Stadt Bayreuth lässt sich nicht erpressen

Von Andrea Pauly
Archivfoto: Ronald Wittek Foto: red

Die Pläne für die Sanierung der Ortsdurchfahrt von Seulbitz sind beschlossene Sache. Aber nicht ohne Abstriche: Aus dem Gehweg, der den alten Ortskern mit der Hohen Reuth verbinden sollte, wird nichts. Einige Grundstückseigentümer verkaufen nicht. Sie hatten versucht, ihre Grundstücke als Druckmittel zu nutzen, um geringere Beiträge zahlen zu müssen. Stadträtin Sabine Steininger spricht von Erpressung.

 
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Seit Jahren arbeitet die Stadt an einem Konzept für die Straßensanierung in Seulbitz, die im Zuge der Kanalsanierung umgesetzt werden soll. Immer wieder gab es Veränderungen in der Planung – vor allem weil sich Anlieger mit Ideen und Einwänden zu Wort meldeten. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir jemals so viele Einwendungen bedacht haben“, kommentierte Stefan Specht (CSU). Aus seiner Sicht sei es erstaunlich, dass das Stadtbauamt es angesichts der vielen Änderungen geschafft habe, den Entwurf zusammenzubekommen.

Kein Gehweg auf die Hohe Reuth

Eines klappt jedoch nicht: Es wird keine Fußgängerverbindung vom Breiten Rain zur Hohen Reuth geben. Die Stadt bekommt die nötigen Grundstücke nicht, obwohl die Eigentümer signalisiert hatten, verkaufen zu wollen. Die Besitzer, die auch einen Straßenbeitrag zahlen müssen, verkaufen nach Angaben von Stadtbaurefenrent Hans-Dieter Striedl nun doch nicht, weil die Stadt ihnen keine geringeren Anliegerbeiträge zugesteht.

Bauske: „Das ist schon unverschämt“

Der Versuch, die Anliegerbeiträge zur Verhandlungssache zu machen, sei „ärgerlich“, kommentierte Stefan Specht (CSU). „Das geht so nicht.“ Deutlichere Worte fand Sabine Steininger (Die Grünen und Unabhängigen): „Das ist erpresserisches Verhalten der Bürger.“ Von dem, was die Planer am Anfang vorgestellt hätten, sei nach all den Änderungen nichts mehr da. Halil Tasdelen (SPD) zeigte sich ebenfalls verärgert: „Das Prinzip Allgemeinwohl vor Einzelwohl sollte auch in den Stadtteilen gelten.“

„Ich bin massiv enttäuscht“, sagte Thomas Bauske (SPD). „Wir haben uns alle sehr viel Mühe gegeben, haben uns die Bedenken angehört. Und jetzt scheitert es an Streifen, von denen es hieß, es sei kein Problem, die zu verkaufen.“ Bei der Straßenausbaubeitragssatzung verhandeln zu wollen, sei „schon unverschämt.“

Gesamtkosten: 1,575 Millionen Euro

Laut Striedl müssen die Anlieger mit Kosten in Höhe von 1,60 bis 1,80 Euro pro Quadratmeter rechnen. Die Gesamtkosten liegen bei 1,575 Millionen Euro. Nach Abzug der Anliegerbeiträge bleibt eine Summe von 820 000 Euro, für die die Stadt auf Fördermittel in Höhe von 70 Prozent hofft. Der Ortssprecher von Seulbitz, Klaus Becher, bedankte sich bei den Stadträten, weil so viele Anregungen eingearbeitet wurden. Er bat darum, möglichst schnell Klarheit zu schaffen, wer wie viel bezahlen müsse: „Da gehen die wildesten Gerüchte um.“

Stadt will noch nicht aufgeben

Der Bauausschuss stimmte mit drei Gegenstimmen den Planungen zu. Die Verwaltung hat den Auftrag, auch weiterhin zu versuchen, einen Gehweg und eine Querungshilfe zwischen Ortskern und Wohngebiet zu realisieren.

Mal schmaler, mal breiter

Die Fahrbahn soll sechs Meter breit werden, die Gehwege bis zu 1,80 Meter. An zwei Stellen ist eine Verengung des Fußwegs auf 1,25 Meter nötig, zweimal müssen 4,75 Meter für die Fahrbahn reichen. Auf Höhe der Bushaltestelle ist die Fahrbahn dafür 6,25 Meter breit, damit landwirtschaftliche Fahrzeuge neben einem haltenden Bus vorbei fahren können.

Wenig Hoffnung für Erhalt der Stieleiche

Eine Stieleiche, die am Fahrbahnrand steht, soll wenn möglich erhalten werden. Allerdings machte Striedl den Bauausschuss-Mitgliedern wenig Hoffnung, dass der Baum die Erdarbeiten für den neuen Abwasserkanal unbeschadet überstehen werde.

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