Diebe haben's schwer in Oberfranken

Von
Rainer Peterson Foto: Andreas Harbach Foto: red

Mehr als die Hälfte aller Einbrüche gelangen nicht, vom Rest wurde ein Drittel von der Polizei erwischt. Wo es doch klappt, waren die Oberfranken meist zu bequem oder zu leichtsinnig. Sagt Rainer Peterson (53), der Feind aller Diebe. Der Polizist berät zum Thema Einbruchschutz.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Peterson kennt seine Kundschaft gut, die Bösen wie die Guten. Die Bösen haben sich in den letzten Jahren immer mehr spezialisiert. Der Generalist unter den Einbrechern kommt kaum mehr vor. Es gibt welche, die bevorzugt in Sportheime einsteigen, durch die Dörfer ziehen um zu schauen, was an Scheunen und Garagen offen steht. Manche warten vor Friedhöfen, bis Trauernde aus ihren Autos steigen, um dann das rauszuholen, was auf den Sitzen liegt. Wieder andere haben sich so weit spezialisiert, dass sie bei Autos nur noch die Katalysatoren oder andere Teile ausbauen. Und dann gibt’s noch diejenigen, die ganz altmodisch in Wohnungen einbrechen.

Gewinn an Sicherheit, Verlust an Komfort

Die Guten kennt Peterson auch. Und dass sie Opfer der Bösen werden, liegt oft auch an ihrer Nachlässigkeit. „Es ist der Leichtsinn, das fehlende Empfinden für Gefahren“, sagt Peterson. Und er hat eine „Botschaft“: „Wer seine Sachen behalten will, muss aufpassen.“

Allerdings ist das unbequem. Haustür, Fenster, Auto, Garage – alles zusperren. Das Fahrrad in den Keller tragen, die teure Kamera-Ausrüstung nicht im Auto liegen lassen, das Smartphone nicht unbeobachtet auf der Theke. Das ist zwar ein Gewinn an Sicherheit, aber ein Verlust an Komfort. Aber Peterson weiß: „Wenn es ruhig wird, lässt das Interesse nach.“

In Oberfranken ist es ruhig, in Hamburg nicht

Und in Oberfranken ist es ruhig. Das zeigen die „Häufigkeitszahlen“, mit der die Zahl der Einbrüche pro 100.000 Einwohner gemessen wird. In Oberfranken sind es 39, im gesamten Bayern 59. In Bremen dagegen 540, Hamburg 420 und in Nordrhein-Westfalen 350. In diesen Regionen sei die Gefahr „akut“, die Menschen gingen anders damit um.

Eingebrochen wird da, wo es einfach ist

Dabei sei es relativ einfach – und nicht allzu teuer – sich zu schützen. Ziel Nummer eins sei es, es dem Dieb so schwer wie möglich zu machen. Das Sprichwort „Gelegenheit macht Diebe“ gilt auch heute noch. Eingebrochen werde da, wo es leicht gehe, wo sich eine Gelegenheit ergebe. Das Fenster leicht zu öffnen ist, oder klar zu sehen ist, dass keiner da ist. In 30 Sekunden sei ein Fenster geöffnet. Ein bisschen was an „reiner Mechanik“ – und schon dauert es erheblich länger. Denn fast alle Einbrecher kommen über die Fenster oder die Terrassentür im ersten Stock. Ein  zusätzliches Schloss am Fenster zum Beispiel oder ein Spezialbeschlag an der Tür könnten den Eifer der Einbrecher schnell brechen. 48 Prozent der Einbrüche in Oberfranken seien gescheitert, so Peterson.  Außer Spuren an Türen und Fenstern sei nichts gewesen.

Aufklärungsquote in Oberfranken hoch

Dabei ist die Aufklärungsquote bei rund 400 Einbrüchen pro Jahr in Oberfranken relativ hoch. Geklärt werden laut Polizei 30 Prozent der Taten, in Bayern sind es nur rund 14. Die Statistik trübt allerdings eine Serie aus einer Sommernacht. Im Bayreuther Stadtteil Birken habe es eine Serie von 28 Einbrüchen gegeben, allerdings nur drei waren „erfolgreich“.

Die Angst beim Nachhausekommen

„Aber es ist nicht schlimm, was fehlt, sondern das, was bleibt“, sagt Peterson. Nämlich die Angst in den eigenen vier Wänden, die Angst beim Nachhausekommen, er könnte wieder da sein. „Das haben im Vorfeld die wenigsten auf dem Schirm, das kann aber danach zum Hauptproblem werden.“

Petersons Rat: Aufpassen und keine Scheu haben, die Polizei zu rufen. Gerade, wenn im Ort unbekannte „Späher“ durch die Straßen gehe, falle das auf. Häufig seien es organisierte Banden aus Georgien, die als Asylbewerber eigens zum Stehlen eingeschleust würden. Häufig seien es aber auch andere, „reisende Straftäter“. So auch der, der im Sommer bei 28 Häusern einbrechen wollte. Seine Spuren führten über Fürth und Ingolstadt nach Südbayern.

 Rainer Peterson von der polizeilichen Beratungsstelle der Kriminalpolizei Bayreuth hält am Donnerstag, 22. September, um 18 Uhr einen Vortrag über Einbruchssicherheit. Der Vortrag ist kostenlos und findet im Verlagsgebäude des Nordbayerischen Kuriers statt. Anmeldung unter 0921/294436.

Autor

Bilder