Das Gegenteil von Sicherheit für Radler

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Mit dieser gefährlichen Situation, seit Jahren angemahnt vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), ist Bayreuth jetzt nominiert für den Pannenflicken der Aktion Cycleride: der Fahrradstreifen in der Feustelstraße. Foto: Eric Waha Foto: red

Das ist keine Auszeichnung, über die man sich freut: Die Stadt Bayreuth, seit Jahren für die Verkehrsführung der Fahrradfahrer in der Feustelstraße in der Kritik, ist eine von 14 bundesweit nominierten Kommunen für den Pannenflicken, den die Initiative Cycleride ein Mal pro Jahr vergibt. Die Stadt will aber noch in diesem Jahr Abhilfe schaffen.

 
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Die Initiative Cycleride ist ein bundesweiter Zusammenschluss von "sportlich orientierten Radlern und Alltagsradlern", sagt Eric Liebold, der Beauftragte für die Negativ-Auszeichnung Pannenflicken, am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung. In vielen Städten sei es schlicht ungenügend, "wie der Radverkehr behandelt wird", sagt Liebold. "Ich selber bin schon drei Mal über den Haufen gefahren worden. Auf Radverkehrsführungen, wohlgemerkt."

Mehr Sicherheit und mehr Toleranz

Deswegen lege die Initiative Cycleride, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, mehr Menschen aufs Rad zu bringen sowie Sicherheit auf der einen Seite und Toleranz unter den Verkehrsteilnehmern auf der anderen Seite zu fördern, den Finger in die Wunde, versuche Kommunen dazu zu bewegen, Radfahren sicherer zu machen. Für den Pannenflicken nominiert würden Regelungen, "die eine Gefahrenlage darstellen oder schlicht abstrus sind", sagt Liebold. Die stelle Cycleride auf die eigene Webseite, setze sich aber auch mit den Kommunen in Verbindung, um Abhilfe zu schaffen.

Kaum gefährlichere Situationen denkbar

Auf den Bayreuther Fall sei die Initiative "wohl durch Mitglieder oder durch Leute, die den Pannenflicken kennen, aufmerksam gemacht worden". Die Radwegführung in der Feustelstraße habe, sagt Liebold auf Nachfrage, durchaus Potenzial, im April durch die Fachjury einen der drei Negativ-Preise zu bekommen: "In der Auswahl der 14 Stellen steht das bei mir unter den ersten dreien", sagt Liebold. Die Gründe: "Zum einen ist da das Dooring-Problem: Radfahrer haben, weil es keinen Schutzstreifen gibt, keine Chance auszuweichen, wenn eine Autotür geöffnet wird."

Zudem setze "bei zehn bis 15 Prozent der Autofahrer das Revierdenken ein", wenn Radfahrer, um sich nicht auf dem engen abmarkierten Streifen in Gefahr zu begeben, außerhalb der markierten Zone unterwegs seien. "Die Autofahrer schneiden die Radler oder fahren so dicht vorbei, dass die Gefahr von Unfällen steigt." Liebold sagt: "Solche Verkehrsführung wird in der Gefährlichkeit nur noch getoppt von Radwegen, auf denen in beiden Richtungen gefahren werden muss."

Was Liebold positiv bewertet: "Die Stadt Bayreuth hat schon auf die Nominierung reagiert. Mal sehen, wie lange es dauert, bis das dann behoben ist."

Die Stadt baut in diesem Jahr noch die Straße um

Ulrich Meyer zu Helligen, der Leiter des Stadtplanungsamtes, hatte an Cycleride geschrieben. Er sagt im Gespräch mit dem Kurier: Er könne zwar keinen genauen Termin nennen, "aber die Feustelstraße ist fix im Asphaltierungsprogramm für 2018 drin. Und wenn die Straße neu gemacht wird, wird auch die Radwegeführung neu gemacht". Es gehe in dem Fall "um die Breite des Radwegs und um einen Sicherheitsstreifen".

Damals, als der Streifen für Radfahrer markiert worden sei, habe er den Vorgaben entsprochen. "Aber das technische Regelwerk wird ja ständig überarbeitet." Wenn das Tiefbauamt Straßen asphaltiere, würden auch die entsprechenden Radwege und Schutzstreifen geprüft und angepasst. "Bei manchen Straßen geht das schneller, bei anderen dauert es länger."

Seit zehn Jahren mahnt der ADFC Probleme an

Bei der Feustelstraße dauert es "sicher mehr als zehn Jahre", sagt Rolf Wahner vom ADFC auf Anfrage unserer Zeitung. Wahner, der unter anderem in der Rad- und Fußwegekommission sitzt, sagt, er wundere sich zwar, dass die Feustelstraße für den Pannenflicken nominiert sei, weil "ich nicht weiß, wer für die Nominierung gesorgt hat, aber ich stehe dazu. Denn: So eine Markierung soll für Schutz und Sicherheit der Radfahrer sorgen, das Gegenteil ist der Fall".

Ähnlich sieht das Stefan Steurer, der Vositzende des Bayreuther ADFC: "In der Sache ist die Nominierung völlig richtig. Ich bin dort oben an der Kreuzung vor drei Monaten selbst abgeräumt worden von einem Lastwagen, der abgebogen ist."

Zwei ähnlich gelagerte Problemstellen

Auch wenn die Feustelstraße entschärft werde: Wie Wahner auf Nachfrage sagt, gebe es noch zwei ähnlich gelagerte Problemstellen für Radfahrer. "In der Meistersingerstraße ist es ähnlich, aber nicht ganz so schlimm. Und in der Justus-Liebig-Straße vor der Abzweigung zur Pottensteiner Straße haben wir noch eine solche Situation."

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