"Hellas!": Rick Kavanian im Zentrum

Von Michael Weiser
Rick Kavanian. Foto: red

Mit der legendären Bullyparade wurde er zum TV-Ereignis, mit dem Film „Der Schuh des Manitu“ endgültig zu einem Großen der deutschen Comedy-Szene. Am Samstag ist Rick Kavanian in Bayreuth zu Gast. Und wir sprachen mit ihm darüber, warum die Bullyparade auf dem Höhepunkt aufhören, was Griechen mit Philosophie zu tun haben, und über die Wichtigkeit von Wurzeln.

 
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Ich werde Sie nicht mit „Hellas“ begrüßen, versprochen!

Rick Kavanian: Ach, das wäre kein Problem, wir hätten auch auf Griechisch reden können.

Ehrlich? Sie können Griechisch?

Kavanian: Hm, ne, eigentlich nicht wirklich. Nur ein paar Brocken (Kavanian verfällt wieder in seinen griechischen Akzent) – die habe ich ihm beigebracht.

"Mehr Basketball gespielt"

Das war Ihr Bühnen-Alter Ego Dimitri. Gibt es diesen Griechen auch im wirklichen Leben?

Kavanian (wieder auf Hochdeutsch): Das ist ein alter Studienfreund, wir haben damals Politik studiert, was genau genommen bedeutet hat, dass wir mehr Basketball gespielt haben. Wir sind ein auch ein bisschen um die Häuser gezogen. Jedenfalls, der ist die reale Vorlage für Dimitri.

Hat der sich schon mal Ihre Show angeschaut?

Kavanian (verfällt erneut in Dimitris Rolle): Eh, ich bin immer dabei...

Ich meinte...

Ein Grieche als Gesprächspartner

Kavanian (wieder auf Hochdeutsch): Meinen Sie den echten?

Genau den, den Studienfreund.

Kavanian: Der ist zurück zu seiner Familie, nach Athen. Wir haben uns leider aus den Augen verloren. Aber als Dimitri ist er jetzt, im vierten Programm, eigentlich immer dabei. Die Programme davor, das waren Ein-Mann-Theaterstücke. Das aktuelle Programm ist von der Form her offener. Der spricht auch mit den Leuten im Publikum, ist ziemlich frei mit dem, was er tut. Das macht richtig Spaß, jeder Abend ist da irgendwie anders. Mit einem Dimitri-Sidekick hat man doch ganz andere Möglichkeiten.

Quelle: Youtube

"So philosophisch wird's nicht werden."

Ihre Eltern sind in Bukarest geborene Armenier, Sie selbst sind in München geboren und aufgewachsen, wohingegen Ihre Eltern nunmehr in den USA leben. Sie fragen sich in Ihrem Programm auch nach Ihren Wurzeln...

Kavanian: Ja, so ein bisschen. Ich streife das, aber ich lasse es dann auch irgendwann. Das Nachdenken darüber ändert so wenig an dem Gefühl, das sich überall einstellen kann. Manchmal ist es dort gemütlicher, manchmal dort. Zu Hause kann ich überall sein, überall dort jedenfalls, wo ich nette Menschen treffe, die Familie oder Freunde sind. Das hängt nicht so sehr von einer Sprache ab, und von einer Religion schon gar nicht. Ich genieße die Einflüsse, die ich da mitnehme, es ist interessant, mit Sprachen und Dialekten zu spielen. Aber – was heißt schon Identität? Aber: So philosophisch wird es gar nicht werden.

Warum nicht? Schaden tut’s nicht...

Kavanian: Die Comedy kann Denkanstöße geben, mehr nicht.

Sie wollen ihre Wurzeln nicht überstrapazieren. Was das Fernsehen betrifft, ist Ihre Wurzel ganz klar. Sie haben gemeinsam mit Bully Herbig und Christian Tramitz den Durchbruch geschafft. Und jetzt kehren Sie dorthin wieder zurück. In einem Kinofilm.

En Film über den Anfang

Kavanian: Das ist richtig, Von Mitte März bis Ende Mai haben wir gedreht, jetzt sind wir gerade in der Nachproduktion, am 20. Juli 2017 kommt der Film in die Kinos. Ich muss selber lächeln, weil ich mich so wahnsinnig darauf freue. Anfang 2015 stand das noch gar nicht zur Debatte. Das ist also unerwartet, es ist schön. Ich hoffe, dass sich dieser Funke, dieser Spaß auch aufs Publikum überträgt.

Die Bullyparade ist nun auch schon wieder zehn Jahre her...

Kavanian: Eher zwanzig.

Die Zeit rast. Sie sind jetzt erfolgreich, hätten aber damals durchaus zusammenbleiben können. Sie haben zu dritt Maßstäbe gesetzt, haben mit dem „Schuh des Manitu“ den erfolgreichsten deutschen Film bislang gemacht.

Kavanian: Ob man mir das glaubt oder nicht – wir sind wirklich so. Wir haben uns wirklich gesagt, dass wir besser abtreten, bevor der Sender daherkommt und uns vor die Tür setzt oder die Öffentlichkeit die Lust an uns verliert. Der Sinn kann ohnehin nicht darin liegen, dass man seine Bestmarken an Besuchern immer wieder toppt. Das ist nicht alles, und man kann das auch nicht so lange fortsetzen wie man will. Jetzt finde ich es wieder sehr schön, mit den Menschen zusammenzuarbeiten, zu denen ich immer Vertrauen gehabt habe.

Maß halten - warum nicht?

Wie ist es überhaupt dazu gekommen?

Kavanian: Wir sind zusammengesessen, haben ein bisschen Wein getrunken. Und da kam dann dieser Gedanke, wie es wohl wäre wenn... Wir haben dann gesagt, hm, sollen wir wirklich, wer weiß schon, wie das ankommt. Wir sind dann auseinandergegangen und haben vereinbart, dass jeder erst einmal ein bisschen was schreibt. Nach ein paar Tagen haben wir dann geschaut, was dabei rauskommt – und siehe da, das war ganz und gar nicht schlecht. Wir haben die Bullyparade damals beendet, als es am schönsten war. So ist es doch gut.

Sie sind ein weiser Mann, fast schon ein Philosoph...

Kavanian (nun doch wieder als Dimitri): Ha, ist es doch meine griechische Erbe. Die Philosophie. (Und dann wieder ernst) Das war doch wirklich ein Ideal der Griechen. Maß zu halten. Nicht das schlechteste.

INFO: Rick Kavanian gastiert mit seinem vierten Programm „Offroad“ am 12. November im Zentrum in BAyreuth, Beginn 20 Uhr.

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