Im letzten Jahr angedroht, jetzt wahr gemacht Pittersdorf: Anwohner klagen gegen die „Saufkerwa“

Von Thorsten Gütling
Von wegen „schützenswertes Ereignis“: Zwei Gegner der Pittersdorfer Kerwa ziehen vor Gericht. Was sie stört, ist der Lärm. Ihre Argumente: Pittersdorf hat gar keine Kirche, deren Weihe es zu gedenken gelte. Und außerdem sei die Kerwa weit von einem Fest für die Jugend entfernt. Weil es dazu Schausteller und Fahrgeschäfte bedürfe. In der Klageschrift ist daher von einer „reinen Fress- und Saufkerwa“ die Rede. Foto: red

Die Pittersdorfer Kerwa steht auf dem Spiel. Vor dem Verwaltungsgericht Bayreuth soll am 30. Juli geklärt werden, ob es sich bei dem Fest um Tradition oder Krawall handelt. Der Streit währt seit zwei Jahren. Jetzt haben zwei Anwohner gegen eine erneute Genehmigung des Festes geklagt. Der Vorsitzende der Kerwaburschen, Daniel Braun, sagt: „Ich wüsste nicht wohin.“

 
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Am ersten Septemberwochenende soll in Pittersdorf gefeiert werden. Ein Schreiben, das die Unterschrift zweier Anwohner trägt und das dem Verwaltungsgericht Bayreuth zuging, könnte das aber verhindern. Darin wird bezweifelt, dass es sich bei der Pittersdorfer Kerwa tatsächlich um eine Kerwa und damit um eine Tradition handelt, für die besondere Regeln gelten.

Die Kirche steht im nächsten Ort

Eines der Hauptargumente der Kerwagegner: In Pittersdorf steht gar keine Kirche. Die nächste befindet sich im benachbarten Pettendorf. Folglich gibt es am Kerwasonntag auch keinen Gottesdienst. Von einer Kirchweih im eigentlichen Sinn könne daher keine Rede sein. In der Klageschrift ist von einer „reinen Fress- und Saufkerwa“ die Rede. Eine Kirche gab es in Pittersdorf aber noch nie. Folglich wären auch alle anderen Kerwas seit 1865, solange wird in Pittersdorf schon gefeiert, keine Kerwa gewesen.

Streit dauert nun schon zwei Jahre

Tatsächlich hagelt es aber erst seit zwei Jahren Kritik an dem Fest. Im Jahr 2013 wurde zum ersten Mal in einem Zelt auf dem Dorfplatz statt im Tanzsaal der früheren Gaststätte Leykauf gefeiert. Weil die Brauerei Glenk das Gebäude verkaufte und die Gemeinde von ihrem Vorkaufsrecht keinen Gebrauch machte. Außer der Kerwa habe man keine Verwendung dafür, hieß es damals zur Begründung. Der neue Eigentümer, ein Mistelbacher Landwirt, machte aus dem Tanzsaal eine Wohnung. Geboren war die Zeltkerwa.

Von der Gaststätte ins Zelt

Nur: Zeltwände sind eben keine Mauerwände. Nach der ersten Auflage hagelte es Kritik, vor allem an der Lautstärke. „Wir wollen nicht, dass eine Tradition daraus wird“, sagte damals bereits einer der Beschwerdeführer auf Kurier-Nachfrage. Ein Gegner verwies auf seine nur wenige Meter neben dem Zelt wohnende, herzkranke Mutter. Ein anderer, selbst Arzt, auf Ruhe, die er aufgrund seiner Bereitschaftsdienste benötige.

Kerwa-Dialog bringt keinen Frieden

Um die Wogen zu glätten, lud Bürgermeister Patrick Meyer im vergangenen Jahr zum Kerwa-Dialog. Dort einigte man sich auf strengere Sperrzeiten. Die Kerwagegner drohten anschließend trotzdem mit Klage, ließen eine entsprechende Frist aber verstreichen. Bürgermeister Meyer bedauerte das, wollte die Angelegenheit ein für alle mal geklärt wissen. Für eine Stellungnahme war er gestern nicht zu erreichen. Die Kerwagegner ebenfalls nicht. Der Vorsitzende der Kerwaburschen sagt aber: „Wir haben sogar angeboten, der alten Frau für drei Tage ein Hotelzimmer oder Altenheim zu bezahlen. Ohne Erfolg.“ Und er sagt auch: „Die Klage kommt reichlich spät. Die Bands sind alle schon gebucht. Ich wüsste nicht, wohin wir ausweichen sollten.“

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