Große Pläne fürs Kulturhaus 9 ½

Von Michael Weiser
Treffpunkt, Spielplatz, Bühne: Das Haus an der Kämmereigasse 9 1/2 könnte Kulturhaus werden. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Neues Leben für das Gassenviertel: Die Kulturveranstalter an der Kämmereigasse 9 ½ haben ein Konzept zur Nutzung und Umgestaltung des sanierungsbedürftigen Gebäudes vorgestellt. Mit Plänen für ein ein "Kunst- und Kulturhaus Neuneinhalb" mit vielfältigen Möglichkeiten.

 
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Es wäre vielleicht zu viel gesagt, dass diese Einrichtung bereits der Leuchtturm wäre, der Kunstbeflissene von weither nach Bayreuth lotst. Aber sie wirft an manchen Tagen Licht, warmes Licht aufs Pflaster einer ansonsten eher schummrig beleuchteten Gasse. Und immer wieder drücken Passanten die Nasen ans Schaufenster, um zu sehen, was da los ist. Nicht wenige von ihnen kommen dann sogar rein. Kurz, das Haus mit der Adresse Kämmereigasse 9 ½ zieht Menschen an, als einer der ungewöhnlichsten Kulturorte der Stadt Bayreuth.

Ein Ort mit Ausstrahlung

Geht es nach den Nutzern, die das Backsteinhaus derzeit bespielen, könnte es bald noch mehr werden: ein Ort, der tatsächlich ins gesamte Gassenviertel und weit darüber hinaus ausstrahlt. Die Pläne dazu haben die Verantwortlichen, zusammengefasst in der "Arbeitsgruppe Neuneinhalb", am Dienstag vorgestellt. Sie sprachen von dem, was von der Stadt mal geplant war, davon, was derzeit an der Kämmereigasse unter dem Dach des Forum Phoinix läuft - und vor allem darüber, wie sie sich das derzeit noch sanierungsbedürftige Haus vorstellen: mit Veranstaltungsräumen, Ateliers, Büros, Tischen zum Plaudern, einer Wohnung für Künstler - und einem kleinen Kinosaal.

Es war von bürgerschaftlicher Kreativität die Rede, von Teilhabe an der Kultur für Menschen aller Altersstufen, Schichten und Lebensformen, von "bewohnernaher Alltagskultur", vom räumlichen Brückenschlag zwischen Historischem und Kunstmuseum, von der Verbindung aber auch zwischen Leben in der Stadt und Hochkultur. Hört sich nach Stadtplaner-Deutsch an, war aber tatsächlich in den vergangenen Jahren an der Kämmereigasse 9 ½ zu erleben. Von 100 Veranstaltungen mit rund 3000 Gästen pro Jahr, von Lesungen, Konzerten, Diskussionsrunden, Vorträgen und Ausstellungen sprach Matthias Mayer vom Kültürklub.

Und davon, was sich ändern muss: Das Haus ist sanierungsbedürftig und verwinkelt. Wie man sich die Zukunft des Gebäudes vorstellen kann, zeigten die Macher der "Arbeitsgruppe Neuneinhalb" an Beispielen aus anderen Städten und mit Grundrissen für jedes Stockwerk.

Ein Foyer im Hinterhof

Das frühere Wohnhaus mit Metzgerei im Erdgeschoss würde sich nach den Vorstellungen der Arbeitsgruppe Neuneinhalb zum Vielzweck-Kulturtreff wandeln. Der barrierefreie Zugang, ein zweckdienlich eingerichteter Bar-Bereich und ein durch Hinzunahme eines Nebenraums vergrößerter Veranstaltungsraum sind die Hauptpunkte im Erdgeschoss.

Im ersten Stock sollen Toiletten, Lager und ein Seminarraum entstehen, Raum für ein Büro, drei kleine Ateliers und einen gemeinschaftlichen Arbeitsraum für Kreative finden sich im zweiten Stock. Ins Dachgeschoss könnten drei Zimmer, Flur, Küche und Bad eingebaut werden. Das Iwalewahaus habe bereits Interesse für Künstlerwohnungen angemeldet, sagte Mayer.

Zum Foyer aufgewertet werden soll der triste Hinterhof: Mit Glas überdacht, von der Kämmereigasse wie auch vom Treppenhaus und vom Bar-Bereich aus zu erreichen, soll er zum Treffpunkt werden, der zudem einen Kassentresen beherbergt - für den kleinen Saal des Vereins Kino ist Programm, der dahinter eingebaut werden soll, in den Anbau, der früher als Schlachthaus fungierte.

Ein Trägerverein könnte gegründet werden

Für den Unterhalt des Künstlerhauses schlug Mayer "eine Mischung aus verschiedenen Mitteln, aus Veranstaltungsbetrieb und Vermietung, Beiträgen, Spenden und Firmensponsoren, dazu freiwillige Mittel der Stadt Bayreuth" vor. Das Haus soll auch Schulen, Vereinen und anderen Einrichtungen offen stehen. Annett Krause von Kino ist Programm kündigte die Gründung eines Trägervereins an, der auch die Vermietung übernehmen werde.

Die Pläne, das Konzept sind bei der Stadt eingereicht, in Bau- und im Kulturausschuss könnten bald Weichen gestellt werden. "Ich denke, dass wir das im nächsten halben Jahr angehen werden", sagte SPD-Fraktionschef Thomas Bauske unter Beifall, als einer von drei Stadträten, die im überfüllten Haus an der Kämmereigasse Platz gefunden hatten.

Eines übrigens soll nach den Vorstellungen der Planer bleiben: das Schaufenster. Damit auch weiterhin Licht ins Gassenviertel fällt und alle sehen können, was drinnen passiert.

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