Saga räumt ab – So war der Samstagabend Weißbierfest: Nah dran an den Stars

Von Frank Schmälzle
Vom ersten Song an textsicher: Die Saga-Fans feierten beim Weißbierfest ihre musikalischen Helden. Fotograf Peter Kolb Foto: red

Fröhlich, friedlich, mit Sonnenschein, guter Musik und viel Bier: Das Weißbierfest auf dem Gelände der Brauerei Gebrüder Maisel war am Wochenende der Treffpunkt schlechthin in Bayreuth.  Und für mindestens eine Frau der Moment, auf den sie seit Jahrzehnten gewartet hatte.

 
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Was macht der denn hier? Am Samstagabend steht Philipp Simon Goletz vor dem Backstage-Bereich. Den Mann kennt man, er ist der Frankensima. Ein Musiker mit Gitarre oder Akkordeon, ein urfränkischer Kabarettist und Komiker. Aber doch kein Bombast-Rocker wie die Herrschaften von Saga und Europe, die an diesem Abend auf der Bühne stehen werden. Also: Was macht er hier?

Er macht seine Frau glücklich. Christine Goletz ist glühender Saga-Fan. Und das seit Teenie-Tagen, was jetzt auch schon so rund 30 Jahre her ist. Sie hat sich ein Fan-Paket gekauft, ein Saga-T-Shirt für sich selbst. „Und die Ohrenstöpsel für meinen Mann.“ Die Songs kann sie mitsingen. Aber live, nein, live hat sie Saga bis jetzt noch nie erlebt. Vielleicht geht ja noch ein wenig mehr. Vielleicht kommt sie einmal an den Schwarm ihrer Jugend heran. An Saga-Sänger Michael Saddler.

Der Frankensima bewahrt die Ruhe

Den Frankensima bringt so was nicht aus der Ruhe. „Es gibt viele schöne Männer“, schmunzelt er. „Aber bis jetzt habe ich mich immer noch durchgesetzt.“  Sie schaffen es rein in den Backstage-Bereich. Und ja, es gibt ein gemeinsames Foto. Christine Goletz strahlt. Für sie ist Michael Saddler ein Traum-Typ. Nicht nur einer, der ihrer Art Musik macht. Ein Familienmensch. Für sie stimmt das Gesamtpaket. Ihr Mann sagt lakonisch: „Er ist zu alt für sie.“ Saddler ist drei Monate älter als der Frankensima. Und: „Ist doch toll, ganz plötzlich eine nochmals um 20 Jahre verjüngte Frau zu haben.“  So sieht fränkische Gelassenheit aus. Nach den ersten Songs drin in der Halle, in der sonst Bier lagert und die zum Weißbierfest Club-Atmosphäre entwickelt, strahlt Christine Goletz: „Super, die sind top. Noch besser, als ich es erwartet hatte.“ Und der Frankensima sagt: „Das liegt noch innerhalb meines Toleranzbereich.“

Joker plaudert aus dem Nähkästchen

Man kommt nahe ran an die Stars aus Jugendtagen beim Weißbierfest. Gerhard Werther ist einer, der jahrelang ganz nah dran war.  Diesmal steht er an einer der 14 Schankstellen auf dem Festgelände. In den Jahren zuvor war er VIP-Chaffeur. Er holte die Musiker aus dem Hotel ab und brachte sie danach zurück. Und hat erlebt, dass auch die ganz Großen der Pop-Szene eben nur Menschen sind. Suzi Quatro zum Beispiel. Auf der Bühne sieht man ihr nicht an, wie sensibel sie ist. Werther, den bei Maisel alle nur „Joker“ nennen, weiß es, seit sie 2009 beim Weißbierfest auftrat. „Als wir auf dem Gelände ankamen, ging das Blitzlichtgewitter der Fotografen los. Sie wollte nicht aussteigen. Am Ende saß sie auf meinem Schoß und ich habe sie huckepack in die Halle reingetragen.“ Was man erfährt, wenn man den Pop-Größen so nahe kommt? Zum Beispiel, dass Kim Wilde – Joker: „Die Frau hat eine tolle Ausstrahlung“ – Bratwürste liebt.

Zehn Jahre lang hat Joker die Stars gefahren. Diesmal steht er in einem Schankwagen, denn das ist sein eigentliches Metier. Seit über 30 Jahren ist er Schanktechniker, inzwischen der Chef Schanktechnik. Er muss ran, wenn heute Abend irgendwo die Kohlensäure fehlt oder die Technik streikt. Nervös? Nein, sagt Werther. „Das läuft.“

Der Cheforganisator ist stolz auf seine Truppe

Und wie. 150 Leute sind im Einsatz, damit das Fest rollt. Knapp 100 davon sind Mitarbeiter der Brauerei.  „Wir sind ein eingespieltes Team“, sagt Cheforganisator Georg Oberst. „Jeder weiß, wo er hinlangen muss.“ Vorher, mittendrin und danach. Noch in der Nacht zum Sonntag räumen die Maisel-Mitarbeiter auf. Bis um 2. „Dann setzen wir uns noch auf ein Bier zusammen“, sagt Oberst. „Und reden darüber, wie es gelaufen ist.“  Das Fest ist geübt, in diesem Jahr ist es das 29ste. Bei Maisel ist man ein wenig stolz darauf, wie routiniert es läuft. Keiner muss länger als fünf Minuten anstehen, um ein Getränk zu bekommen. Und man ist auch ein wenig stolz auf die Team-Leistung, die dahinter steckt. In den Schankwägen stehen Mitarbeiter aus unterschiedlichen Abteilungen. So lernt man Menschen kennen, die man sonst vielleicht nur auf dem Gang oder auf dem Brauereihof trifft. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Georg Oberst an diesem Abend. Und meint damit auch den Zuspruch, den das Fest beim Publikum hat. An diesem Samstag, dem wichtigsten Feiertag des Festes, sind mehr Besucher gekommen als im vergangenen Jahr. Wie viele? Das kann keiner genau sagen. Maisel zählt nicht und Maisel verlangt keinen Eintritt.

Der Brauerei-Chef hat einen tollen Tag

Das hat Tradition. „Wir wollen ein Fest für die Menschen aus der Stadt und der Region machen“, sagt Maisel-Sprecherin Eva Ploß. „Als Dankeschön. Denn ohne diese Menschen würde es uns nicht geben.“ Entstanden ist das Weißbierfest aus der Jubiläumsfeier  im Jahr 1987, damals feierte die Brauerei hundertsten Geburtstag. „Das war so erfolgreich, dass der Ruf laut wurde, wieder solch ein Fest zu veranstalten.“ So kam es. „Und wenn man mal in einer solchen Tradition drin ist, kommt man auch nicht mehr so schnell wieder raus“, lacht Eva Ploß. Will man wohl auch nicht, ein besseres Marketing gibt es wohl kaum.

Das hat auch Brauerei-Chef Jeff Maisel wieder bestätigt bekommen. Er hat die besten Kunden der Brauerei nach Bayreuth eingeladen . Den Tag lassen sie auf dem Weißbierfest ausklingen.  Seine Gäste sind glücklich, sagt er. Und er ist es auch: „So voll war die Halle noch nie. Das ist wahrscheinlich einer der erfolgreichsten Tage, den das Weißbierfest je gesehen hat.“

 Diese Bands haben schon beim Weißbierfest gespielt:

1988: Hot Dogs

1989: Grey Hounds

1990: Western Union

1991: Texas Radio

1992: Linda Feller

1993: Dickey Lee & Band

1994: Dickey Lee & Band

1995: Spider Murphy Gang

1996: Middle Of The Road

1997: Wolfgang Ambros mit Band

1998: Boney M. featuring Liz Mitchell

1999: Spider Murphy Gang

2000: Guildo Horn & die Orthopädischen Strümpfe

2001: ABBA 99; Saragossa Band

2002: MayQueen

2003: Status Quo

2004: Chris Norman

2005: Kool & The Gang

2006: Bonnie Tyler

2007: Manfred Mann’s Earthband; Uriah Heep

2008: Nazareth; The Sweet

2009: Klaus Lage; Suzi Quatro

2010: T.Rex; The Hooters

2011: Kim Wilde; Barclay James Harvest

2012: Roger Chapman; Paul Young

2013: ELO - The Orchestra; Mike & the Mechanics; Guildo Horn

2014: Smokie; Slade

2015: Earth, Wind & Fire; Katrina and the Waves

2016: Saga;Europe

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