Texas: Bluttat im Gottesdienst

Von Maren Hennemuth,
 Foto: red

Wieder werden die USA von einem Massaker erschüttert. Ein Mann eröffnet in einer Kirche in Texas das Feuer, er tötet 26 Menschen. Die kleine Gemeinde trauert.

 
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Pastor Frank Pomeroy ist an diesem Sonntag nicht in der Kirche. Aber seine 14-jährige Tochter sitzt im Gottesdienst. Es ist Mittag in Sutherland Springs im US-Bundesstaat Texas. Draußen steigt in diesem Moment ein Mann aus einem Auto. Er ist ganz in schwarz gekleidet, trägt eine kugelsichere Weste. In seiner Hand hält er ein Gewehr. Er schießt. Dann betritt er das Gotteshaus. Er schießt weiter. Mindestens 26 Menschen sterben. Zahlreiche weitere werden verletzt. Das jüngste Opfer ist fünf Jahre alt, das älteste 72.

Wieder werden die USA von einem Massaker erschüttert. Erst einen Monat ist es her, dass der 64-jährige Stephen Paddock in Las Vegas aus seinem Hotelzimmer das Feuer auf die Besucher eines gegenüberliegenden Festivals eröffnete und 58 Menschen tötete.

Präsident Trump äußert sich

 

Motiv ist noch unklar

Wenige Stunden nach der Bluttat am Sonntag fasst Greg Abbott, der Gouverneur von Texas, gemeinsam mit den Ermittlern die ersten Erkenntnisse zusammen. Gegen 11.20 Uhr Ortszeit wurde der Täter demnach an einer nahen Tankstelle gesehen. Wenige Minuten später begann er zu schießen.

Ein Anwohner hörte die Schüsse und schnappte sich seine eigene Waffe. Als der Täter die Kirche verließ, nahm er die Verfolgungsjagd auf. Der Verdächtige wurde wenig später tot in seinem Auto gefunden. Es ist unklar, ob er sich selbst tötete oder von Schüssen des Anwohners getroffen wurde. Den Namen des Mannes geben die Ermittler zunächst nicht bekannt. Sie sagen lediglich, dass es sich um einen Weißen handele. Laut US-Medienberichten war er 26 Jahre alt und diente für kurze Zeit in der Luftwaffe. Sein Motiv ist noch unklar.

Kirche ist Zentrum der Gemeinde

Abbott ringt sichtlich um Fassung, während er vor den Journalisten spricht. «Es sind so viele Familien, die Angehörige verloren haben», sagt er. «Vater, Mütter, Söhne und Töchter.»

Sutherland Springs ist ein kleiner Ort, der gut 50 Kilometer südöstlich von San Antonio liegt. Gerade einmal mehrere 100 Menschen leben hier. Jeder kenne jeden, sagt die Einwohnerin Carrie Matula dem Sender MSNBC. Was am Sonntag geschehen sei, treffe damit alle. Es gibt hier nicht viel, nicht einmal eine eigene Feuerwehr hat der Ort. Die First Baptist Church, ein weißes Gebäude, ist das Zentrum der kleinen Gemeinde. Im Durchschnitt besuchen 50 Menschen den Gottesdienst, heißt es.

Tochter des Pastors unter den Toten

Jeden Sonntag verbreitet die Kirche ein Video von der Predigt im Internet. Man kann sich die Aufnahmen auf Youtube anschauen. Gemeindemitglieder singen darin christliche Lieder zu Gitarrenmusik. Im Video aus der vergangenen Woche erklärt Pastor Pomeroy, warum er ein Motorrad in der Kirche geparkt hat. Er sagt, er habe erklären wollen, wie man Vertrauen in Kräfte haben kann, die man nicht sieht. Wie beim Motorradfahren, wenn man sich in eine Kurve legt und auf die Gravitationskräfte vertraut. Das mache vielleicht keinen Sinn. Aber ebenso müsse man auch auf Gott vertrauen.

Pomeroy ist an diesem Sonntag nicht in Sutherland Springs, seine Frau auch nicht. Nach der Tat kehren sie sofort zurück. Sie trauern nicht nur um ihre Gemeinde - ihr Tochter ist unter den Toten.

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