Unwetter: Franken schwer getroffen

 Foto: red

Schwere Unwetter und Überschwemmungen haben in der Nacht zum Montag mehrere Orte in Bayern verwüstet. Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und das Rote Kreuz waren im Dauereinsatz. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) hatte sich die durchziehende Gewitterfront vor allem über Unter- und Mittelfranken sowie zur Donau hin über Kelheim und Landshut in Niederbayern entladen. Die Altstadt von Ansbach entging nur knapp einer Überflutung.

 
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Besonders große Schäden gab es laut Feuerwehr im Flachslander Ortsteil Sondernohe (Landkreis Ansbach). "Das ist ein Ort der Verwüstung", berichtete ein Feuerwehrmann. Das von den Hängen herabschießende Wasser sei als breiter Strom durch den Ort gerauscht. Die Wassermassen hatten Autos mitgerissen und Verkehrsschilder wie Streichhölzer umgeknickt. "In dem Ort hat das Wasser in der Nacht zum Teil bis zu einem Meter hoch gestanden", sagte der Feuerwehrmann. Im benachbarten Obernzenn (Landkreis Neustadt an der Aisch/Bad Windsheim), wo die Regenmassen die Zenn über die Ufer treten ließen, wurde neben vielen Häusern auch eine Turnhalle überschwemmt.

65 Liter Wasser in einer Stunde

In Hohenthann (Landkreis Landshut) fiel während der Unwetternacht so viel Regen in einer Stunde wie an bundesweit keiner anderen Messstelle des DWD. 65 Liter prasselten in der niederbayerischen Gemeinde herunter. Zum Vergleich: Der Monatsdurchschnitt für Mai beträgt für Bayern 90 Liter pro Quadratmeter. Im mittelfränkischen Gollhofen (Landkreis Neustadt an der Aisch/Bad Windsheim) kamen 64 Liter Regen pro Quadratmeter binnen kürzester Zeit herunter.

Die Gefahrenmeldungen der Unwetterwarnzentrale seien rechtzeitig versendet worden. "Es hat alles funktioniert wie immer", sagte ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums. Die Kriterien für die Schwellenwerte seien bundesweit einheitlich festgelegt. Einige Anwohner hatten berichtet, sie seien unvermittelt von den Wassermassen getroffen worden.

Mittelfranken: 420 Einsätze, 800 Notrufe

Die integrierte Leitstelle in Ansbach verzeichnete allein im westlichen Mittelfranken 420 Einsätze. Zwischen 18.00 Uhr und Mitternacht seien fast 800 Notrufe eingegangen. Schwerpunkte waren der Landkreis Ansbach und der Landkreis Neustadt an der Aisch/Bad Windsheim. Auch historische Gebäude wurden von Tief "Elvira" getroffen: In der Orangerie in Ansbach lief der Technikkeller voll.

Schwerere Verletzungen habe es nicht gegeben, sagte Leitstellenleiter Dominik Wenninger. Welchen Schaden die zahlreichen Überflutungen von Gebäuden, Straßen sowie Erdrutsche verursacht haben, sei noch unbekannt. "Das werden die Versicherer in den nächsten Tagen ermitteln", sagte Wenninger. Die Versicherungskammer in Bayern sprach von erheblichen Schäden. Vor allem Kunden aus dem Landkreis Ansbach hätten bereits Zerstörungen durch Überschwemmungen und Blitzeinschläge gemeldet. Für genaue Zahlen sei es aber noch zu früh.

Die Alststadt in Ansbach entging nur knapp der Überflutung

Besonders heikel war die Lage in der rund 40.000 Einwohner zählenden Stadt Ansbach: Die Altstadt entging laut Feuerwehr am frühen Morgen nur um wenige Zentimeter der Überflutung, als die Rezat nach den starken Niederschlägen bei 3,92 Meter stand - statt der sonst üblichen rund 1,50 Meter. Bei einem Wasserstand von mehr als 4 Metern wären die Wassermassen voraussichtlich in die Stadt geschwappt. Am Nachmittag hatte sich die Lage laut einem Feuerwehr-Sprecher entspannt, der Pegel stand deutlich unter dem kritischen Wert.

Kritisch war die Lage in Ansbach auch für den Besitzer eines am Hang gelegenen Hauses: Herabstürzende Wassermassen hatten einen Erdrutsch ausgelöst. Die Erdmassen drückten gegen die Hauswand. Ein Teil des Schlamms und Gerölls drang in den Keller des Hauses ein, berichtete ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken. Bei Lehrberg (Landkreis Ansbach) überfluteten die Wassermassen Bahngleise. Holz, Heuballen und Geröll wurden von Feldern auf die Bahngleise gespült. Die Strecke war vorübergehend gesperrt.

In Unterfranken zählte die Polizei 85 Notrufe - vor allem Blitzeinschläge richteten Schäden an: In Kolitzheim (Landkreis Schweinfurt) ging vermutlich wegen eines Blitzeinschlags der Dachstuhl eines Einfamilienhauses in Flammen auf. Verletzt wurde niemand. Der Schaden liegt bei etwa 200.000 Euro. In Gemünden am Main traf ein Blitz den Anbau eines Wohnhauses und löste ein Feuer aus. Ein Campingplatz sowie ein Stellplatz für Wohnmobile im Landkreis Miltenberg wurden wegen der unmittelbarer Nähe zu Flüssen geräumt.

Zug prallte gegen umgestürzten Baum

Ein Zug mit rund 150 Passagieren prallte bei Maxhütte-Haidhof (Landkreis Schwandorf) gegen einen umgestürzten Baum. Verletzt wurde dabei laut Polizei niemand. Der Zugführer habe sofort gebremst, als er den bei einem Unwetter umgestürzten Baum am Sonntagabend erkannte. Den Zusammenprall konnte er aber nicht verhindern.

Die Unwettergefahr im Süden ist vorerst vorbei, es bleibt aber gewittrig. Der DWD warnte am Montagmittag nirgends mehr vor Unwettern, es gab allerdings Vorwarnungen vor weiteren Gewittern in Bayern. Vor allem in Schwaben und im Bayerischen Wald sollte es demnach heftig regnen. Die Unwetter reichten aber nicht mehr an die Intensität vom Sonntag heran, sagte ein Sprecher.

dpa

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