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Wo die Wieland Wagner- zur Richard Wagner Straße wird, tappt der Prüfling dann ins nächste Fettnäpfchen. Gerade als er den Fahrzeugen aus der Romanstraße Vorfahrt gewährt und denkt, alles richtig gemacht zu haben, spricht der Fahrlehrer von einem Problem. Denn der Prüfling hätte abbiegen müssen. Auch ohne Ansage. Weil die Richard Wagner Straße ab der Romanstraße nämlich nur für Anlieger freigegeben ist. Und es kommt noch schlimmer. An der Stadtbücherei weist der Fahrlehrer auf ein Schild hin, das das Ende einer Spielstraße verkündet. Mit 15 Stundenkilometern ist der Prüfling da unterwegs, das sind rund zehn zuviel. Verraten hat ihn aber auch der zweite Gang. Der keine Absicht habe erkennen lassen, dass der Prüfling über die Spielstraße im Bilde sei, sagt der Fahrlehrer und spricht jetzt schon von „einigen Punkten“, die „zumindest keine positive Bewertung“ zulassen würden. Dabei ist der schwerste Fehler noch gar nicht gemacht.
Härtetest am TÜV
Es geht durch die Spinnereistraße, vorbei am TÜV. Hier muss fast jeder Prüfling lang, sagt Jeray. Beim Rechtssabbiegen auf den Nordring passiert es dann. Dass da ein Radweg kreuzt ist dem Prüfling noch bewusst. Entsprechend langsam fährt er ihn an, schaut, erst links dann rechts, und fährt. Aber er steht halt nicht, so wie es das angebrachte Stopp-Schild verlangt. Für jeden anderen Prüfling wäre an dieser Stelle Schluss. Wenn es die Polizei mitbekommt, sind 70 Euro fällig, sagt Jeray. Und zwar nicht zu Unrecht. Wenige Meter weiter sei bereits ein Radfahrer tödlich verunglückt.
Wäre die Prüfung eine echte, wäre in zwei Wochen die nächste Chance, sie zu bestehen. Dazwischen würde eine Fahrstunde helfen, sagt Jeray. Niemand falle schließlich grundlos durch.
Kommentar
Die Gewohnheit wird zum Problem. Man kennt sich aus, fliegt quasi im Blindflug durch die Stadt. Wo sich Straßen und Wege einsehen lassen, wen juckt es da, ob ein Stopp-Schild steht? Wer regelmäßig zum Bäcker fährt, wer kann da sicher sagen, ob die Straße dorthin auch für den Durchgangsverkehr freigegeben ist. Und wer jahrelang einhändig unfallfrei unterwegs ist, warum sollte der die Komfortzone verlassen? Dass diese Gewohnheiten teuer und gefährlich werden können, merkt, wer sich noch einmal in die Situation eines Fahrschülers zurück versetzt. Der nimmt danach wieder bewusster wahr, wo Schilder zum Anhalten oder nur zum Vorfahrt gewähren zwingen. Und dass diese Unterschiede einen Grund haben. Bleibt nur abzuwarten, wie lange der Effekt anhält.
thorsten.guetling@nordbayerischer-kurier.de