Was tun? Selber bauen!
Das Team Hübner begann in einer klassischen Rollstuhl-Sportgruppe, doch schon bald merkten die beiden Hübners, dass sie andere Wege beschreiten müssten. Michael Hübner legt ein quadratmetergroßes Album auf den Esstisch. Hier sind alle sportlichen Veranstaltungen verewigt, die das Team Hübner in den vergangenen Jahren mitgemacht hat. Ziemlich schnell, erzählt Hübner, war klar, dass ein klassischer Rollstuhl für Jogging-Strecken nicht geeignet war. Ein Sportgerät, wie die zwei es benötigten, war auf dem Markt nicht zu haben. Was also tun? Selber bauen. „Ich wollte meinen Jungen beim Sport dabei haben, weil er so einen Riesenspaß dran hat und wir beide daraus viel Kraft ziehen können.“
Also setzte er sich mit der Technik eines solchen Sportgeräts auseinander und schickte die Skizze, die ebenfalls im Album verewigt ist, an einen Rollstuhlhersteller. Die Ergebnisse dieser ausdauernden Tüfteleien stehen in der Hübnerschen Garage: ein Kettcar, ein Tandem, mit dem die zwei schon dreimal bei der BR-Radltour mitgefahren sind, und ein Rennrollstuhl, alles umgebaut. Nico sitzt aufrecht in diesem Gefährt, hat den Rundumblick und kriegt alles mit, was um ihn herum passiert. Schon vor und während der Trainingsrunden zu einem Lauf erklärt Michael Hübner seinem Sohnemann, an welchen markanten Punkten sie vorbeilaufen. Mit gut 60 Kilogramm, die er dabei vor sich herschiebt, kommt auch der sportliche Herr Papa manchmal hart an seine Grenzen. Denn ob es nun bergab oder bergauf geht – Nico kennt da nix. „Er fragt, zwar nur in Stichworten, er kriegt dann natürlich auch eine Antwort von mir. Und wenn ich gar so keuchend und kurzatmig klinge, setzt er noch eins drauf: Papa platt.“
Urkunden wohin das Auge schaut
Wie wichtig Sport für die ganze Familie mittlerweile geworden ist, sieht man an den vielen Urkunden und Fotos im Treppenhaus und im Fotoalbum. Auf jeder Seite kleben Fotos von Nico in seinem Rennrollstuhl, strahlend vor Freude.
Auf vielen Bilder gruppieren sich Sportler um ihn herum oder klatschen ihn ab, und die schönsten Aufnahmen zeigen das Vater-Sohn-Gespann verschwitzt und überglücklich im Zielbereich. Michael Hübner ist dankbar, dass er durch seine Hartnäckigkeit und sein technisches Verständnis seinem Sohnemann eine Auszeit von all seinen Behandlungen und Therapien ermöglicht. „Wir haben unfassbar viele Unterstützer in unserem Umfeld, meine Frau Monique, die Lena, meine Eltern und alle unsere Sportsfreunde.“ Wie sehr Nico es genießt, mit seinem Papa durch die Gegend zu sausen, kriegt man in einem kurzen Wortwechsel mit: „Nico, was machen wir denn heute?“, fragt Michael Hübner. Nico ist gnadenlos: „Papa, weiter!“ Widerrede zwecklos.