Fünf Milliarden Euro für Südostlink

Von Moritz Kircher
Tennet nennt erstmals konkrete Kosten für die Südostlink-Gleichstromleitung. Symbolfoto: Julian Stratenschulte/dpa Foto: red

Die Voruntersuchungen für die umstrittene Südostlink-Gleichstromleitung sind so gut wie abgeschlossen. Der Übertragungsnetzbetreiber startet nun eine Informationskampagne. Am Rande einer Veranstaltung in Speichersdorf nannte das Unternehmen bezüglich der Baukosten erstmals eine konkrete Zahl. Und es wurde betont: Die Leitungsvariante bei Bayreuth ist längst nicht aus dem Rennen.

 
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Die Hunderte Kilometer lange Gleichstromleitung von Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt an den bayerischen Kernkraftwerksstandort Isar bei Landshut war ursprünglich als Freileitung geplant. Doch dann kam der massive Protest aus Bevölkerung, Lokal- und Landespolitik. Fast zwei Jahre lang trommelten die Menschen gegen vermeintliche Monstermasten. Was ehemals vom Dortmunder Unternehmen Amprion nach Vorgaben der Politik als Freileitung mit bis zu 80 Meter hohen Masten geplant war, soll nun unter der Erde verschwinden. Und Tennet übernahm das Projekt aufgrund des neuen Endpunktes, der im Netzgebiet des Bayreuther Betreibers liegt.

Tennet: Es wird keine Kostenexplosion geben

Doch Erdkabel sind wesentlich teurer. Wie teuer, das konnte man bei Tennet lange nicht konkret beziffern. Fest stand nur, dass es ein Vielfaches von dem werden würde, was eine Freileitung gekostet hätte. Am Mittwoch hatte Tennet Bürgerinitiativen und Bürgermeister nach Speichersdorf eingeladen, um die Planungen vorzustellen. Im Gespräch mit dem Kurier nannte Tennet-Bürgerreferentin Carolin Kürth geschätzte Kosten für die Leitung von fünf Milliarden Euro. „Das ist nur eine sehr grobe Schätzung“, fügte sie hinzu.

Man rechne bei Tennet aber nicht mit einer Kostenexplosion wie bei anderen großen Infrastrukturprojekten in Deutschland. Kürth: „Dafür haben wir zu viele, sehr gute Experten an Bord.“ Abweichungen seien aber möglich. Die genauen Kosten könnten erst geschätzt werden, wenn der endgültige Leitungskorridor feststehe. Denn dann weiß man bei Tennet, wie lang die Leitung wird und mit welcher Bodenbeschaffenheit man es beim Bau zu tun haben wird. Tennet hat mehrere Alternativen vorgeschlagen. Die Entscheidung, mit der man beim Netzbetreiber für Ende 2018 rechnet, obliegt der Bundesnetzagentur in Bonn.

Alle Trassenvarianten mit der gleichen Chance

Bei der Veranstaltung im Speichersdorfer Gasthof Imhof sprach Projektleiter Andreas Herath eingangs über die möglichen Varianten für die Stromtrasse. Wie am Dienstag bekannt wurde, führt die von Tennet vorgeschlagene Vorzugstrasse über das östliche Fichtelgebirge, vorbei an Wunsiedel und Marktredwitz. Aber auch Bayreuth ist noch im Rennen, mit einer Variante über Bad Berneck, Goldkronach, Weidenberg und Speichersdorf. Herath: „Alle Varianten werden gleichberechtigt in das Verfahren eingebracht.“ Und: „Alle haben die gleiche Chance, als Erdkabelkorridor definiert zu werden.“

Auch René Queren, der bei Tennet für das Planungs- und Genehmigungsverfahren zuständig ist, betonte: „Es gibt keine Vorfestlegung für das weitere Verfahren.“ Also kann man sich im Landkreis Bayreuth noch nicht entspannt zurücklehnen? Details sprechen doch dafür, dass die Leitung eher über das östliche Fichtelgebirge führen wird. So gibt es bei der Bayreuther Variante keine kleinräumigen Untervarianten. Eine Planung durch den Landkreis ist also bei Problemen weniger flexibel.

Landrat zweifelt an der Notwendigkeit der Leitung

Auf Kurier-Anfrage äußerte sich Landrat Hermann Hübner, der zwei Vertreter nach Speichersdorf entsandt hatte, kritisch zum Tennet-Vorhaben. „Von der Notwendigkeit der Stromautobahn Südostlink bin ich nach wie vor nicht überzeugt“, sagte er. Er erkennt jedoch die „bürgerfreundliche Kommunikation“ von Tennet an und stellt fest, dass die Erdverkabelung „die Akzeptanz wesentlich erhöht“ habe.

Ähnlich äußerten sich auch die Bürgermeister aus dem Landkreis, von denen viele nach Speichersdorf gekommen waren. Der Creußener Bürgermeister Martin Dannhäuser zweifelt nach wie vor an der „grundsätzlichen Notwendigkeit“ der Leitung. Und entgegen der Darstellung von Tennet sagt er über Südostlink: „Das ist keine bayerische Energiewende.“ Stromerzeugung im Freistaat, „das ist eine bayerische Energiewende“.

Lob für die Kommunikation, Kritik an der Leitung

Sein Weidenberger Kollege Hans Wittauer, im Gegensatz zu Dannhäuser direkt von einer Leitungsvariante betroffen, äußerte sich moderater. „Die Bürger wissen, dass es eine Lösung geben muss. Die Akzeptanz für ein Erdkabel ist höher als für eine Freileitung.“ Lob für eine offene Kommunikation von Tennet gibt es sogar von Seiten der Bürgerinitiativen. „Der Dialog ist wichtig“, sagte Renate van de Gabel-Rüppel, die sich im südlichen Landkreis gegen die Leitung engagiert. „Aber wir sehen den Bedarf nach wie vor nicht begründet.“

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