Tatort-Dreh: Schreie im Operationssaal

Von und Sina Rees

Kabelwagen, Schauspieler, Kunstblut und ein Chefarzt vor der Kamera: Drehstart für den fünften Franken-„Tatort“ am Klinikum in Bayreuth. Ein Krankenhaus im Ausnahmezustand, eben nicht „Ein Tag wie jeder andere“, wie die Folge heißt. Ein Besuch am Set.

 
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Jede Stunde ein Ermordeter, das verspricht der fünfte Franken-„Tatort“, dessen Drehbeginn am Klinikum die Verantwortlichen am liebsten komplett geheim gehalten hätten – ein Ding der Unmöglichkeit in einer Stadt wie Bayreuth. 10 Uhr, Klinikum, Ebene minus drei. Ein Seitengang führt zum bislang nicht genutzten Operationssaal. Davor Stative, Kabel, etwa 50 Menschen an Kameras, Heften und Klemmbrettern und Sendern in der Hosentasche. Und Jörg Reutershan, diesmal nicht als Jörg Reutershan, Chefarzt für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, sondern als Arzt mit einem anderen Namen. Und einer kleinen Sprechrolle. Der Text, den er zu sagen hat, ist auf einem Zettel in Dunkelrot markiert. Zeigen darf er ihn nicht, alles geheim am Set.

Hebammen spielen sich selbst als Statisten

Der OP-Saal hat seine Premiere nicht nur als Kreiß-, sondern als OP-Saal, er soll demnächst auch im Klinik-Betrieb genutzt werden. Drin ist viel los. Künstliche Beleuchtung, Kameras und ein Plastikbaby als Requisite und die Schauspieler. Ein – echtes – Ultraschallfoto einer Schwangeren hängt an der beleuchteten Wand. Ständig schließt sich die schwere Tür D3209, der zweite Regie-Assistent mahnt immer wieder zur Ruhe. „Proben.“ Drinnen schreit eine Frau, eine Schauspielerin, die vorher mit einem Babybauch aus Kunststoff durch den Gang marschiert ist.

Draußen warten zwei Hebammen und eine Arzthelferin in grüner Kleidung auf ihren Einsatz, echte Mitarbeiter des Klinikums: Barbara Engel und Melanie Gärtner sowie Melanie Helbig. Sprechrollen haben sie keine, das macht nur der Chef. Aber sie müssen das machen, was sie sonst auch machen: Kinder auf die Welt bringen. Und sie seien sogar gefragt worden, wie es am realistischsten aussieht.

70 Sekunden Film, eine Stunde Dreharbeiten

Drinnen wieder Schreie. „So ist es wirklich im Kreißsaal“, sagt Helbig. „Psst“, sagt der Regie-Assistent. In den OP-Saal darf keiner, außer den Schauspielern und Statisten. Mit dabei ist der Schauspieler Stephan Grossmann. Anzunehmen, dass er den Vater spielt, denn er geht mit OP-Kleidung in den Kreißsaal. Natürlich sagt keiner etwas. „Pressen, pressen, pressen“, ruft jemand. Proben, immer wieder Proben, gedreht wurde noch nichts. Das dauert fast eine Stunde lang für eine Szene, die im Film etwa 70 Sekunden dauern wird. Dann endlich „Klappe gefallen, Pause.“

Draußen stehen belegte Brötchen für alle. Schon länger steht die Produktionsfirma mit der Klinik in Kontakt, war vor Wochen im Haus, um die Orte zu prüfen. Auch die Hebammen wurden angefragt, beworben haben sie sich nicht. Rechtlich brauchen die Mitarbeiter des Klinikums eine Genehmigung für Nebentätigkeiten. Die schauspielernden Klinik-Mitarbeiter bekommen eine kleine Aufwandsentschädigung. Im und vor dem Klinikum werden noch weitere Szenen gedreht, auch in einem Krankenzimmer und auf dem Gang. Dabei ist auch ein Handwerkerteam, das nach den Dreharbeiten wieder alles in den Originalzustand versetzen wird.

Noch sind die Ermittler nicht am Drehort

Die Ermittler Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) waren am Donnerstag nicht am Drehort. Für sie und ihr Team bedeutet der fränkische Serienkiller ein Wettlauf gegen die Zeit, um noch mehr Tote zu verhindern. Sendetermin ist 2019. Autor Erol Yesilkaya und Regisseur Sebastian Marka haben bereits den Münchner Tatort „Die Wahrheit“ zusammen gedreht.

Am heutigen Freitag geht der Dreh in Bayreuth weiter. Dafür werden auch Straßen gesperrt: die Rheinstraße wird ab 9 Uhr zwischen Bamberger Straße und Kreisverkehr Neckarstraße vollständig für den Verkehr gesperrt. Am 18. April werden in der Zeit von 9 bis 18 Uhr die Siegfried-Wagner-Allee und die Straße „Festspielhügel“ stadteinwärts ab „An der Bürgerreuth“ gesperrt. Für die Sperrungen kommt allein die Produktionsfirma auf, bestätigt die Stadt Bayreuth. Sie zahlt für die Genehmigung sowie für das Aufstellen der Schilder.

Dreharbeiten auch in Thurnau

Ein Teil des „Tatorts“ wird auch in Thurnau gedreht, das gab die Marktgemeinde bekannt. Sehr zum Missfallen der BR-„Tatort“ -Redaktion: „Wir hätten es nicht öffentlich gemacht, damit nicht noch mehr Leute das Set besuchen.“ Um was es dabei gehen soll, wollte die BR-„Tatort“-Redaktion nicht verraten. Nur so viel: „Dort wohnen Leute, die für die Handlung wichtig sind.“ Im „Tatort“ werde der Ort jedoch keine große Rolle spielen.

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