"Seelenspiel"-Dreharbeiten mit Hürden

Von Andreas Gewinner
Warten auf die Launen einer Diva: Darsteller der im Fichtelgebirge spielenden Fantasyserie "Seelenspiel" auf dem nächtlichen Katharinenberg bei Wunsiedel. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Nachts am Katharinenberg oberhalb von Wunsiedel. Gestalten in langen Umhängen stehen zwischen den Bäumen, Handybildschirme und winzige Spotlights leuchten vereinzelt in der Finsternis. Und ab und zu meldet sich Jenny, die Diva, zu Wort. Es ist Drehtag acht für die Fantasyserie "Seelenspiel".

 
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Am Katharinenberg soll eine Nachtszene gedreht werden: Ein Zwerg zeigt den beiden Hauptfiguren Heinrich und Luise einen sagenhaften Schatz.

Doch an jedem Filmset gibt es eine Diva. Die ihre Launen hat, zu spät kommt oder sonstwie den eng gestrickten Drehplan über den Haufen wirft. Diesmal ist die Diva Jenny. Jenny ist ein Dieselgenerator. Der widerwillig anspringt, ein paar Sekunden läuft und dann wieder ausgeht. Nach etwa einer Stunde Tüfteln gegen 23.30 Uhr ist klar: Jenny mag nicht. Ohne Jenny kein Strom, ohne Strom kein Licht. Und ohne Licht ist es unter dem geschlossenen Blätterdach am Katharinenberg so dunkel wie ein einem fensterlosen Verlies. Keine Dreharbeiten mehr in dieser Nacht.

Regisseur Max Körner aus Selb ist nicht todunglücklich, dass er mal vor Mitternacht ins Bett kommt: "Gestern haben wir bis halb vier Uhr früh gedreht. Ins Bett gekommen bin ich um halb sechs. Und musste um sieben wieder raus." Er ist einer von  knapp 20 jungen Leute an diesem späten Abend am Katharinenberg. Sie sind fast alle um die 20 Jahre alt. Keine Filmnerds, die mit handgehaltener HD-Kamera unausgegorene Filmfantasien umsetzen. Sondern junge Leute, die teils schon mit einem Bein oder beiden fest im professionellen Geschäft sind. Max Körner hat die Filmakademie München absolviert, hat bei "Schloss Einstein" und dem Kinderkanal mitgearbeitet. Für einen Kurzfilm hat er unlängst den bayerischen Kinder- und Jugendfilmpreis erhalten. Und mit "Franconia Films" hat er seine eigene Firma.

Kinga Pollak, die die weibliche Hauptrolle der Luise spielt, ist aus dem fernen Aschaffenburg zu der "Seelenspiel"-Truppe gestoßen. Sie hat bisher Kleinrollen in der Kinokomödie "Bruder vor Luder" mit Oliver Pocher oder in dem ZDF-Film "Tod eines Mädchens" im Lebenslauf stehen.

Hauptdarsteller Felix Geiwagner kommt aus Regensburg, wo er an der Universität Theater spielt. Auch sein Ziel ist: hauptberuflicher Schauspieler.  Nachdem klar ist, dass in dieser Montagnacht am Katharinenberg nicht mehr gedreht wird, zieht er sich das Mikrofonkabel aus der mittelalterlich anmutenden Kleidung. Das geht nicht ohne Schmerzen: das Kabel ist mit Klebestreifen auf seiner Brust festgeklebt. "Unser Tontechniker ist ein kleiner Sadist", stöhnt Felix.

In "Seelenspiel" stellt er einen Mann aus dem Mittelalter dar, der seine Seele an den Teufel verkauft hat. Und versucht, sie wiederzubekommen. Dabei helfen soll ihm Luise, ein Mädchen aus der Jetztzeit, das bei einem Ferienaufenthalt im Fichtelgebirge auf die Sagen und Mythen der Region stößt. Eine Lektüre, die geradewegs ins Mittelalter und an zahlreiche Schauplätze im Fichtelgebirge und darüber hinaus führt.

"Seelenspiel" ist eine Serie mit acht Folgen á 25 Minuten in der ersten Staffel. Die ersten vier Folgen sind etwa zur Hälfte abgedreht. 15 Drehtage für insgesamt 100 Minuten Film sind angesetzt. Gedreht wurde bisher außer am Katharinenberg unter anderem im Zeitelmoos, in Selb, am Waldstein oder im Geschichtspark Bärnau-Tachov (unter anderen mit Kabarettist Klaus Karl-Kraus).

Alles andere als mittelalterlich, sondern hochmodern ist die Finanzierung als auch die geplante Verbreitung der Serie. Das Budget von 25.000 Euro kam per Crowdfunding zusammen. Und auch bei der Verbreitung spielt das Internet die zentrale Rolle: die Serie sollen über soziale Medien sowie Youtube zu sehen sein, wo man jetzt schon einen Trailer sehen kann. Die ersten vier Folgen, die jetzt gedreht werden, sollen etwa im Oktober oder November zu sehen sein. Und mit den Folgen fünf bis acht, die im Winter gedreht werden sollen, will Körner auch an den Ochsenkopf kommen.

Max Körners ursprüngliche Idee hinter "Seelenspiel" war: einen Film über das Fichtelgebirge drehen. "Aber ich wollte keinen dreiminütigen Image- oder Werbefilm machen. Sondern etwas, das fesselt und das animiert, sich weitere Folgen anzusehen." Nach allem, was man jetzt schon sehen kann, lässt sich bereits sagen: So hat man das Fichtelgebirge noch nie gesehen.

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