Halifax: Jetzt sind die Lichter aus

Von Horst Wunner
Ein letztes Mal in den Morgen tanzen: Viele Gäste der Abschiedsparty wollten ihren Freunden zeigen, wo sie früher ständig abrockten. Foto: red Foto: red

Aus. Die Musik ist aus. Das Halifax in Himmelkron ist ist ab sofort geschlossen. Am Osterwochenende lebte es noch einmal auf, aber das waren die zwei letzten Partynächte im Club an der B 303 in Himmelkron. Damit geht ein Stück oberfränkische Discothekengeschichte zu Ende.

 
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Wummernde Bässe, fluoreszierende Lichtkegel, vom Disco-Himmel fallende Goldfäden, in Käfigen tanzende Gogos, hohe Dezibelzahlen und Massen von Menschen auf etwa 1500 Quadratmetern Tanzfläche, zuckende Körper an der Bar, an den Tischen, in den Gängen: Das war das Halifax an Ostern. Es herrschte ein Höllenlärm und doch ist alles friedlich. Die meisten halten ein Bier oder einen Cocktail in der Hand, einen Abschiedstrunk bei den beiden Abschiedsfeiern, zu denen jeweils knapp 2000 Leute am Samstag und am Sonntag kamen.

Nils aus Ludwigschorgast ist mit Lea und Nadja gekommen, alle drei schwelgen ein bisschen in Nostalgie. Nils: „Ich war lange Jahre Stammgast, schade, dass es vorbei ist“. Der Hip-Hop und Rap seien schon toll gewesen. „Wir bleiben heute, bis die lila Wolke am Himmel zu sehen ist.“ Matthias aus Kulmbach, seit einem halben Jahr verheiratet, zeigt seiner Frau, wo er früher tanzte. Sie ist das erste Mal hier. Ich wollte einmal im ’Fax’ sein“, lacht Natalie, „wir tanzen heute gemeinsam in den Ostermorgen“.

Die 51-jährige Christine ist mit ihrem Freund Michael aus Neustadt an der Orla in Thüringen angereist. „Ich hab hier mal in der Sportsbar gearbeitet, das war schön, eine gute Zeit“, sagt sie, nimmt Michael am Arm und hinein geht es ins Getümmel.

Stella aus Bayreuth ging frisch verliebt ins Halifax als sie jung war. „Mein zweites Zuhause“, verrät sie. Daher sei es ein Muss gewesen, hier an Ostern noch ein letztes Mal zu feiern.

Eher Neugierde trieb den 34-jährigen Christian aus Neudrossenfeld nach Himmelkron, er fühlt sich aber wohl. „Richtig cool ist das hier“. Er bedauert etwas, dass er die Disco erst so spät entdeckt hat. Auch Yvonne aus Erfurt verteilt Pluspunkte ans Halifax: „So was gibt es bei uns nicht mal in der Landeshauptstadt“. Einmalig sei diese Szenerie, die sie seit dem Jahr 2002 kennt.

Extra aus dem 120 Kilometer entfernten oberpfälzischen Floß ist der dortige Burschenverein mit dem Bus zur Party gefahren.

Der Darmstädter Ralf Wanka hat das Halifax 2005 übernommen, umgebaut und erweitert, mit Investionen von etwa 3,5 Millionen Euro. „Es war nicht einfach, das finanzielle Risiko zu steuern“, erzählt er. In den vergangenen fünf Jahren hätten sich die Besucherzahlen fast halbiert. Um ein Mädel kennenzulernen, genüge heute eben das Internet, sinniert Wanka. Das sei aber nicht der einzige Grund für die sinkenden Zahlen. „Man wird halt älter“, räumt der 50-Jährige ein. Wenn er hier wohnen würde, wäre es vielleicht anders. Aber das ständige Pendeln werde ihm zuviel. „Ich höre mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf“, sagt Wanka. Stolz sei er, Stars wie Florider und Pit Bull nach Himmelkron gebracht zu haben. Sein Fazit: „Es waren 13 schöne Jahre.“

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