Dem Bayreuther Trainer Gino Lettieri gelingt mit dem MSV Duisburg der große Wurf Gino Lettieri: Mit Gänsehaut und den Zebras in die 2. Liga

„Ich schenke diesen Aufstieg meiner Frau und meinen Kindern. Sie mussten mich im letzten Jahr zu oft entbehren." Gino Lettieri sagte dies nur kurz nach seinem großen Erfolg mit dem MSV Duisburg, den Frau Daniela und der Nachwuchs, aus Bayreuth angereist, live miterlebt hatte.

 
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Der mittlerweile 48-Jährige, der von 2003 bis 2006 Trainer der SpVgg Bayreuth war, hat die „Zebras“ in die 2. Bundesliga zurückgeführt. Mit den Altstädtern war dem gebürtigen Züricher vor zehn Jahren der Aufstieg in die Regionalliga gelungen.

Nun wird wieder gefeiert. Die Mannschaft tut dies auf Mallorca, wohin die Spieler nach dem 3:1-Erfolg gegen Holstein Kiel für drei Tage gemeinsam geflogen sind. „Das haben sich die Jungs verdient", sagt Lettieri. Der Deutsch-Italiener bittet am Donnerstag wieder zur Trainingsarbeit, denn noch steht ja ein Drittligaspiel auf dem Programm. Es geht am Sonntag ausgerechnet zum SV Wehen Wiesbaden, den Lettieri auch schon betreut hat (2009/10). Und es geht um Platz eins, den die Duisburger dann noch den punktgleichen Bielefeldern (Gast in Großaspach) abjagen wollen.

31 000 außer Rand und Band

Noch steht der Trainer unter den Eindrücken des Sonntags. „Es ist schon etwas Besonderes, 31 000 Menschen außer Rand und Band zu erleben, als hätte jeder Einzelne einen Sechser im Lotto gehabt. Allein beim Gedanken daran habe ich schon wieder Gänsehaut“, erzählte der Fußballlehrer in einem Interview mit dem Internetportal fupa.net. „Wenn du von Wildfremden umarmt und geherzt wirst, wenn Erwachsene sich mit Tränen in den Augen bei dir bedanken, dann kannst du ansatzweise erahnen, was dieser Aufstieg für die Stadt Duisburg und die gesamte Region bedeutet.“

Es ist aber nicht so, dass Lettieri beim deutschen Vizemeister von 1964 von allen geliebt wird. Es gibt massenhaft Zustimmung und Anerkennung – „Der zieht einfach sein Ding durch, keine Arroganz, immer freundlich und ansprechbar! Ein Glücksgriff für uns“, schreibt ein Fan auf Facebook – aber es gibt auch Kritik, so etwa als der MSV nach dem 18. Spieltag nur auf Rang neun lag.

Kritik ist "Tagesgeschäft"

An die skeptischen Duisburg-Fans wandte sich der 48-Jährige nach seiner Vertragsverlängerung bis 2016 im März via Facebook: „Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht alle mit dieser Entscheidung glücklich sind, aber ich werde alles dafür geben, dass auch die Kritiker zufrieden sein werden." Zur Kritik sagt er nun bei fupa.net: „Das gehört bei Traditionsvereinen zum Tagesgeschäft dazu. Das war mir im Vorfeld klar, außerdem bin ich nicht angetreten, Liebling der Massen zu werden und es jedermann Recht zu machen, sondern den Verein wieder dahin zu bringen, wo er mindestens hingehört - in Liga 2.“

Gino Lettieri verbringt die Tage bis zum ersten Training nach dem Aufstieg daheim. „Zuhause angekommen / endlich bei meiner Familie / im eigenen Bett schlafen / Mails gelesen / festgestellt, dass ich sie gar nicht alle beantworten kann / tut mir leid / bitte habt Verständnis dafür / ich bin kaputt / müde / glücklich / Danke an Euch alle“, ist auf seiner Facebook-Seite zu lesen.

Fitness als Versprechen

Und was bringt die Zukunft? „Wir werden in dieser Liga sicherlich erst einmal als die Top-Abstiegskandidaten gehandelt werden. Da müssen wir kräftig dagegenhalten, damit sich diese Prognosen nicht bewahrheiten“, sagt Lettieri. „Aber vor akribischer Arbeit war mir noch nie bange. Eines kann ich versprechen: eine Mannschaft, die ich trainiere, wird in taktischen Belangen immer gut eingestellt und physisch topfit sein.“

INFO: Darmstadt 98, Wacker, Burghausen, die SpVgg Weiden und der SV Wehen Wiesbaden waren die Stationen von Gino Lettieri nach seinem Engagement in Bayreuth (2003 bis 2006). Einige Monate arbeitete er dann im Frühjahr 2014 als Co-Trainer von Norbert Meier bei Arminia Bielefeld, ehe er vor einem Jahr nach Duisburg wechselte. Eine Knieverletzung verhinderte eine Spieler-Profikarriere von Lettieri. Seit 1994 (Assistent bei 1860 München) ist er Trainer. Auch bei Bayern Hof stand er schon unter Vertrag. Mit dem FC Augsburg gelang ihm 2002 der Aufstieg in die Regionalliga Süd.

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