Seilbahn-Stillstand eine Frage der Zeit

Von Moritz Kircher
Zu Stoßzeiten in den Ferien oder an den Wochenenden bilden sich lange Schlangen am Sessellift von Bischofsgrün auf den Ochsenkopf. Nicht auszudenken, wenn der Lift dann auch noch tagelang wegen eines technischen Defekts ausfiele. Archivfoto: Andreas Harbach Foto: red

Eigentlich war der Plan, die veraltete Nord-Seilbahn am Ochsenkopf vor dem Winter 2017/18 technisch wieder in Schuss zu bringen. Aber bei der Sitzung des Zweckverbandes stellte sich schnell heraus, dass das wohl nicht geht. Nun steht sogar der Vorschlag im Raum, die Bahn in zwei bis drei Jahren komplett neu zu bauen. Die Zeit drängt.

 
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Die Seilbahn von Bischofsgrün auf den Ochsenkopfgipfel ist 25 Jahre alt. Zu alt, zu wenig Beförderungskapazität und ein zu hohes Risiko, dass sie im laufenden Betrieb den Geist aufgibt - so schätzt Seilbahn-Betriebsleiter Andreas Schreyer die Situation ein.

Die Horrorvision: tagelanger Defekt in der Hochsaison

Und so sah es bei der Sitzung des Zweckverbandes im Sporthotel Kaiseralm in Bischofsgrün auch ein Vertreter der Regierung von Oberbayern, die im ganzen Freistaat für die Seilbahnaufsicht zuständig ist. Die Bahn sei einwandfrei gewartet. Ein Risiko für die Sicherheit der Fahrgäste gebe es nicht. Nur könne es eben jederzeit passieren, dass sie aufgrund eines technischen Defekts stehen bleibe.

Und was dann? Dann kann es passieren, dass mitten in der Hochsaison im Winter ein paar Tage lang am Ochsenkopf nichts mehr geht. Denn weil die Seilbahn, Baujahr 1991, jetzt ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel hat, gibt es beim Hersteller keine serienmäßigen Ersatzteile mehr. Dann heißt es Warten. Warten darauf, ob und wann irgendwo ein passendes Ersatzteil besorgt werden kann. "Wenn der Motor kaputt geht, dann stehen wir sehr lange", sagte Schreyer.

Problem auf die Schnelle nicht zu lösen

Dem Zweckverband zur Förderung des Fremdenverkehrs und des Wintersports im Fichtelgebirge gehören neben Landrat Hermann Hübner und weiteren Vertretern des Landkreises die Gemeinden Fichtelberg, Bischofsgrün und Warmensteinach an. Vor der Zweckverbandssitzung lautete der Vorschlag des Gremiums, die Steuerung und den Antrieb der Seilbahn zu erneuern. Rund eine halbe Million Euro soll das kosten. Die Hoffnung, das Problem damit auf die Schnelle zu lösen, zerschlug sich aber. Denn nach Aussage von Betriebsleiter Schreyer und der Seilbahnaufsicht könne der Hersteller die Technik frühestens zur Saison 2018/19 erneuern.

Warum dann nicht gleich ein Neubau? Diese Möglichkeit, im Vorfeld der Sitzung eigentlich für zu teuer befunden, brachte der Bischofsgrüner Bürgermeister Stephan Unglaub ins Spiel. Etwa zehn Millionen Euro würde eine neue Seilbahn kosten. Und theoretisch könnte sie der Hersteller wohl schon 2017 aufstellen. "Dass wir im nächsten Jahr eine neue Bahn bauen, ist aus meiner Sicht illusorisch", sagte Landrat Hübner. Er verwies auf ein Tourismuskonzept für das Fichtelgebirge, das derzeit in Arbeit sei und das auch den Bedarf an Investitionen in die Infrastruktur am Ochsenkopf aufzeigen soll.

Unglaub hätte am liebsten gleich eine neue Bahn

Unglaub will darauf nicht mehr warten. Der Bedarf für eine moderne Bahn liege auf der Hand. "Ich denke, dass wir da nicht noch einmal Zeit ins Land ziehen lassen sollten", sagte der Bischofsgrüner Bürgermeister. "Wenn eine neue Steuerung eh so lange dauert, sollten wir uns fragen, wie schnell wir etwas Neues schaffen können." In diese Aussage bezog er explizit auch die südliche Seilbahn von Warmensteinach mit ein, die fast 20 Jahre alt ist. Allerdings ist dort der Handlungsbedarf nach Aussagen des Betriebsleiters noch nicht so massiv wie bei der Nordbahn.

Der Zweckverband muss bald entscheiden, wie es weitergehen soll. Die Optionen sehen offenbar so aus: Entweder für eine halbe Million Euro eine Bahn ertüchtigen, damit die Seilbahn noch ein paar Jahre hält oder gleich neu bauen - für schätzungsweise zehn Millionen. Für beides will der Zweckverband nun Angebote einholen.

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