Tigers saniert, Trainer bleibt

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Die Finanzen des EHC Bayreuth bereiteten Vorsitzenden Matthias Wendel und Kassier Ralf Schwarz (rechts) in den vergangenen Monaten viel Kopfzerbrechen, doch nachdem der Verein nun weitestgehend saniert ist, konnten sie die Vereinsunterlagen bei der Hauptversammlung wieder lachend begutachten. Foto: Rudi Ziegler Foto: red

Selten zuvor war eine Hauptversammlung des EHC Bayreuth so gut besucht: Waren bisher 20 bis 30 Mitglieder die Regel, kamen diesmal etwa 100. Im Mittelpunkt stand die finanzielle Situation des Zweitliga-Anwärters, aber auch Personalien für die erste Mannschaft wurden verkündet.

 
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So bleibt Sergej Waßmiller bei den Tigers. Der Erfolgstrainer verlängerte seinen Vertrag um eine weitere Saison. Der 45-Jährige hat seit der Spielzeit 2012/13 das Sagen und führte die Mannschaft mit zwei Aufstiegen von der Bayernliga in die Zweitklassigkeit.

„Er kennt seine Pappenheimer und weiß, wie man sie anpacken muss“, sagte EHC-Vorsitzender Matthias Wendel. „Auf dieser Grundlage wollten wir aufbauen, nun liegt es an der sportlichen Leitung, den Kader weiter zu ergänzen.“

Dazu stehen ihr nach Aussage Wendels 130.000 Euro mehr als in der Vorsaison – da betrugen die Personalkosten für die erste Mannschaft 772.000 Euro (inklusive der Zahlung an die Berufsgenossenschaft) – zur Verfügung. Der Weg werde wohl dahin führen, mehrere, dafür aber etwas günstigere Spieler zu verpflichten. Allerdings könne es durchaus sein, dass ein vierter Kontingentspieler erst im Oktober oder November zum Kader stößt. Zum einen müsse der Verein abwarten, wie schnell die Einbürgerung von Fedor Kolupaylo möglich ist. Zum anderen seien für einen vierten Kontingentspieler wohl zusätzliche Sponsorenleistungen nötig. 

Tschechischer Torwart wechselt zum EHC

Eine Verpflichtung gab Wendel gleich bekannt: Der Tscheche Tomas Vosvrda nimmt künftig eine Kontingentposition bei den Tigers ein. Der 26-jährige Torwart spielte zuletzt in der tschechischen Extraliga, ist 1,93 Meter groß und wiegt 105 Kilogramm. Für den HC Olomouc machte er in der vergangenen Saison 13 Spiele und war zudem für drei Partien an den Zweitligisten AZ Havirov ausgeliehen.

Abschied von Hartung oder Bädermann

Neben Johannes Wiedemann von den Lausitzer Füchsen ist Vosvrda der zweite Neuzugang auf dieser Position. Da der EHC wohl mit drei Keepern in die Saison starten wird, heißt das: Abschied nehmen von Friedrich Hartung oder Julian Bädermann. Für den Verbleib Hartungs spricht, dass er mit seinen 21 Jahren nicht in die Ü23-Regelung fällt. Für den 28-jährigen Bädermann spricht sein gültiger Vertrag. Eine Trennung von Bädermann würde allerdings mehr finanzielle Mittel freisetzen.

Hacker und König treten zurück

„Wir können nur am Lizenzierungsverfahren für die DEL2 teilnehmen, weil wir im Verwaltungsbereich die geringsten Personalkosten aller Zweitligisten haben“, gab Wendel einen Einblick in den Vereinshaushalt. „Im Moment gilt das zumindest noch.“

Denn der EHC hat Handlungsbedarf: Stellvertretender Vorsitzender Norbert Hacker und Jugendleiterin Evi König stellten ihre Ämter aus persönlichen Gründen zur Verfügung. Hackers Nachfolger soll per Vorstandsbeschluss Florian Eagan werden. Er wird ausschließlich für den Nachwuchsbereich zuständig sein. „Wir wollen im Verein Strukturen schaffen, die im Nachwuchsbereich beginnen müssen“, sagte Wendel. Eagans Aufgabe wird es deshalb auch sein, einen hauptamtlichen Nachwuchskoordinator zu finden.

GmbH soll installiert werden

Zudem will der EHC den Profibereich in eine Spielbetriebsgesellschaft auslagern. Eine Anwaltskanzlei wird damit beauftragt, diese GmbH für die Saison 2017/18 vorzubereiten. „Wir müssen uns hier professionalisieren, damit das finanzielle Risiko für den Hauptverein geringer wird“, sagte Wendel.

In diesem Zuge soll auch ein hauptamtlicher Geschäftsführer installiert werden. Dieser soll, falls er zeitnah gefunden wird, noch in dieser Saison beim EHC tätig und so an seine künftigen Aufgaben herangeführt werden. „Wir wollen jemanden mit Renommee. Es gibt bereits Gespräche, aber zwei bis drei Monate wird die Suche wohl noch dauern“, formulierte Wendel seinen Plan.

Probleme mit der VIP-Lounge

Ein anderes Ziel sei dagegen schon erreicht: „Wir haben finanziell einen weitestgehend sanierten Verein, was nach der bitteren Vergangenheit der zurückliegenden zwölf Monate nicht selbstverständlich ist.“

Zuletzt beschäftigte die Markgraf-Lounge den Vorsitzenden. Der ehemalige Vorstand habe der Firma Markgraf für den Bau der Lounge eine Spendenquittung ausgestellt und den VIP-Raum anschließend der Stadt Bayreuth geschenkt. Allerdings sei das Finanzamt nicht einbezogen worden, Steuernachzahlungen wurden fällig.

„Mit der Folge, dass der Verein wieder überschuldet war“, sagte Wendel. „Wir mussten die Aktivierung der Lounge mit 150.000 Euro aus der Bilanz herausnehmen.“ Um einen weiteren Schritt in Richtung Sanierung zu machen, verzichteten er und seine Frau Margrit auf die Rückzahlung eines Darlehens in Höhe von 125.000 Euro.

Positive Bilanz des Schatzmeisters

Positiv bewertete Kassier Ralf Schwarz die Finanzen des Vereins und dessen Zukunft: „Wir hatten noch vor einigen Monaten eine existenzbedrohende Überschuldung von 270.000 Euro, die wurde auf momentan 80.000 gesenkt. Diese lässt sich zeitnah beseitigen, so dass wir den positiven Bereich bald erreichen und den wollen wir dann nicht mehr verlassen.“

Geplant ist nach Aussage Wendels, dass der EHC Bayreuth in der kommenden Saison einen Gewinn von 140.000 bis 180.000 Euro erwirtschaftet. Diese Zahlen orientieren sich an denen der abgelaufenen Saison. Da betrug der Gewinn 207.000 Euro, allerdings unter Einbuchung des gesamten Forderungsverzichts der Familie Wendel in Höhe von 215.000 Euro. „Trotz aller Schwierigkeiten können wir mit der finanziellen Situation und der erwirtschafteten schwarzen Null zufrieden sein“, sagte der Vorsitzende.

Keine Entlastung des Vorstands

Zufrieden war auch Kassenprüfer Rudi Klier. Er attestierte dem Vorstand eine „saubere Kasse“ und hätte sich eine Entlastung der EHC-Führung gewünscht. Doch zu dieser kam es nicht, sie wurde von den anwesenden Mitgliedern mit einem einstimmigen Votum auf das kommende Jahr verschoben.

Den Grund erläuterte Wendel: „Es gibt auch auf mein Bestreben hin keine Entlastung, da sie auch für die zurückgetretenen Mitglieder des Vorstands gültig wäre. Aber es gibt noch einige ungeklärte Sachen aus der Vergangenheit, die wir zuvor geregelt wissen wollen. Wir wollen abwarten, was das Finanzamt zur VIP-Lounge sagt und was das Ergebnis der Sozialversicherungsprüfung ergibt.“

130 neue Mitglieder

Zudem muss sich der EHC Bayreuth einer weiteren Prüfung unterziehen – und das regelmäßig. Die DEL2-Spielbetriebsgesellschaft kontrolliert monatlich die betriebswirtschaftlichen Zahlen der Zweitligisten. „Wehe, wir weichen gravierend von unseren Planzahlen ab“, sagte Wendel. „Deswegen haben wir so viel Wert darauf gelegt, unser Gesamtbudget auf 1,75 Millionen zu vergrößern.“

Da das gelang, gab es auch von der DEL2 „erste sehr positive Reaktionen“ auf die eingereichten Lizenzunterlagen des EHC. Dies sei nur durch die Unterstützung von Fans, Sponsern und allen Freunden der Tigers möglich gewesen. „Auf diese Hilfe sind wir auch in Zukunft angewiesen“, sagte Wendel und appelierte: „Lassen wir gemeinsam die in der Region Bayreuth entstandene Eishockeyeuphorie nicht abebben.“

Die Begeisterung um die Tigers lässt sich auch durch die Mitgliederzahl belegen: In den vergangenen fünf Monaten steigerte der Verein diese um 130 auf nun 484.

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