Flüchtlinge durchschnittlich kriminell

Von Sarah Bernhard
Die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in Köln gaben der Diskussion um die kriminelle Energie von Asylbewerbern neuen Zündstoff. Foto: Markus Böhm/dpa Foto: red

Dieser Text sollte die Frage beantworten, wie kriminell Asylbewerber sind. Und auf gewisse Weise wird er das auch tun. Er wird aber auch zeigen, dass die Antwort darauf nicht so einfach ist. Und das Beste: Wir erklären sogar, warum.

 
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STRAFTATEN ALLGEMEIN

Es gibt eine Zahl, die ist sicher: 89. Das ist die Zahl der Straftaten, die Asylbewerber und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Jahr 2015 im Landkreis Bayreuth begangen haben. Ausländerspezifische Delikte wie Verstöße gegen das Asylrecht sind aus dieser Zahl schon herausgerechnet.

20 dieser Straftaten wurden direkt in den Unterkünften begangen, in der Regel waren die Opfer ebenfalls Asylbewerber. Laut Polizeisprecher Jürgen Stadter hatte die Polizei dort überwiegend mit Körperverletzungen, vereinzelt auch Diebstählen, Beleidigungen und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte zu tun. Grund für die meisten dieser Konflikte, sagt Stadter, seien viele Menschen auf engem Raum.

Bleiben 69 Delikte außerhalb der Unterkünfte, deren Opfer also auch Nicht-Asylbewerber sein konnten. Hier standen Körperverletzungen und Diebstähle an der Spitze, vereinzelt auch Beleidigungen und Sachbeschädigungen.

Eigentlich müsste man diese Zahl nun in Beziehung setzen. Zur Gesamtzahl der Asylbewerber zum Beispiel. Und so herausfinden, ob 69 Straftaten viel oder wenig sind. Und dann dieses Verhältnis mit der allgemeinen Kriminalitätsrate vergleichen. Doch das geht nicht. Weil niemand die Gesamtzahl der Asylbewerber im Landkreis kennt, nicht einmal die Regierung von Oberfranken. Sie weiß nur, wie viele Asylbewerber sich jeweils zum Ende eines Monats im Landkreis aufhielten.

Eine Schätzung können wir dennoch wagen: Im Jahr 2015 kamen rund 1,1 Millionen Flüchtlinge nach Deutschland. Davon musste Bayern laut Königsteiner Schlüssel 15,5 Prozent aufnehmen. Das macht 170.500 Personen. Von diesen musste der Bezirk Oberfranken 8,9 Prozent aufnehmen, macht 15.175 Personen. Und davon wiederum musste der Landkreis Bayreuth 9,6 Prozent aufnehmen, das waren im vergangenen Jahr 1457 Personen.

Plus die Menschen, die ab Ende September 2015 in der Notunterkunft (Nuk) in Bad Berneck unterkamen und deutschlandweit weiterverteilt wurden. Landrat Hermann Hübner beklagte sich damals, dass in einer einzigen Woche 224 Menschen in die Nuk kamen. Auf das letzte Quartal 2015 gerechnet wären das zusätzlich 2688 Personen, also insgesamt 4145 Asylbewerber im Landkreis. Noch einmal: Diese Zahl ist eine Schätzung, da in der Realität ständig Menschen im Landkreis ankamen und ihn auch ständig wieder verließen.

Wir rechnen dennoch weiter: 69 Straftaten außerhalb der Unterkünfte und 4145 Asylbewerber ergeben eine Quote von 1,7 Straftaten pro 100 Asylbewerber. Rechnet man konservativer und nimmt an, dass nur 1000 Personen durch die Nuk geschleust wurden, wären es 2,8 Straftaten. Die allgemeine Verbrechensrate für den Landkreis liegt bei 2,6 Delikten pro 100 Einwohner. Nach dieser sehr groben Schätzung würde die Asylbewerber-Kriminalitätsquote im Großen und Ganzen der allgemeinen entsprechen.

Und Polizei-Sprecher Stadter bestätigt: „Es ist kein überproportionaler Anstieg der Straftaten durch Zuwanderer im Vergleich zu der stark gestiegenen Anzahl von Personen zu verzeichnen.“

 

SEXUALSTRAFTATEN

Fünf Sexualstraftaten wurden in der Region im Jahr 2015 angezeigt: Eine in einer Unterkunft in Bayreuth, drei im Stadtgebiet Bayreuth, eine im Landkreis Kulmbach, keine einzige im Landkreis Bayreuth. Zu dieser Deliktgruppe zählen sexuelle Nötigung, sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung, Zuhälterei, Exhibitionismus und Erregung öffentlichen Ärgernisses. Zu einem weiterführenden Interview zu dieser Thematik sieht die Polizei „im Moment keinen Anlass“.
 

ALKOHOL

Von den im Jahr 2015 tatverdächtigen Zuwanderern hatten laut Polizei 11,2 Prozent vor der Tat Alkohol getrunken. Insgesamt waren im selben Zeitraum 13,5 Prozent der Tatverdächtigen in Oberfranken angetrunken. Stadter schlussfolgert: „Hier ist kein verstärktes Problem zu erkennen.“

 

So sieht es in Bayreuth und dem Landkreis Kulmbach aus:

Bayreuth

•  Straftaten von Asylbewerbern gesamt: 237

•  Davon außerhalb der Unterkünfte: 182

•  Sexualdelikte: 4

 

Landkreis Kulmbach

•  Straftaten von Asylbewerbern gesamt: 94

•  Davon außerhalb der Unterkünfte: 82

•  Sexualdelikte: 1

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