Strom fließt an Bayreuth vorbei

 Foto: red

Dass es die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale endgültig in den Bundesverkehrswegeplan geschafft hat, wird von Politik und Wirtschaft einhellig begrüßt. Die weiterhin unzureichende Bahnanbindung von Bayreuth wird dagegen kritisiert. Nur die Stadt selber äußerte sich insgesamt zufrieden.

 
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Brigitte Merk-Erbe, Oberbürgermeisterin der Stadt Bayreuth: „Die Entscheidung des Bundeskabinetts ist eine gute Nachricht für Bayreuth und die gesamte Region. Die ja noch ausstehende Bestätigung durch den Bundestag vorausgesetzt, werden in den nächsten Jahren rund 1,2 Milliarden Euro in die Modernisierung und Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale investiert. Damit wird es gelingen, die Stadt Bayreuth an das moderne und leistungsfähige Schienennetz anzubinden. Der für Bayreuth nächste wichtige Schritt muss sein, die Elektrifizierung und den Bau eines zweiten Gleises nach Schnabelwaid im Zuge der Realisierung der großen Baumaßnahme zu erreichen.“

Günter Finzel, Leiter der Stabsstelle für Strukturentwicklung und Bahn-Beauftragter der Stadt Bayreuth: „Es war wichtig, die große Maßnahme, die Modernisierung und Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale, in den Vordinglichen Bedarf des neuen Bundesverkehrswegeplans hinein zu bekommen. Dass das zweite Gleis zwischen Bayreuth und Schnabelwaid noch nicht enthalten ist, bedeutet nicht das Aus für diesen Streckenabschnitt. Niemand, auch nicht die Bahn, wird bestreiten, dass eine bessere Bahnanbindung der Stadt Bayreuth wirtschaftlich sinnvoll ist. Ich gehe nicht davon aus, dass der Bundestag bei seiner Entscheidung über den Bundesverkehrswegeplan noch einmal auf dem Niveau einzelner Strecken diskutieren wird. Da wird nichts mehr rausfallen. Denkbar ist allerdings, dass andere Projekte noch hineingedrückt werden sollen. Das würde zu einer Unterfinanzierung führen. Für uns endet die Arbeit jetzt nicht. Unser Ziel muss es sein, so schnell wie möglich mit der Franken-Sachsen-Magistrale zum Zuge zu kommen. Der Bund sagt selbst, dass manche Projekte nicht so schnell verwirklicht werden können. Wegen des Planungsrechts, der zu erwartenden Proteste und Klagen. In dieser Hinsicht sehe ich bei der Franken-Sachsen-Magistrale weniger Probleme.“

Anette Kramme (SPD), parlamentarische Staatssekretärin im Arbeitsministerium: „Die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale ist weiterhin im Vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans enthalten. Oberstes Ziel muss es sein, dass wir dieses für die Region immens wichtige Projekt auf die Gleise kriegen und damit die Anbindung an den elektrifizierten Schienenverkehr herstellen. Alle politischen Kräfte müssen sich in den kommenden Monaten und Jahren dafür einsetzen, denn ohne wird es auch keine Ertüchtigung der Bahnstrecke Bayreuth-Schnabelwaid geben. Dass diese erst einmal in die Kategorie „Potenzieller Bedarf“ eingestuft wurde, halte ich nicht zwingend für einen Hemmschuh. Ich bin zuversichtlich, dass diese Maßnahme im Zuge der Elektrifizierung hochgestuft und dann in einem gemeinsamen Projekt – eine Zusammenarbeit mit dem Freistaat Bayern scheint hier möglich – realisiert wird.

Hartmut Koschyk (CSU), Bundestagsabgeordneter: „Im Gesetzesentwurf des Bundesverkehrswegeplans wird die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale als Vordringlicher Bedarf bewertet. Daher ist eine Realisierung der Strecke bis 2030 sichergestellt, nachdem Bundesverkehrsminister Dobrindt zugesichert hat, dass alle Vorhaben im Vordringlichen Bedarf finanziert sind. Dies ist ein wichtiger infrastrukturpolitischer Erfolg für die Region und die Stadt Bayreuth. Die direkte Anbindung der Stadt Bayreuth an eine künftige Franken-Sachsen-Magistrale ist jedoch von entscheidender Bedeutung für die gesamte Erschließung. Daher gilt es nun, im parlamentarischen Verfahren alle Maßnahmen zu ergreifen, die Strecke vom Potenziellen Bedarf in den Vordringlichen Bedarf hochzustufen.“

Christoph Rabenstein (SPD), Landtagsabgeordneter: „Ich bin froh, dass Bayreuth und die Franken-Sachsen- Magistrale überhaupt noch dabei sind. Insgesamt bin ich aber absolut nicht zufrieden. Bei der Magistrale wären wir ein echter Lückenschluss, weil die Elektrifizierung in Tschechien von Prag bis Eger schon steht. Das fehlende Stück von Eger nach Nürnberg hätte vorangetrieben werden müssen. Wir gehören in dieselbe Kategorie, in der Hof/Regensburg bereits ist. In Bayreuth haben wir jetzt das Versprechen vom Freistaat, dass wir wegen der Stellenkürzungen bei BAT unterstützt werden. Die Elektrifizierung ist Teil des gemeinsamen Strukturprogramms von Stadt, Wirtschaftskammern und Uni. Ich fordere, dass der Freistaat hier mehr Einfluss auf den CSU-Bundesverkehrsminister ausübt. Der Freistaat hat uns hängenlassen.“

Gudrun Brendel-Fischer (CSU), Landtagsabgeordnete: „Seit dem ersten Entwurf des Bundesverkehrswegeplans im März 2016 hat sich nichts geändert. Im Vordringlichen Bedarf ist weiterhin die Franken-Sachsen-Magistrale, hier brauchen wir aber auch das zweite Gleis nach Schnabelwaid. Bayern hat das angemeldet.“

Thomas Koller, HWK-Hauptgeschäftsführer: „Es freut uns, dass in der finalen Version des Bundesverkehrswegeplans sowohl die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale bis nach Nürnberg wie auch die Elektrifizierung der Strecke Hof-Marktredwitz-Regensburg im Vordringlichen Bedarf ist. Es fehlen allerdings weiterhin die Elektrifizierung und der zweigleisige Ausbau des Abschnitts Schnabelwaid-Bayreuth. Damit ist das Projekt für die nächsten 15 Jahre quasi vom Tisch. Dabei ist die Anbindung der Stadt Bayreuth an die Franken-Sachsen-Magistrale von enormer Bedeutung für die Region und die hier ansässige Wirtschaft. Bayreuth ist das einzige Oberzentrum in Bayern mit einem Sitz der Bezirksregierung, das keine leistungsfähige elektrifizierte Anbindung an das überregionale Schienennetz hat. “

Oliver Gießübel, IHK-Vizepräsident: „So wichtig es ist, dass die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale zwischen Nürnberg und Marktredwitz im Vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes bleibt, so bedauerlich ist es, dass das Oberzentrum Bayreuth auch weiterhin nicht in den Planungen für eine Elektrifizierung der Bahnanbindung berücksichtigt ist. Ich hätte mir mehr Mut zum Lückenschluss gewünscht. Kommt es so, dann bleibt Bayreuth Mittelpunkt einer Dieselinsel. Die ICE-Trasse von Erfurt nach Nürnberg führt im Westen an Bayreuth vorbei, die dann hoffentlich elektrifizierte Franken-Sachsen-Magistrale im Osten. Das kann nicht das letzte Wort sein, denn dann wäre Bayreuth vom Schienenverkehr endgültig abgehängt.“

woj/fs/sts

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