Gänsehaut und der Geruch von Kohle sind bei den Pfingstdampftagen garantiert Dampfrösser dürfen aus dem Stall

Von Peter Engelbrecht
Schwarz und mächtig: Diese Dampflok ist an den Pfingstdampftagen zu besichtigen. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Schnaufende Dampfloks wird es an den Pfingstdampftagen rund um Neuenmarkt geben. Marcus Pöhlmann spricht von einem „Eisenbahnervirus“, er erwartet an den drei Tagen Tausende von Besuchern.

 
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Der Betriebsleiter des Deutschen Dampflokomotiv Museums in Neuenmarkt (Landkreis Kulmbach) kommt ins Schwärmen, wenn er die Daten der Lok 50 975 nennt: 73 Jahre alt, 1600 PS stark und 87 Tonnen schwer. Die „Lok des Monats“ steht auf der Drehscheibe im Außenbereich des Museums. Das Besondere: Sie kann sowohl vorwärts als auch rückwärts gleichschnell fahren – mit maximal 80 Kilometern pro Stunde.

Pöhlmann ist gelernter Industriekaufmann, quasi ein Quereinsteiger. Doch Eisenbahnfan ist er von Kindesbeinen an: Immer zu Weihnachten bekam er von den Eltern Modelleisenbahnen oder kleine Dampfmaschinen geschenkt. „Es ist die unheimliche Kraft, die in einer Dampflok steckt und die man auch spürt“, schwärmt der 38-Jährige, der seit 18 Jahren im Museum arbeitet.

Doch die Zeit der schnaufenden Riesen ist lange vorbei, die letzte fuhr in Neuenmarkt 1975. „Wenn ich durchs Museum gehe, läuft mir beim Anblick der Dampfloks noch immer die Gänsehaut auf“, schildert der Experte. Im 160 Jahre alten Lokschuppen stehen derzeit zwölf davon, es riecht nach Schmiere, die Zeit steht still. Ein Stück regionaler Technikgeschichte tut sich auf.

Ein Höhepunkt der Pfingstdampftage werden die Sonderfahrten über die Schiefe Ebene von Neuenmarkt nach Marktschorgast und zurück sein. Für die acht Kilometer lange Strecke braucht die Lok samt der angehängten Waggons hin und zurück eine Dreiviertelstunde. Der Kohleverbrauch liegt bei einer Bergfahrt bei einer Tonne.

Die Schiefe Ebene war Europas erste Eisenbahn-Steilstrecke, wurde 1848 fertiggestellt. Die Steigung der Rampe beträgt 25 Promille oder 157 Höhenmeter auf acht Kilometer, das liegt im Grenzbereich einer Lok. „Da muss man richtig Dampf geben“, beschreibt Pöhlmann den Schwierigkeitsgrad – die Lok quält sich richtig rauf. „Man hört die Kolbenschläge und spürt, welche Kraft dahintersteckt“, schildert er das unvergessliche Erlebnis. Es ist die einfache Technik, die heute noch funktioniert – ohne Elektronik. Selbst die Lichtmaschine ist dampfbetrieben. Die Kunst des Lokführers ist es, die Kraft der Maschine optimal auf das Gleis zu bringen. Der Kesseldruck beträgt normalerweise zwölf bar. Der Lokführer gibt mit einem Regler Dampf auf die Zylinder, gleichzeitig stellt er mit der Steuerung das Gestänge ein, je nach Berg- oder Talfahrt oder der Zahl der Waggons. „Einen guten Lokführer erkennt man am geringen Kohlenverbrauch“, plaudert Pöhlmann aus dem Nähkästchen.

„Das Interesse an den Dampfloks steigt“, sagt der Fachmann. Vor allem Familien interessieren sich für die schnaufenden Stahlkolosse. Die mächtigen Dampfrösser sind einfach respekteinflößend. Natürlich hat Pöhlmann eine Modelleisenbahn im Keller – da fahren nur Dampfloks.

INFO: An allen drei Festtagen gibt es Dampfloksonderfahrten über die Schiefe Ebene mit der 52 8079 und eventuell der 86 333 (Fahrzeiten der Sonderzüge jeweils um 11.50 Uhr, 13.50 Uhr und 15.50 Uhr). Weiterhin ist ein Modellbahnmarkt und eine Lokparade im Kohlenhof mit Dampflokomotiven der Baureihe 50 geplant. Stattfinden wird auch der Betrieb auf der Kleinbahn mit zwei Dampflokomotiven sowie Fahrten mit der Handhebeldraisine. Die Veranstaltungen finden von 10 bis 17 Uhr statt. Weitere Infos: www.dampflokmuseum.de