Universität plant ein Gebäude für gute Ideen und die Stadt will ein Gründerzentrum anhängen Unternehmen aus dem Brutkasten

Von Frank Schmälzle
So kann’s gehen: 2005 hat Martin Pos mit einem kleinen Team Cybex gegründet. Heute gehört das Unternehmen mit Sitz in Bayreuth auf dem Markt für Kindersitze, Babytragen und Kinderwagen zur Weltspitze. Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

Erst die Universität, dann die Stadt: Bayreuth soll zur Gründerstadt werden. Hinter den Kulissen reifen dafür zwei Millionenprojekte heran. Kritiker warnen: Die Stadt hängt sich einen großen Klotz ans Bein.

 
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Das plant die Uni: Stefan Leible hatte es als eines seiner wichtigsten Ziele ausgegeben, als er 2013 Uni-Präsident wurde. Eine Gründerszene muss entstehen, denn das stärkt den Wirtschaftsraum Bayreuth. Schafft Chancen für Absolventen der Uni. Das gilt immer noch. Heute sagt er: Es kann nicht sein, dass über die Hälfte der Studenten später am liebsten im öffentlichen Dienst arbeiten wollte. „Das ist erstens völlig unrealistisch. Und zweitens hält das keine Gesellschaft aus. Irgendjemand muss das Geld verdienen.“ Die Uni will ihren Studenten Mut machen, sagt Leible. Ihnen beibringen, wie man sich Ziele setzt, diese verfolgt und verwirklicht. „Das kann ein Unternehmen sein. Aber auch eine tolle soziale Idee.“

Ideen brauchen Platz: Mit Münchner Ministerien spricht Leible bereits. Was er will, nennt er einen „Inkubator“. Einen Brutkasten für Ideen. Ein Gebäude auf dem Campus, voraussichtlich fünf bis sieben Millionen Euro teuer. Im Erdgeschoss eine Lounge, in der sich Menschen mit unterschiedlichem Fachwissen, unterschiedlichen Ideen treffen. Und im besten Sinne spinnen. Was daraus wird, zieht in den ersten Stock. Für ein gutes Dutzend Gründer soll der Inkubator ein Jahr lang kostenlose Räume zur Verfügung stellen. Danach müssen die Gründer raus, den nächsten Schritt machen. Und noch ein Stockwerk darüber sollen Professoren und andere Experten einziehen. Um die Gründer zu unterstützen, sie zu beraten. Noch hat Leible das Geld für den Neubau auf dem Campus nicht. Im nächsten Jahr wird es wohl noch nichts werden. „Aber ich werde mich dafür einsetzen“, sagt der Uni-Präsident. Dass die Stadt den nächsten, für ihn logischen Schritt für den Bau eines Gründerzentrums vorbereitet, hält er für „extrem wichtig. Dass muss parallel laufen“.

Das hat die Stadt vor: Fredy Schmidt sagt es nicht explizit. Aber für ein Bayreuther Gründerzentrum kommt nur das Zapf-Gelände in Frage. Der Leiter der Wirtschaftsförderung sagt: Dort sollen Gründer Platz finden – auch die aus dem Uni-Brutkasten. Im Gründerzentrum sollen sich Innovationsteams treffen: Mitarbeiter lokaler und regionaler Unternehmen mit Gründern und Wissenschaftlern. Im Gründerzentrum sollen Wirtschaft und Wissenschaft zusammenfinden. Viele Unternehmen, sagt Schmidt, wollen den Kontakt zur Uni und den Forschungseinrichtungen. Aber nur ein Viertel der oberfränkischen Unternehmen haben bislang solche Kontakte. Im Gründerzentrum sollen Firmenchefs, die ihren Betrieb übergeben wollen oder müssen, einen Nachfolger finden. Und zusammen sollen IHK, HWK und Uni dort Mitarbeiter aus Unternehmen weiterbilden.

Für jeden einzelnen dieser Bausteine des Gründerzentrums will Schmidt im kommenden Jahr den Bedarf ermitteln. Daraus soll ein Konzept und Programm werden, das den Raumbedarf und die Ausstattung festlegt. Dann will Schmidt auf die Suche nach Fördergeld gehen und die Frage klären, wer das Gründerzentrum betreibt. „Vielleicht ist dieses Konzept ja auch für private Investoren interessant.“

Das sagen die Kritiker: Jetzt also auch ein Gründerzentrum in Bayreuth. Aber braucht es das eigentlich? Das fragt Stadtrat Stefan Schlags (Die Grünen und Unabhängigen) im Hauptausschuss. Steve Jobs hat Apple in einer Garage gegründet. Nicht in einem warmen Gründerzentrum. „Wir investieren viel Geld in einen Überbau und nicht direkt in die Wirtschaft.“ Wer ein Unternehmen auf die Spur bringen will, muss mit einer Bank reden, muss sich Beratung holen. Und die Stadt würde sich mit einem Gründerzentrum hohe Folgekosten aufhalsen. Millionen, sagt Schlags. Und das Jahr für Jahr.

Das sagen die Befürworter: Das Konzept passt, sagt Thomas Hacker. Die Uni Bayreuth ist längst nicht mehr nur eine Hochschule für Juristen und Betriebswirtschaftler. Sie ist eine Uni, an der auch für die Produktion geforscht wird, sagt der Fraktionsvorsitzende der FDP/DU. „Wenn die Stadt einen Beitrag leisten kann, dass Innovationen umgesetzt werden, sollten wir das tun.“ Und IHK-Präsident Heribert Trunk sagt: „Ich stehe zu dem Konzept und kämpfe in München derzeit dafür.“

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