Hacker und König treten zurück
„Wir können nur am Lizenzierungsverfahren für die DEL2 teilnehmen, weil wir im Verwaltungsbereich die geringsten Personalkosten aller Zweitligisten haben“, gab Wendel einen Einblick in den Vereinshaushalt. „Im Moment gilt das zumindest noch.“
Denn der EHC hat Handlungsbedarf: Stellvertretender Vorsitzender Norbert Hacker und Jugendleiterin Evi König stellten ihre Ämter aus persönlichen Gründen zur Verfügung. Hackers Nachfolger soll per Vorstandsbeschluss Florian Eagan werden. Er wird ausschließlich für den Nachwuchsbereich zuständig sein. „Wir wollen im Verein Strukturen schaffen, die im Nachwuchsbereich beginnen müssen“, sagte Wendel. Eagans Aufgabe wird es deshalb auch sein, einen hauptamtlichen Nachwuchskoordinator zu finden.
GmbH soll installiert werden
Zudem will der EHC den Profibereich in eine Spielbetriebsgesellschaft auslagern. Eine Anwaltskanzlei wird damit beauftragt, diese GmbH für die Saison 2017/18 vorzubereiten. „Wir müssen uns hier professionalisieren, damit das finanzielle Risiko für den Hauptverein geringer wird“, sagte Wendel.
In diesem Zuge soll auch ein hauptamtlicher Geschäftsführer installiert werden. Dieser soll, falls er zeitnah gefunden wird, noch in dieser Saison beim EHC tätig und so an seine künftigen Aufgaben herangeführt werden. „Wir wollen jemanden mit Renommee. Es gibt bereits Gespräche, aber zwei bis drei Monate wird die Suche wohl noch dauern“, formulierte Wendel seinen Plan.
Probleme mit der VIP-Lounge
Ein anderes Ziel sei dagegen schon erreicht: „Wir haben finanziell einen weitestgehend sanierten Verein, was nach der bitteren Vergangenheit der zurückliegenden zwölf Monate nicht selbstverständlich ist.“
Zuletzt beschäftigte die Markgraf-Lounge den Vorsitzenden. Der ehemalige Vorstand habe der Firma Markgraf für den Bau der Lounge eine Spendenquittung ausgestellt und den VIP-Raum anschließend der Stadt Bayreuth geschenkt. Allerdings sei das Finanzamt nicht einbezogen worden, Steuernachzahlungen wurden fällig.
„Mit der Folge, dass der Verein wieder überschuldet war“, sagte Wendel. „Wir mussten die Aktivierung der Lounge mit 150.000 Euro aus der Bilanz herausnehmen.“ Um einen weiteren Schritt in Richtung Sanierung zu machen, verzichteten er und seine Frau Margrit auf die Rückzahlung eines Darlehens in Höhe von 125.000 Euro.
Positive Bilanz des Schatzmeisters
Positiv bewertete Kassier Ralf Schwarz die Finanzen des Vereins und dessen Zukunft: „Wir hatten noch vor einigen Monaten eine existenzbedrohende Überschuldung von 270.000 Euro, die wurde auf momentan 80.000 gesenkt. Diese lässt sich zeitnah beseitigen, so dass wir den positiven Bereich bald erreichen und den wollen wir dann nicht mehr verlassen.“
Geplant ist nach Aussage Wendels, dass der EHC Bayreuth in der kommenden Saison einen Gewinn von 140.000 bis 180.000 Euro erwirtschaftet. Diese Zahlen orientieren sich an denen der abgelaufenen Saison. Da betrug der Gewinn 207.000 Euro, allerdings unter Einbuchung des gesamten Forderungsverzichts der Familie Wendel in Höhe von 215.000 Euro. „Trotz aller Schwierigkeiten können wir mit der finanziellen Situation und der erwirtschafteten schwarzen Null zufrieden sein“, sagte der Vorsitzende.
Keine Entlastung des Vorstands
Zufrieden war auch Kassenprüfer Rudi Klier. Er attestierte dem Vorstand eine „saubere Kasse“ und hätte sich eine Entlastung der EHC-Führung gewünscht. Doch zu dieser kam es nicht, sie wurde von den anwesenden Mitgliedern mit einem einstimmigen Votum auf das kommende Jahr verschoben.
Den Grund erläuterte Wendel: „Es gibt auch auf mein Bestreben hin keine Entlastung, da sie auch für die zurückgetretenen Mitglieder des Vorstands gültig wäre. Aber es gibt noch einige ungeklärte Sachen aus der Vergangenheit, die wir zuvor geregelt wissen wollen. Wir wollen abwarten, was das Finanzamt zur VIP-Lounge sagt und was das Ergebnis der Sozialversicherungsprüfung ergibt.“
130 neue Mitglieder
Zudem muss sich der EHC Bayreuth einer weiteren Prüfung unterziehen – und das regelmäßig. Die DEL2-Spielbetriebsgesellschaft kontrolliert monatlich die betriebswirtschaftlichen Zahlen der Zweitligisten. „Wehe, wir weichen gravierend von unseren Planzahlen ab“, sagte Wendel. „Deswegen haben wir so viel Wert darauf gelegt, unser Gesamtbudget auf 1,75 Millionen zu vergrößern.“
Da das gelang, gab es auch von der DEL2 „erste sehr positive Reaktionen“ auf die eingereichten Lizenzunterlagen des EHC. Dies sei nur durch die Unterstützung von Fans, Sponsern und allen Freunden der Tigers möglich gewesen. „Auf diese Hilfe sind wir auch in Zukunft angewiesen“, sagte Wendel und appelierte: „Lassen wir gemeinsam die in der Region Bayreuth entstandene Eishockeyeuphorie nicht abebben.“
Die Begeisterung um die Tigers lässt sich auch durch die Mitgliederzahl belegen: In den vergangenen fünf Monaten steigerte der Verein diese um 130 auf nun 484.