Nach Ahorntal verzichtet jetzt auch Eckersdorf auf Geld von Markus Söder Kabelloses Internet auf eigene Faust

Von Thorsten Gütling
Ein Router wie dieser ist nötig, wenn Behörden oder Bürger das kabellose Internet ihres Hauses mit Nutzern auf der Straße teilen wollen. Die Anschaffungskosten dafür liegen, je nach Strahlkraft des Gerätes, bei 30 bis 70 Euro. Foto: Oliver Krato/dpa Foto: red

Die Gemeinden Ahorntal und Eckersdorf machen es auf eigene Faust. Während der Freistaat jeder Gemeinde bis zu 5000 Euro schenkt, um an 20.000 Stellen in Bayern öffentliche Zugangspunkte zu kosten- und kabellosem Internet zu schaffen, verzichten die beiden Gemeinden auf das Geld. Beide bauen ihre Zugangspunkte lieber auf eigene Kosten aus und glauben, damit sogar günstiger zu fahren.

 
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Bereits im September hatte sich in Eckersdorf Widerstand gegen das von Finanzminister Markus Söder (CSU) proklamierte Projekt „Bayern-Wlan“ formiert. Da hatte die Gemeinde Eckersdorf dem Ministerium bereits gemeldet, welche zwei Standorte man als Zugangspunkte bevorzuge: Das Sportheim des TSV Donndorf und den Platz unter dem Zeltdach in der Ortsmitte. Zu diesem Zeitpunkt, sagt Bürgermeisterin Sybille Pichl (FW), habe man aber noch gar nicht gewusst, auf was man sich einlasse. Auf einen Vertrag nämlich, wonach die Gemeinde alle Kosten, die einen Betrag von 2500 Euro überschreiten, selbst zu tragen habe. Genauso wenig bekannt sei gewesen, wie hoch die Unterhaltskosten der zwei Standorte seien. Erst jetzt sei klar, dass sich die Kosten pro Standort auf 100 Euro im Monat belaufen könnte. Seitdem spricht Bürgermeisterin Pichl von einem „Witz in Dosen“ und warnt andere Gemeinden davor, sich voreilig für Bayern-Wlan zu entscheiden.

Verträge ungewollt geschlossen

In der eigenen Gemeinde haben Pichl und die Gemeinderäte jetzt den Beschluss aufgehoben, wonach sich Eckersdorf an Söders Projekt beteilige. Der Sachverhalt stelle sich mittlerweile ganz anders dar, als vom Ministerium veröffentlicht, heißt es. Man habe die zwei Standortverträge insofern ungewollt abgeschlossen. Um die Gemeinde möglichst flächendeckend mit freiem Wlan zu versorgen, folgt Eckersdorf jetzt dem Beispiel der Gemeinde Ahorntal. Dort hat man sich schon vor einem halben Jahr gegen Bayern-Wlan und für Freifunk Franken entschieden. Der Vorteil dabei: Die Ersteinrichtungskosten belaufen sich auf rund 30 bis 70 Euro je Standort. Folgekosten gebe es nicht. Die Stromkosten beziffert Freifunk Franken auf rund vier Euro pro Jahr und Standort.

Das Gerät wird ins Fenster gestellt

Das Prinzip von Freifunk ist einfach. Es nutzt das bereits vorhandene, kabellose Internet eines Hauses und projiziert einen Teil davon auf die Straße. Das dafür notwendige Gerät, der sogenannte Router, wird in das Fenster gestellt oder auf das Dach montiert. Ein Programm,das nötig ist, damit sich die einzelnen Zugangspunkte miteinander verbinden und so ein Netz über die ganze Gemeinde spannen können, gibt es kostenlos auf der Internetseite von Freifunk Franken, einem eingetragenen Verein mit Sitz in Berlin.

Touristen bleiben vor dem Rathaus stehen

Erste Erfolge könne man schon vermelden, sagt Ahorntals Bürgermeister Gerd Hofmann (Freie Bürger Ahorntal). Die Einrichtung der Zugangspunkte erfolge unproblematisch und vor dem Rathaus seien bereits die ersten Bürger und Touristen gesehen worden, die den Internetzugang nutzten.

Denn in Kirchahorn strahlt das freie Wlan bereits vom Dach des Rathauses, der Schule und von den beiden Feuerwehrhäusern in Kirchahorn und Körzendorf. Dazu kommt der Gasthof Fränkische Schweiz. Weitere Standorte sollen folgen und Hofmann hofft, dass sich auch der ein oder andere Bürger daran beteiligt.

1000 Euro stehen bereit

Auch in der Gemeinde Eckersdorf sollen jetzt nach Möglichkeit alle Gebäude der Gemeinde mit Routern ausgestattet werden. Der Gemeinderat hat dafür jetzt 1000 Euro bereit gestellt. An Bürger, Gaststätten und Geschäfte wurde appelliert, sich anzuschließen. Damit kabel- und kostenloses Internet schon bald auf allen Straßen und Plätzen in Eckersdorf verfügbar ist.

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