Vor 50 Jahren: Propaganda verbrannt

Von Alina Steffan

Der "Nordbayerische Kurier" feiert heuer sein 50-jähriges Bestehen. An dieser Stelle blicken wir täglich auf den Tag genau 50 Jahre zurück. Lesen Sie im Artikel die Titelseite von damals und einen Rückblick der lokalen Ereignisse. In der Ausgabe vom 24. Januar 1968 berichteten wir von der Verbrennung von kommunistischen Propagandamaterial vor dem Hertie, über Bayreuther Olympioniken und einem jungen Diebestrio.

 
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Zehn Jahre, nachdem Propagandaschriften der Kommunistischen Partei von der Kriminalpolizei beschlagnahmt worden waren, sollten diese nun vernichtet werden. Ein Wagen des Amtes für öffentliche Ordnung sollte die Ladung mit Büchern, Prospekten, Broschüren, Flugschriften und Plakaten am 31. Januar beim Kaufhaus Hertie vorfahren, wie der „Nordbayerische Kurier“ in der Ausgabe vom 24. Januar 1968 berichtete. Dort sollte das Material in der Verbrennungsanlage vernichtet werden.

Einspruch gegen dieses Vorgehen hatte niemand erhoben. „Aber in Ordnung ist es meiner Meinung nach nicht“, meinte ein Betroffener. Der 70-Jährige war während des Zweiten Weltkriegs als Mitglied der Kommunistischen Partei in das KZ Dachau gebracht worden. Nach dem Krieg erhielt er eine Wiedergutmachung in Höhe von rund 2500 Mark, die er zum Teil auf den Kauf eben jener Bücher verwendet hatte, die später beschlagnahmt wurden. Stadtdirektor Helmut Schmidt verwies auf die Rechtslage: „Nachdem wir das beschlagnahmte Material zehn Jahre aufgehoben haben und die gesetzlichen Bestimmungen über das KPD-Verbot nach wie vor gelten, muss es vernichtet werden. Daran lässt sich nichts ändern.“

In derselben Ausgabe berichtete der Kurier vom Abschied der damaligen Bayreuther Olympiateilnehmer. Die Stadt organisierte eine offizielle Abschiedsfeier, um den Olympioniken viel Erfolg zu wünschen. Die drei Sportler, die zu den Olympischen Winterspielen in das französische Grenoble fuhren, waren die beiden Skispringer Günther Göllner und Henrik Ohlmeyer sowie der Langläufer Walter Demel.

Oberbürgermeister Hans Walter Wild ließ sich bei der Abschiedsfeier zu einer besonderen Ehre für denjenigen hinreißen, der tatsächlich eine Medaille aus Grenoble mitbringen würde: „Ich werde ihn von der Spitalkirche bis zum Sternplatz auf den Schultern tragen.“ Langläufer Walter Demel reagierte gelassen und bewies Vertrauen in seine Fähigkeiten. Er meinte dazu nur: „Ich würde darüber nicht spaßen. Denn es kann leicht passieren, dass ich es wirklich schaffe.“ Leider sollten die Bayreuther Olympioniken 1968 leer ausgehen.

Des Weiteren berichtete der Kurier von einem Diebestrio, das eine Bar ausgeräumt hatte. Die drei jungen Männer im Alter von 18, 19 und 27 Jahren hatten ein Fenster einer Bar in der Altstadt eingedrückt und sich über die Zigaretten- und Spielautomaten hergemacht. Dabei erbeuteten sie 600 Mark. Einen neuen Fernseher nahmen sie auch noch mit. Die Polizei nahm rasch die Ermittlungen auf und konnte die Diebe bereits am nächsten Abend festnehmen. Immerhin wurden noch 400 Mark und der Fernseher sichergestellt.

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