Bayreuther Dozent holt AfD-Direktmandat

Von Elmar Schatz
Hans-Thomas Tillschneider, Islamwissenschaftler an der Uni Bayreuth und künftig AfD-Landtagsabgeordneter in Sachsen-Anhalt. Foto: red Foto: red

Mit 30,9 Prozent hat der Bayreuther Islam-Wissenschaftler Hans-Thomas Tillschneider für die AfD das Direktmandat im Wahlkreis Dürrenberg-Saalekreis geholt: Er zieht nun für die umstrittene Partei in den Landtag von Sachsen-Anhalt ein. Tillschneider fiel bereits im vergangenen Jahr durch seine Pegida-Teilnahmen auf. Wie weit rechts steht der 38-Jährige?

 
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Tillschneider wird in einem Medienbericht als „Chefideologe der AfD“ bezeichnet. Seine Teilnahme an Pegida-Demonstrationen in Dresden war in Bayreuth schon Anfang vergangenen Jahres ein Thema.

Universitätspräsident Stefan Leible hatte damals erklärt: „Persönlich ärgert mich das sehr, da ich strikt gegen Pegida bin. Als Universitätspräsident kann und werde ich keine Stellungnahme abgeben, solange sich Herr Tillschneider im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung bewegt und gegen keine Dienstvorschriften verstößt. Meinungsfreiheit gilt für alle, auch wenn die Meinungen der Hochschulleitung nicht passen.“

Sein Dienstverhältnis in Bayreuth wird ruhen

Am Dienstag war Professor Leible verreist und nicht zu erreichen. Der Personalleiter der Universität Bayreuth, Roland Jakisch, sagte, Tillschneider befinde sich in einem Dienstverhältnis auf Zeit, das irgendwann enden werde. Sobald Tillschneider die Wahl in Sachsen-Anhalt angenommen habe, werde sein Dienstverhältnis an der Universität Bayreuth ruhen. Tillschneider ist Akademischer Rat auf Zeit.

Interview-Anfrage blieb unbeantwortet

Tillschneider ließ eine Interview-Anfrage am Dienstag zunächst unbeantwortet. Dem Kurier hatte er vergangenes Jahr bestätigt, einige Kundgebungen der Pegida in Dresden besucht zu haben, die gegen eine „Islamisierung Deutschlands“ demonstriert.

In einem Medienbericht heißt es, Tillschneider habe sich in einem Interview als „eine Art Rudi Dutschke von rechts“ tituliert. Zeitweise habe er auch bei der radikalen Leipziger „Legida“ mitgemacht.

In einem Artikel habe er seine Forderung verteidigt, den staatlichen Schulzwang durch eine "Bildungspflicht" zu ersetzen. Damit Eltern ihre Kinder zu Hause unterrichten könnten. Denn in sstaatlichen Schulen bestehe eine "sozialistische Idealisierung des Kollektivs" sowie Indoktrinationsgefahr. Diese sieht Tillschneider auch durch die "Frühsexualisierung" an Schulen und sogar in Kindergärten gegeben.

Tillschneider nennt sich "Feind aller linken Spießer". Er sei "hundert Prozent Patriot" und "hundert Prozent Demokrat". Im Wahlkampf verhöhnte er allerdings den Landtag von Sachsen-Anhalt: Der verliere sich in "technokratischen Scheindebatten".

Zur EU meint Tillschneider, es sei nur eine Frage der Zeit, "wann dieser monströse Vielvölkerstaat zusammenbricht". Er befürwortet den Austritt Großbritanniens aus der EU und wünscht sich einen Sieg der rechtsradikalen Marine Le Pen in Frankreich.

Aus dem bayerischen Wissenschaftsministerium verlautete, Tillschneider werde mit Beginn der Leigslaturperiode in Sachsen-Anhalt keine Bezüge als Dozent in Bayreuth mehr erhalten und die im Vorlesungsverzeichnis angekündigten drei Seminare im Sommersemester nicht mehr halten können.

Der in Rumänien geborene ehemalige Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes ist Vorsitzender der „Patriotischen Plattform“. Er war mehrmals Gastautor der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

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