Premiere: Residenztage am kommenden Wochenende mit Hofstaat, Markgrafen und Barockfest So werden die Residenztage

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Das hat es bei den Bayreuther Residenztagen noch nicht gegeben. Es wird sein wie damals, als Markgräfin Wilhelmine lebte. Rauschende Roben, Tanz, ein feudales Picknick im Park des Hofgartens. Edle Herrschaften im Schloss und im Park. Ganz vorne mit dabei: Markgräfin Wilhelmine. In deren Rolle wird Susanne Bittner schlüpfen. In den Hofstaat ihre Begleiter vom Verein Barock Oberfranken. Das Leben wie zu Wilhelmines Zeiten ist ihr Hobby. Und ein bisschen macht es süchtig.

 
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Im Wilhelmine-Jubiläumsjahr 2009 hat alles angefangen, sagt Michaela Hoppe (56) aus dem Vorstand des Vereins Barock Oberfranken. "Die Volkshochschule hat damals einen Kurs angeboten: Schneidern wie zu Wilhelmines Zeiten. Da hat sich der harte Kern des Bayreuther Teils des Vereins kennengelernt." Barock-Freunde aus Bayreuth und Kronach haben sich vor zwei Jahren in dem Verein zusammengeschlossen. Und sind seitdem gemeinsam unterwegs. Bei Barockfesten, bei Bällen, bei großen Veranstaltungen wie der Landesgartenschau in Bayreuth.

Ein Kleinmädchentraum in Groß

"Es ist wie ein Kleinmädchentraum, der in Erfüllung geht", sagt Michaela Hoppe. "Einmal Prinzessin sein. Kleine Mädchen leben das im Fasching aus. Wir mit dem Tragen unserer Roben. Es ist der Reiz, Geschichte erlebbar zu machen. Man merkt erst, wenn man mit so einer Robe durch ein Schloss geht, wie anders sich das anfühlt. Man schlappt da nicht so durch", sagt sie. Drei Monate im Schnitt dauert es, bis sie eine Robe mit allen Röcken, der Schnürbrust, dem Unterbau geschneidert und genäht hat. "Es gibt extreme Leute in der Szene, die nähe das alles ohne Maschine. Ich nehme mir die Freiheit, nur die Ziernähte mit der Hand zu machen." Eineinhalb Stunden dauert es inzwischen nur noch, bis sie im Kleid steckt, die Haare gemacht hat. Und dann "im Krebsgang, den wir inzwischen alle drauf haben, aus der schmalen Wohnungstür draußen" ist.

Stoff allein kann schon mal 1000 Euro kosten

Die Robe, für die der Stoff schnell 1000 Euro und mehr kosten kann, ist gar nicht einmal so unbequem, wie sie aussieht, wenn man mal drinsteckt. "Die Rockfülle ist weg von der Haut, da ist man ganz gut belüftet." Und ins Pannier, das dafür sorgt, dass der Rock schön ausgestellt ist, "passt links und rechts ein halber Kasten Bier rein. Hab ich schon ausprobiert", sagt Michaela Hoppe und lacht. 

Gut 50 Robenträger aus ganz Deutschland

Zu den Residenztagen sind sie erstmals gebucht worden von der Schlösserverwaltung. "Gut 50 Robenträger werden am Samstag unterwegs sein im Park und im Schloss", sagt Hoppe. "Die Bayreuther, die Verstärkung bekommen von befreundeten Vereinen. Und die Ansbacher. Denn die Residenztage stehen nicht nur unter dem Motto "Fürstlich Feiern", das Motto wird am Samstag dadurch gelebt, dass Wilhelmine Besuch bekommt von ihrer Schwester Friederike Luise. Zum Picknick. Zum Tanz. An dem die Bayreuther teilhaben sollen. "Das Programm klingt richtig gut. Wie ein Gesamtkunstwerk. Anders als sonst", sagt Hoppe. 

"Die Landung am Montag ist hart"

Ein Wochenende in Robe, unter Gleichgesinnten sei wie ein Ausflug in die Zeit des 18. Jahrhunderts. "Man lebt in der Zeit. Die Landung am Montag ist immer hart. Wenn man wieder in der Wirklichkeit ist, ganz normal zur Arbeit gehst. Denn in der Robe ist man wer. Auch wenn man sich nicht in den Mittelpunkt stellen will: man wird so positiv aufgenommen, macht den Menschen Spaß damit. Selbst den Jungen, denen man völlig egal wäre, würde man in Alltagsklamotten an ihnen vorbeigehen. Viele wollen ein Foto machen mit uns."

Söder: Kulturgüter aus neuem Blickwinkel

Man könne, sagt der bayerische Finanzminister Markus Söder bei der Vorstellung der Residenztage am Dienstag im Neuen Schloss, am 24. und 25. September "die Bayreuther Kulturgüter aus einem neuen Blickwinkel" erleben. "Erstmals wird in diesem Jahr am 24. September ein Barockfest für die ganze Familie geboten", wird Söder in einer Mitteilung zitiert. Wilhelmine, sagt Söder habe Bayreuth zu einer Kulturstadt von europäischem Rang gemacht.  Das Neue Schloss zählt zu den Hauptwerken deutscher Architektur des 18. Jahrhunderts. Die Residenztage geben Eindruck in die barocke Welt der Schwester Friedrichs des Großen. Neben höfischen Klängen und Theater in Bayreuth ganz wichtig:  In Workshops können die Besucher fränkische Bratwürste selbst machen oder barocke Kleidung entwerfen.

Themenführungen am Sonntag im Welterebe

Spannende Themenführungen bietet am 25. September das Unesco-Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus. Die Besucher können sich in Führungen vom  Fortschritt der Restaurierung überzeugen. Der Freistaat investiert laut Söder 27,5 Millionen Euro in die Restaurierung des bedeutendsten und besterhaltenen Beispiels höfischer Operhausarchitektur. Aktuell wird das Dachtragwerk über dem Bühnenhaus erneuert. Bereits restauriert sind die Decke und der vierte Rang des Zuschauerraumes. Weitgehend fertiggestellt ist auch der dritte Rang. Die Eröffnung ist 2018 vorgesehen. Geplant wird parallel am Umbau des Redoutenhauses zum Welterbezentrum. Die Kosten dafür: 4,8 Millionen Euro.

Hier finden Sie einen Artikel über die spektakulären Arbeiten am Opernhaus-Dach

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