Crashkurs für Bierprinzessinnen

Von Christina Holzinger
Die Brauerin Jana Neubert stellt sich der Wahl zu Bierkönigin. Foto: Alexander Muck Foto: red

Jana Neubert und sechs weitere Bewerberinnen wollen bayerische Bierkönigin werden. Eine gemeinsame Studienfahrt hat die Damen in den Kulmbacher Mönchshof geführt.

 
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Jana Neubert (24) will die Krone. Die Brauerin und Mälzerin steht im Finale mit sechs Bewerberinnen aus ganz Bayern  - sie alle wollen Bierkönigin werden. Jetzt haben sie im Kulmbacher Mönchshof Station gemacht – um ihr Bierwissen aufzufrischen.

Aus Liebe zum Bier

„Ich bin stolz auf meine Freundin“, sagt Thomas Reblitz. Immerhin würde „seine Jana“ als neunte Bierkönigin eine Männerdomäne wie das Brauwesen ordentlich aufmischen. Der Koch aus Bad Staffelstein lernte die Bierprinzessin Jana Neubert vor zwei Jahren während einer Biersommelier-Schulung kennen. Sie war die Dozentin, er der Schüler. Von Anfang an stach er ihr ins Auge. „Doch als Lehrerin geht man nicht den ersten Schritt“, sagt Neubert. Sie redeten viel – auch über das Bier. Er saß ständig in ihrer Nähe. Zufällig, wie sie annahm. Sie verliebten sich ineinander. Einige Monate später kochte sie mit Reblitz im Kulmbacher Mönchshof für die damaligen Bierprinzessinnen. „Mich hat die Atmosphäre damals so begeistert“, sagt die 24-Jährige. Zwei Jahre später sitzt sie selbst hier, ist Bierprinzessin und wird von ihrem Freund bekocht.

 

Für jedes Bier, das verkostet wird, hat Thomas Reblitz das passende Essen zubereitet. Vor jedem der vier Gänge stellt er sich vor die sieben Bierprinzessinnen Barbara Berger (28) aus München, Sabrina Mair (24) aus Münster, Sarah Müller (21) aus Bayreuth, Jana Neubert (24) aus Sonthofen, Sandra Pichlmaier (26) aus Furth, Johanna Seiler (26) aus München und Magdalena Simmel (24) aus München und erklärt ihnen die Grundzüge der Biersensorik. Welches Bier passt zu welchem Essen? Welches Bier unterstützt den Geschmack des Essens, welches hebt ihn hervor? Zu einer kräftig-würzigen Apfel-Meerrettichsuppe mit gebeizter Lachsforelle gibt es ein leichtes Weißbier. „Wenn das Essen so würzig ist, muss das Bier nicht immer mithalten“, sagt der Koch und Biersommelier. Wenn er spricht, schaut er in ihre Richtung. Und sie nickt ihm aufmunternd zu. Walter König, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes, weist die Finalistinnen während der Gänge in die Kunst der Bierverkostung ein. Ein Wissen, das die Bierprinzessinnen Anfang Mai bei der Wahl zur Bierkönigin zur Schau stellen müssen.

Bier ist ihr Leben

Bier ist schon seit vielen Jahren zentraler Bestandteil von Jana Neuberts Leben. Bereits mit 15 Jahren hat die gebürtige Allgäuerin beschlossen, Brauerin und Mälzerin zu werden. Sie war fasziniert vom Geschmack des Bieres und wollte herausfinden, wie man aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe so viele verschiedene Biersorten herstellen kann. Immerhin stellen deutschlandweit 1400 Braustätten etwa 6000 verschiedene Biere her. Es gibt so viele Sorten, dass man 16 Jahre lang jeden Tag ein neues Bier probieren könnte.

Ein reinigungsintensiver Beruf

Nach einem Praktikum bei einer Brauerei im Allgäu weiß sie: Bier ist ihr Leben. Zwei Jahre nach ihrem Schulabschluss beginnt sie eine Ausbildung zur Brauerin in Mälzerin. Was man dabei lernt? „Putzen, putzen und nochmals putzen“, sagt Jana Neubert. Während des Brauens müssten die Bottiche und Instrumente ständig gereinigt werden. Vieles andere, wie die Aufgaben von Enzymen, die Funktion der Hefe im Brauprozess oder die richtige Temperatur lerne man eher nebenbei. „Fasziniert hat mich dabei, wie aus Wasser und Malz Bier entstehen kann“, sagt die 24-Jährige. Durch verschiedene Malzsorten kann sie etwa Farbe und Aromen des Bieres steuern, durch die Maische die Schaumbildung und Geschmacksintensität.

Ab September in Kulmbach

Nach der Ausbildung ging es nach Österreich, Jana Neubert bildete sich zum Biersommelier weiter. „Die Ausbildung ist wie ein Schwimmkurs – man lernt die Grundlagen, um in einem Pool zu schwimmen.“ Doch wer in einem Meer schwimmen wolle, müsse sich weiterbilden. Dazu gehöre es, immer wieder zu üben, auch Fehler zu machen, den eigenen Horizont zu erweitern, von Kollegen zu lernen. Die 24-Jährige gab während der Zeit auch Weiterbildungen für angehende Biersommeliers, für einen wurde sie nach Bamberg geschickt. 18 Teilnehmer saßen in ihrem Kurs, unter ihnen eben auch Thomas Reblitz. Wenn sie ihren Abschluss als Brau- und Getränketechnologin hat, wird sie zu ihm nach Bad Staffelstein ziehen. Ab September wird die 24-Jährige dann angehende Brauer und Mälzer an der Berufsschule in Kulmbach unterrichten.

Die Prinzessinnen zeigen ihr Fachwissen

Am Donnerstag, 3. Mai, steht erst einmal die Wahl zur Bierkönigin an. Dann muss auch die gelernte Brauerin und Mälzerin Jana Neubert  beweisen, dass sie Biere hinsichtlich Farbe, Trübung, Geruch und Geschmack beurteilen kann. Die Konkurrenz besteht aus versierten Hobbybrauerinnen und Bierliebhaberinnen – „Fachfrauen sind traditionell in der Minderheit“, sagt Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes. Ob sie deshalb als im Vorteil ist? „Nein, dafür treten die anderen ja deutlich souveräner und selbstbewusster auf“, sagt die 24-Jährige. Ob sie Bierkönigin wird oder nicht – Thomas Reblitz ist stolz auf seine Freundin. Doch die beiden verbindet mehr als nur die Liebe zum Bier: Sie verreisen gemeinsam - natürlich in „bierige Länder“, wo man nicht nur die Städte, sondern auch den heimischen Gerstensaft entdecken kann.


Info: Ab dem 21. März findet ein Online-Voting statt, das zu einem Drittel in die Wahl mit einfließt. Unter http://www.bayrisch-bier.de/bayerische-bierkoenigin/ können Stimmen für die Bierprinzessinnen abgegeben werden.

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