Kommentar Medi: Heimvorteil ist der stärkste Trumpf

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Der Rückhalt der Anhänger könnte für Medi Bayreuth zum entscheidenden Vorteil werden. Schließlich hat der Tabellenvierte nicht nur im ersten Spiel das Heimrecht, sondern auch in einem möglichen fünften. Foto: Peter Kolb Foto: red

Medi Bayreuth hat eine überragende Bundesliga-Hauptrunde als Tabellenvierter abgeschlossen. Doch damit muss der Höhenflug noch nicht zu Ende sein. Im Playoff-Viertelfinale gegen die Baskets Oldenburg, das am Freitag mit einem Heimspiel beginnt, stehen die Chancen gar nicht schlecht.

 
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Über den Stellenwert dieser Basketballsaison muss man schon lange nicht mehr diskutieren: Die Bundesliga-Hauptrunde hat Medi Bayreuth als Vierter abgeschlossen, nachdem in den sechs Spielzeiten zuvor seit dem Aufstieg im Jahr 2010 nie eine Bayreuther Mannschaft auf einem besseren Platz als dem zwölften von 2016 gestanden hatte. Der Rekord für die meisten Siege in einer Spielzeit wurde dabei von den 14 in der Saison 2012/13 gleich auf 22 gesteigert – obwohl die beiden Spiele gegen die wahrscheinlich auch nicht ganz unbezwingbaren Hagener wegen deren Insolvenz gar nicht ausgetragen worden sind. Das alles war großartig und hat eine historische Dimension, die in den nächsten Jahren gar nicht mehr so leicht zu übertreffen sein wird.

Aber warum eigentlich nicht noch in diesem Jahr? Schließlich haben sich die Bayreuther derart stabil im Vorderfeld etabliert, dass man ihnen auch in den Playoffs noch etwas zutrauen darf. Die Überraschungsmannschaft der Saison hat ihr Niveau auch in der Rückrunde gehalten, als der Überraschungseffekt längst kein Faktor mehr war.

Immer wieder Problemlösungen gefunden

Dank der Flexibilität des Trainers, aber auch der Spieler, wurden immer wieder Problemlösungen gefunden, wenn sich Gegner gut auf die Bayreuther Stärken eingestellt hatten und beispielsweise Topscorer Trey Lewis das Leben schwer machten. Letzter Beweis für eine stabile Formkurve auch unter erschwerten Bedingungen war am vorletzten Spieltag der erste Sieg gegen einen der drei großen Titelfavoriten mit 74:72 gegen Bayern München. Dabei ließ sich das Medi-Team weder durch den Ausfall von Andreas Seiferth beirren, noch durch einen hohen Rückstand.

Außerdem dürfte dieser Erfolg das Vertrauen in die wohl stärkste Trumpfkarte für das Playoff-Viertelfinale noch bestärkt haben: den Heimvorteil. Lediglich zwei von 16 Punktspielen gingen in der Oberfrankenhalle verloren – nur gegen das Spitzenduo der Tabelle (Ulm und Bamberg) und sogar in beiden Fällen erst nach Verlängerung. Diese Bilanz kann selbst die routinierten Oldenburger nicht unbeeindruckt lassen, zumal sie ihrerseits mit 12:20 Punkten die schwächste Auswärtsbilanz in der oberen Tabellenhälfte aufweisen.

Ausfall von Andreas Seiferth kann zum Problem werden

Allerdings gibt es bei aller Euphorie auch gute Gründe, die ersten Bayreuther Playoff-Spiele seit 21 Jahren mit Respekt in Angriff zu nehmen. Mahnendes Beispiel sind die Würzburger, die im Vorjahr von ihrer Playoff-Qualifikation als Aufsteiger wahrscheinlich ähnlich begeistert waren und dann in drei Spielen gegen Bamberg mit einer Differenz von insgesamt 113 Punkten untergingen.

Gefahrenpotenzial bergen vor allem die eingeschränkten Alternativen unter dem Korb, weil Andreas Seiferth fehlt. Dort kann nicht nur Oldenburgs Ex-Bayreuther Brian Qvale zum Problem werden, sondern auch eine frühe Foulbelastung. Zudem muss das junge Medi-Team gegen die Oldenburger Routiniers bei aller Euphorie die Emotionen etwas besser kontrollieren, als beim vergleichsweise unbedeutenden Hauptrundenfinale in Würzburg. Dort ging ein spielerischer Vorteil nicht zuletzt durch aufkommende Hektik verloren.

Argumente gibt es vor dem Playoff-Viertelfinale also für jede erdenkliche Prognose. Doch was wäre ein Kommentar ohne klare Meinung? Daher folgender Tipp: Beide Rivalen gewinnen ihre Heimspiele, und damit setzt sich Bayreuth in der Serie mit 3:2 durch.

eberhard.spaeth@nordbayerischer-kurier.de

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