Hat Bayreuth ein Problem mit Wildpinklern?

Von Christophe Braun
 Foto: red

Wildpinkeln ist eklig und mancherorts ein echtes Problem. Viele Städte greifen deshalb zu immer krasseren Abwehrmethoden. Bayreuth hingegen hat Glück - oder doch nicht?

 
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Sie schlagen meist zu, wenn es dunkel ist, sind häufig nicht mehr nüchtern - und hinterlassen einen folgenschweren feuchten Fleck an der Fassade. Viele Städte kämpfen gegen Wildpinkler. „Männer markieren“, sagt der Sprecher des Berufsverbandes der Deutschen Urologen, Wolfgang Bühmann. Das sei ein rudimentäres Verhalten, das gerade unter Alkoholeinwirkung zutage trete. Wer wild pinkelt, dem droht ein Bußgeld. Und das kann deutlich über den paar Cents liegen, die Mann für den Gang aufs öffentliche Klo zahlen muss. Wer etwa an den Kölner Dom pinkelt, ist mit 150 Euro dran. 

Diese Methoden setzen Städte weltweit gegen Wildpinkler ein:

1. Zäune

Bei Großveranstaltungen wie beim Schwörmontag am Ulmer Münster schaffen Absperrungen Distanz zwischen Mauern und Pinklern. Die erleichtern sich dann mitunter am Zaun, aber immerhin nicht an der Kirchenfassade. Auch die Stadt Köln und das Erzbistum zäunten den Kölner Dom vor der zurückliegenden Karnevalssession großräumig ein.

2. Bußgeld

150 Euro kostet das kleine Geschäft am Kölner Dom. „Nur“ 120 Euro wären es an anderen Kirchen, 90 an Hauswänden. Der Unterschied bei der Strafe hat nicht nur eine symbolische Bedeutung. „Die Reparatur der Schäden am Kölner Dom sind ungleich teurer als an anderen Gebäuden“, erklärt eine Sprecherin der Stadt.

3. Blumengirlanden

Erwischt die Polizei in der indischen Großstadt Hyderabad einen Mann beim Pinkeln auf offener Straße, bekommt er einen Blumenkranz um den Hals, und Fotos davon werden auf Facebook veröffentlicht. „Sie schämen sich und versprechen, es nie wieder zu machen“, sagte der Erfinder der Aktion, ein Verkehrspolizist.

4. Prozess

Auch wenn die Blase drückt, darf man sich nicht überall erleichtern. Das Amtsgericht Stuttgart verurteilte 2014 einen Frührentner, der in den Schlossgarten gepinkelt hatte. Gegen ein zuvor verhängtes Bußgeld hatte er geklagt. Sein Argument, er leide an einer Blasenschwäche, ließ die Richterin nicht gelten. Neben den 35 Euro Buße musste er dann auch noch die Prozesskosten zahlen.

5. Putzdienst

Mit 20 Stunden Arbeit in öffentlichen Toiletten bestrafte das Amtsgericht Sondershausen (Thüringen) 2002 einen angetrunkenen 20-Jährigen, der in einem Supermarkt in ein Weinregal uriniert hatte. Der Richter sagte damals zur Urteilsbegründung: „Damit er mal sieht, wie es ist, anderer Leute Dreck wegzumachen.“

6. Kontrolle

Köln setzt neben Zäunen und Geldstrafen auf verstärkte Präsenz von Ordnungskräften und Polizei im Umfeld des Doms. Die Sicherheitsmaßnahmen nach der Silvesternacht hätten sich demnach auch auf die Sauberkeit ausgewirkt. Das Problem mit den Wildpinklern sei zumindest in der unmittelbaren Umgebung kleiner geworden.

7. Pinkellack

„Hier nicht pinkeln! Wand pinkelt zurück.“ Auch mit solchen Schildern werden Wildpinkler abgeschreckt, unter anderem am Kölner Hauptbahnhof. Die Spezialwand sei mit einem besonders feuchtigkeitsabweisenden Lack beschichtet, teilte ein Bahnsprecher dazu im November mit. Dies führe dazu, „dass der an die Wand gerichtete Strahl etwa im selben Winkel zurückkommt“. Auch am Mainzer Rathaus und auf St. Pauli in Hamburg sollen die Wände bereits „zurückpinkeln“ können.

Wie steht's um Bayreuth?

Sind Wildpinkler ein Problem für Bayreuth? Stadtsprecher Joachim Oppold winkt ab: Im vergangenen Jahr habe die Stadt in vier Fällen ein Bußgeld verhängt. Es gebe auch keine "besondere Brennpunkte", an denen Wildpinkler sich bevorzugt erleichterten, sagt Oppold. Grundsätzlich sei Wildpinkeln als "öffentlich bemerkbare, grob ungehörige Handlung, die geeignet ist, die Allgemeinheit zu belästigen" zu beurteilen und könne mit einem Bußgeld belegt werden. In der Regeln würden Wildpinklern von Beobachtern angezeigt. Die Polizei übergebe diese Anzeigen dem Ordnungsamt.

Das Bußgeld fürs Wildpinkeln in Bayreuth beträgt typischerweise 25 Euro. Stadtsprecher Oppold betont aber, dass "mit Blick auf besondere Umstände" auch höhere Bußgelder verhängt werden können: "Ob sich jemand in die Büsche schlägt oder vor die nächste Schaufensterscheibe stellt, kann schon eine Rolle spielen", erklärt er.

PS: Ja, wir haben auch gefragt, ob ...

Da wir schonmal beim Thema waren, haben wir den Stadtsprecher auch gleich gefragt, wie's um's, äh, Wild-Defäkieren (also ums Scheißen) in Bayreuth bestellt ist. Oppold verweist auf die Einstufung des Wildpinkelns als "grob ungehörige Handlung, die geeignet ist, die Allgemeinheit zu belästigen". Das, erläutert er, "gilt selbstverständlich auch für das von Ihnen angesprochene Wild-Defäkieren."

PPS: Jetzt sind Sie dran!

Finden Sie, dass Wildpinkeln (oder -Defäkieren, man weiß ja nie) in Bayreuth ein Problem ist? Schreiben Sie uns im Antwortfeld - wir werten die Rückmeldungen bis Freitag aus!

Mit Material von dpa

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