Pilgern: Von Neudrossenfeld nach Santiago

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Die Neudrossenfelder Kirche, ursprünglich dem Heiligen Jakobus gewidmet, wird jetzt an den europäischen Pilgerweg angeschlossen. Eine Idee, die Karla Fohrbeck half, umzusetzen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Sie hat den Jean-Paul-Weg erfunden und den Rotmain-Auen-Weg entwickelt. Und nun gelang es Karla Fohrbeck, die Dreifaltigkeitskirche in Neudrossenfeld an das europäische Pilgernetz der Jakobuswege anzuschließen. Der Nebenweg führt nach Bayreuth, das auf dem Pilgerweg von Hof nach Nürnberg liegt und bis nach Spanien verläuft.

 
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Die ehemalige Schul- und Kulturreferentin von Nürnberg ist in der Gemeinde Neudrossenfeld heimisch geworden. Immer wieder entwickelt sie Ideen, wie sich die Region mit ihrer kulturellen Vielfalt noch besser ins rechte Licht rückt. Wie zum Beispiel über ihre kunstgeschichtlich hochinteressanten Markgrafenkirchen. Die Neudrossenfelder Kirche ist eine davon, und hat aber noch etwas Besonderes zu bieten: vier spätgotische Altartafeln zur Jakobslegende des Malers Hans Suess von Kulmbach und eine lebensgroße, vergoldete Jakobsfigur.

Jakobsweg: Markiert mit Muschelsymbol

Als ursprüngliche Jakobskirche sei die evangelische Dreifaltigkeitskirche bestimmt dafür, in das europäische Wegenetz der Jakobspilger aufgenommen zu werden, findet Fohrbeck. "Das ist ein Geschenk für das Europadorf, das sonst nichts Bleibendes hat." Mit Hilfe des Bauhofs und des Frankenwaldvereins markierte sie den Weg mit der typischen Jakobsmuschel (gelb auf blauem Grund). Ein Teil der Strecke verläuft auf dem bereits vorhandenen Markgrafenweg. Die zwölf Kilometer lange Wanderstrecke führt von der Kirche durch die Ledergasse an dem Weiler Hölle vorbei. Der Pilgerweg erstreckt sich weiter über die Sandgrube nach Theta und Hochtheta. Von dort geht er über den Siegesturm, die Bürgerreuth und den Festspielhügel zurück nach Bayreuth.

"Schönste Jakobskirche Oberfrankens"

"Ich erfinde die Dinge, besorge Gelder und helfe mit, die Projekte umzusetzen", sagt Fohrbeck über ihre zahlreichen Initiativen. Mit der Idee des Jakobswegsanschlusses beschäftigte sich Fohrbeck bereits seit einigen Jahren. Gemeinsam mit Pfarrer Michael Thein bereitete sie das Projekt vor. Der Mitarbeiter von Regionalbischöfin Dorothea Greiner war maßgeblich an der Entwicklung des Pilgerwegs von Hof nach Nürnberg beteiligt. Er setzt sich für die Anknüpfung Oberfrankens an das europäische, ökumenische Pilgernetz ein. "Wir konnten bisher leider nicht alle Nebenwege einbeziehen", sagt Thein. "Dabei besitzt Neudrossenfeld die schönste Jakobskirche in Oberfranken."

Pilger zieht es in die Ferne

Nach Ansicht Theins hat Pilgern nichts mit der Konfession zu tun. Auch Karla Fohrbeck sieht das so: "Der liebe Gott ist nicht katholisch oder evangelisch."Wallfahrten wie nach Vierzehnheiligen oder Marienweiher seien katholisch. Das Pilgern habe sich jedoch von jeher auf Fernziele bezogen, wie Rom, Jerusalem oder Santiago de Compostela. "Diese Tradition war auch in der katholischen Kirche verloren gegangen. Das Pilgern ist sozusagen seit einigen Jahrzehnten für beide Kirchen etwas Neues." Das es einen Aufschwung erlebte, sei nicht zuletzt dem Europarat zu verdanken gewesen, so Thein. Dieser habe den Jakobsweg, der ursprünglich durch Nordspanien führte, zum europäischen Kulturweg ernannt. "Er sollte den europäischen Gedanken beleben und wurde in der Tat immer populärer."

Konfessionsübergreifendes Wandern

Zusammen mit dem früheren katholischen Regionaldekan Markus Brendel wird Thein am 24. Juli in einem ökumenischen Gottesdiens über das Pilgern und über Wunder sprechen.Die Vorgängerkirche der Dreifaltigkeitskirche sei eine Jakobuskirche gewesen und im Jahr 1485 geweiht worden. Diese wurde jedoch zugunsten eines Neubaus um 1750 abgerissen.

Begegnungen und Sinnsuche

Der Neudrossenfelder Pfarrer Elmar Croner hält es für richtig, "den Gedanken des Pilgerns in unserer Region zu fördern." Unterwegs, ständig in Bewegung zu sein sei eine "uralte Erfahrung" des Menschen. "Es ergeben sich wertvolle Begegnungen und Gespräche, man hat aber auch Zeit für sich zu sein." Croner hat sich vorgenommen, den Pilgerweg nach der Einweihung mitzugehen, da er ein begeisterter Wanderer ist. Beim Gehen biete sich Gelegenheit, über vieles nachzudenken. Daher sei Pilgern nicht allein etwas für Christen. Sondern für jeden, der nach dem Sinn des Daseins sucht.

Info: Der Weg wird am 24. Juli, um 9.30 Uhr mit einem ökumenischen Festgottesdienst eingeweiht. Abmarsch ist um 12 Uhr. Der Jakobsweg-Zubringer lässt sich am Stück oder in drei Etappen erwandern.

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