Beats am Berg: Auf einen Schlag ein Erfolg

Von Marie-Christine Fischer

"Mit der Seilbahn zum Festival - das hatte ich auch noch nicht", sagt Andreas Roder aus Bayreuth. Nicht nur mit der ungewöhnlichen Anfahrt punktet "Beats am Berg" bei ihm und vielen anderen der 999 Besucher des Elektro-Festivals am Gipfel des Ochsenkopfes am Sonntag.

 
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Pluspunkt: Ausreichend Schlaf

Bis zur dritten Stützsäule der Seilbahn vor der Bergstation ist es überraschend still. Dann aber ist das Rauschen der Blätter und das Zwitschern der Vögel nicht mehr zu hören. Elektronische Klänge übernehmen. Zum ersten Mal findet "Beats am Berg" statt. Los geht es am Mittag, um 22 Uhr ist Zapfenstreich. "Auch gut, wenn man nach einem Festival mal früh im Bett ist und am Tag darauf in die Arbeit kann", sagt Christina Martin, die aus dem Kreis Tirschenreuth hergekommen ist. Andreas Bäcker aus Marktredwitz hat sich den Montag sicherheitshalber frei genommen. "Zehn Stunden tanzen - da bin ich danach erledigt."

Dass manche Gäste sich beim Tanzen verausgabt haben, zeigen die Fotos in unserer Bildergalerie.

Pluspunkt: Aussicht

Am Mittag tanzen neben Bäcker und seinem Kumpel zunächst nur wenige. Die zumeist jungen Leute lassen sich in Liegestühlen die Sonne auf den Bauch scheinen, machen es sich im Gras oder an einem der Stehtische gemütlich und genießen die Aussicht. Gerade der Blick auf die umliegenden Hügel und hinab ins Tal hat es vielen angetan. Yvonne Brunzel, die in Selb aufgewachsen ist, zwischenzeitlich aber in Berlin lebt, sagt: "In Berlin ist zwar mehr geboten. Aber so eine Location gibt es da nicht".

Pluspunkt: Nicht zu laut - oder ist das gar kein Pluspunkt?

Auch sie hat es mit dem Tanzen nicht so eilig, sitzt mit einem Freund auf der mitgebrachten Decke und unterhält sich. Ja, das kann man hier. Die Musik ist nicht übermäßig laut, für manchen gar: zu leise. "Nächstes Jahr zahle ich gerne zehn Euro mehr, wenn die Veranstalter dafür die doppelte Anzahl an Boxen aufstellen", sagt Michael Schneider aus Marktredwitz.

Pluspunkt: Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt

Überhaupt: Fast alle rühmen das Preis-Leistungs-Verhältnis. Für 25 Euro (Frühbucher bekamen die Karten für 15 beziehungsweise 20 Euro) bekannte DJs wie Felix Kröcher oder Super Flu live erleben, Berg- und Talfahrt inklusive, das sei "absolut in Ordnung", findet Denise Puschmann aus Marktredwitz. Möglich gewesen sei das nur Dank seiner Kontakte, sagt Ahmad Kord Bacheh, Geschäftsführer des Clubs "Fabrik" in Bayreuth. "Diese Künstler könnten im August jedes Wochenende vor 15.000 Zuschauern spielen. Aber weil wir auch sonst gut zusammenarbeiten, sagen sie: ,Gut, diesen Sonntag mach' ich mal was Kleines für die Fans in der Region.'"

Bacheh hat auch die Infrastruktur organisiert: Bühne, Bar, Technik, Sitzgelegenheiten, Gastronomie. Das Marketing hat der Bayreuther DJ und Jungunternehmer Peter Heinz übernommen. Er sorgte dafür, dass das auf 999 Plätze limitierte Festival ausverkauft war. Um sämtliche Genehmigungen hat sich Michael Baumgärtel aus Bischofsgrün gekümmert.

Pluspunkt: Zusätzliches Angebot in der Region

Die Besucher wissen das Engagement zu schätzen. "Für mich war klar: Wenn es bei uns in der Gegend so etwas schon mal gibt, gehe ich auch hin", sagt Franziska Heindl aus Marktredwitz. Michael Schneider erzählt: "Ich war positiv überrascht, dass man hier in der Region der Elektro-Szene die Möglichkeit gibt, so etwas zu veranstalten. Sonst fahre ich für solche Events durch halb Europa."

Pluspunkt:  Überschaubarkeit

Viele hoffen auf eine Neuauflage im kommenden Jahr - was die Veranstalter bereits ins Auge fassen. Viel größer müsse "Beats am Berg" dabei nicht werden, findet Christian Haubner aus Fuchsmühl (Kreis Tirschenreuth). "Zu den großen Festivals kommen viele Jugendliche nur zum Saufen, nicht wegen der Musik."

Am Ochsenkopf geht es zumindest am Nachmittag höchst zivilisiert zu. Mareike Eck verkauft an der "Fabrik"-Bar vor allem Bier, Cola und Wasser. Nicht eine Alkohol-Leiche liegt herum, niemand übergibt sich, kein Müll fliegt über die Wiese. Die Mitglieder der Feuerwehr Birnstengel, die für Notfälle vor Ort sind, haben Zeit, sich eine Pizza schmecken zu lassen.

Pluspunkt: Für alle erträglich

So können sich auch diejenigen gut mit "Beats am Berg" arrangieren, die der Ruhe und der Natur wegen zum Ochsenkopf kommen sind. "Uns gefällt die Musik nicht, wir sind eben Rock-'n'-Roll-er", sagt Silvia Schraml, die mit ihrem Mann Dieter den Sonntagnachmittag für eine Wanderung nutzt. "Aber so lange hier oben nicht jedes Wochenende eine Party ist, stört mich das nicht." Tina Mohr, deren Kinder gerade eine Zehn-Cent-Stück in eine Souvenir-Medaille verwandeln, findet toll, dass zur Abwechslung mal jede Menge junger Leute am Gipfel sind. "Einmal ihm Jahr kann ich auch mit Musik wandern."

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