Die Idee des IG-BAU-Chefs stößt in Bayreuth auf Skepsis Prämie, wenn Senioren ausziehen?

Von Elmar Schatz
So lange wie möglich möchten ältere Menschen in der eigenen Wohnung bleiben. Foto: dpa Foto: red

Senioren sollten bis zu 5000 Euro Prämie vom Staat bekommen, wenn sie ihre zu groß gewordene Wohnung an junge Familien abgeben, schlägt IG BAU-Chef Robert Feiger vor. Die Bayreuther Seniorenbeauftragte Udja Holschuh sagt dem Kurier, was sie zu dieser Idee meint.

 
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Holschuh warnt, Druck zu erzeugen und Ältere aus ihren Wohnungen zu drängen - „das klingt so ähnlich, wie: Alle Alten sollten den Führerschein abgeben“.

Die Wohnwünsche und -bedürfnisse der Menschen seien vielfältig, pauschale Programme wie eine Umzugsprämie für Senioren passten oft nicht, mahnt Holschuh, Leiterin des Seniorenamtes im Rathaus und Seniorenbeauftragte der Stadt Bayreuth.

Gewiss sei es eine gute Sache, wenn ein älterer Mensch sein großes Haus, in dem er allein lebt, für eine junge Familie mit Kindern aufgibt. "Aber mir persönlich wären 5000 Euro Prämie als Anreiz dafür nicht ausreichend", sagt Holschuh.

Das Seniorenamt bekomme gelegentlich Anfragen aus den Landkreisen von älteren Leuten, die ihr Haus auf dem Land verkaufen und dann in der Stadt ein seniorengerechtes Appartement erwerben möchten, weil hier die Ärzte in der Nähe sind und nicht nur zwei Mal am Tag ein Bus fährt. Junge Familien könnten auf dem Land inzwischen relativ günstig an Häuser kommen.

Gut findet Holschuh das Modell "Wohnen für Hilfe" - wenn jemand ein Zimmer übrig hat und an einen Studenten günstig vermietet, der dafür neben günstiger Miete kleinere Gegenleistungen erbringt, wie einkaufen oder Rasen mähen. Eine halbe Stunde Hilfe je Quadratmeter könne der Tarif dafür sein. Aber nicht jeder wolle jemand anderen in seiner Wohnung haben.

Grundsätzlich sei Wohnen bei Älteren ein großes Thema. Vor allem wünschten sie sich eine barrierefreie Wohnung. Die Stadt Bayreuth habe schon 1996 ihren ersten Seniorenplan entworfen. Darin sei bereits das Thema Wohnen aufgegriffen worden. Momentan bestehe viel Sanierungsbedarf, Wohnungen könnten also umgebaut und barrierefrei gemacht sowie für alternative Wohnformen gestaltet werden.

Bis 2016 werde zudem in Bayreuth ein Pflegekonzept erstellt, bei dem auch die ambulante Versorgung zu Hause berücksichtigt werde. Senioren sollen dazu befragt werden, erklärt Holschuh.

Gewerkschaftschef Feiger hatte in der "Bild"-Zeitung erklärt, Senioren sollten Platz für Familien schaffen, wenn sie eine zu große Wohnung haben. Als Belohnung sollten sie dafür eine Prämie bekommen. Der 52-jährige Feiger sagt: "Viele Senioren sitzen im Alter in ihren großen Wohnungen fest. Viele Familien müssen dagegen in viel zu kleinen Wohnungen wohnen. Diesen Missstand müssen wir beheben."

Der IG-BAU-Chef weiter: "Oft ist schon der Umzug eine zu große Hürde - sowohl finanziell, als auch organisatorisch. Hier muss der Staat helfen." Bis zu 5000 Euro Zuschuss sollte der Staat zahlen, wenn Ältere aus ihrer Wohnung ausziehen, fordert Feiger. Damit könnten Maklerkosten, Umzugshelfer und Renovierung der alten Wohnung bezahlt werden.

"Kein Mensch darf sich gezwungen fühlen, seine Wohnung räumen zu müssen", sagt Adolf Bauer (74), der Chef des Sozialverbandes SoVD. Im Einzelfall könne es jedoch sinnvoll sein, die zu große Wohnung an eine Familie abzugeben. Grundsätzlich für einen guten Gedanken hält das auch die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Ulrike Mascher - allerdings müsste dann dafür gesorgt werden, dass es preiswerte Wohnungen im selben Stadtteil für die Senioren gibt.

Alleinstehende Ältere leben im Schnitt auf 64,7 Quadratmetern Wohnfläche - bei Familien mit Kindern sind es pro Kopf nicht einmal halb soviele Quadratmeter, so das Statistische Bundesamt. Bundesweit fehlten laut Bundesbauministerium 35 000 neue Wohnungen im Jahr.

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