamberg und Weimar holpere. „Wir können froh sein, dass wir mit Festspielhaus und markgräflichem Opernhaus automatisch Kulturstadt sind. Wir haben die beiden berühmtesten Opernhäuser in der Stadt.“ Er möchte wissen, wie es mit der ehrenamtlichen Kulturarbeit in den Vergleichsstädten aussieht.

Die übrigen Institutionen erneut ansprechen

Thomas Bauske (SPD) lobte Miosgas bisherige Arbeit. „Wir sind angewiesen auf die Mitarbeit der Institutionen, um Bayreuth weiterentwickeln zu können.“ Er rief dazu auf, die Kulturschaffenden, die bisher noch kein Datenblatt abgegeben haben, noch einmal anzusprechen. „Dann stehen die Entscheidungen auf sehr breiten Füßen.“

Wer bekommt wie viel und warum?

Stefan Schlags (Grüne) lobte, dass durch den Plan Kriterien geschaffen würden, die gerade für die freiwilligen Leistungen sinnvoll seien. „Bisher schreiben wir die Zuschüsse immer nur fort. Demnächst soll jeder wissen, auf welcher Grundlage wer wie viel bekommt.“

Anders als Specht warnte er davor, den Landkreis zu sehr einzubeziehen. „Ich will erst die Stadt im Kern des Handelns sehen.“ Christoph Rabenstein (SPD) sprach sich für eine noch breitere Vermarktung aus – gemeinsam mit Bamberg, Würzburg und Regensburg als Region.

Erst mal nur ein vorsichtiger Blick

Fabian Kern verwies auf große Schnittmengen zwischen Stadt und Landkreis, etwa bei den Markgrafenkirchen und der Geschichte der Markgrafen in Bayreuth. Bei einer Zusammenarbeit könnten beide Seiten profitieren. Die Ausweitung sei erst die zweite Stufe. Auch Miosga beruhigte: „Wir haben das Projekt so aufgesetzt, dass keine Verwässerung stattfindet. Der Blick in die Region ist erst mal nur vorsichtig.“

Mit einem Leitbild-Workshop geht es am 2. Februar von 18.30 bis 21 Uhr im SWO-Saal weiter.

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