Der Landkreis will elektromobil werden

Von Moritz Kircher
Klappe auf, Stecker rein: So wird tanken in der Zukunft immer öfter aussehen. Mit einem Elektromobilitätskonzept will der Landkreis Bayreuth auf diese erwartbare Entwicklung reagieren. Foto: Patrick Pleul/dpa Foto: red

Die Zukunft der menschlichen Mobiliät kommt aus der Steckdose. E-Autos, E-Bikes und E-Busse werden uns künftig von A nach B bringen. Und immer mehr Fahrzeuge werden das künftig ohne Fahrer bewerkstelligen. Ausgehend von diesen Annahmen will der Landkreis Bayreuth in den kommenden Monaten ein sogenanntes Elektromobilitätskonzept erarbeiten. „Unser Denken und Handeln wird sich ändern müssen“, kündigte Landrat Hermann Hübner an.

 
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Für das Konzept arbeitet der Landkreis – gefördert mit 70 000 Euro vom Bund – mit einem Planungsbüro zusammen. Und das stellte Kommunalpolitikern, Verbandsvertretern und anderen Interessierten gestern im Landratsamt die Grundlagen vor. Da ist zuerst der Landkreis, auf dessen Bedürfnisse das Konzept passen muss. Und Michael Schramek stellte fest, dass die Region sehr stark auf das Oberzentrum Bayreuth konzentriert ist – auch verkehrstechnisch. Mit seinem Planungsbüro in Troisdorf bei Köln leitet Schramek das Konzept. Ein Konzept für E-Mobilität, das zum Landkreis passen soll, müsse die Stadt berücksichtigen.

Offiziell ist die Stadt Bayreuth noch nicht mit im Boot

Nichtsdestotrotz erarbeitet der Landkreis das Konzept auf eigene Faust, ohne die Stadt offiziell mit einzubinden. Dieses vermeintliche Manko brachte einer der Teilnehmer des Plenums bei der Diskussionsrunde auch zur Sprache. Regionalmanager Detlev Schmidt, der das Konzept im Landratsamt angestoßen hat, relativiert: Die Stadt als Zielort der Verkehrsbewegungen habe man „natürlich mit ins Konzept genommen“. Nur könne der Landkreis in Bayreuth keine flächendeckende Ladeinfrastruktur planen. Da lege das Konzept den Fokus auf den Landkreis.

Nachdem der Antrag auf Fördermittel beim Bundesverkehrsministerium eingereicht war, sei er damit auch auf die Stadt zugegangen, sagt Schmidt. Die habe „mit Interesse reagiert“. Er will nicht ausschließen, dass Bayreuth nachträglich noch aufspringt.

 

 Eine Übersicht der öffentlichen E-Tankstellen in Europa gibt es im Internet auf dieser Karte: www.chargemap.com. Dort finden Sie auch die exakten Adressen der Ladestationen.

 

Norwegen als Vorbild

Bis März 2017 soll das E-Mobilitätskonzept für den Kreis auf dem Tisch liegen. Bis dahin soll es mehrere Treffen geben, die die unterschiedlichen Interessengruppen einbinden und verschiedenen Themenbereiche behandeln, von Ladestationen über Tourismus bis zur Elektrifizierung des öffentlichen Personennahverkehrs.

Wo die Reise einmal hingehen kann, skizzierte Schmidt vor dem Plenum am Beispiel Norwegens. Dort seien schon jetzt 18 Prozent der jährlich neu zugelassenen Neufahrzeuge E-Autos. Das erreiche man dort durch konsequente Bevorzugung solcher Fahrzeuge, etwa durch kostenlose Parkplätze in den Innenstädten. Und durch Nachteile für Fahrzeuge mit hohem Abgasausstoß.

Landrat: Mit gutem Beispiel vorangehen

In Deutschland sei man dagegen vom selbst gesteckten Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2020 eine Million E-Autos auf die Straße zu bringen, „weit weg von dieser hehren Zielsetzung“. Landrat Hermann Hübner meinte dagegen: „Man braucht solche Ziele und Visionen.“ Und weiter: „Wir wissen, dass wir dafür gute Beispiele liefern müssen.“ Und als solches sieht er das Elektromobilitätskonzept des Landkreises.

Michael Schramek sagte, die Mobilität heute sei „unbequem und irrational“. Unbequem, weil man als Fahrer das Auto noch selbst steuern müsse, statt sich in der Zeit anderen Dingen widmen zu können. Und irrational, weil es Geldverschwendung sei, ein teures Auto die meiste Zeit ungenutzt auf einem Parkplatz herumstehen zu haben.

Leise Zweifel an den Rahmenbedingungen für das Konzept

Das werde sich in den kommenden Jahren ändern. Autofahren werde bequemer und dank Carsharing billiger werden. Unter anderem auf diesen Grundlagen müsse das Konzept des Landkreises aufbauen. So mancher im Saal zweifelte allerdings an Schrameks angenommenen Rahmenbedingungen.

 

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